Dreikönigstreffen des CDU-Kreisverbandes Altenkirchen
Eigentlich war bislang das Dreikönigstreffen der CDU im Kreis Altenkirchen ein mediales Ereignis und zumindestens die örtlichen Medien waren bei den Vorträgen der Referenten vor Ort. Jetzt scheint es anderes, das Dreikönigstreffen mit Professor Uwe Jun geriet zur parteiinternen Veranstaltung, die nun per Pressemitteilung kundgetan wird. Wir wollen das unseren Lesern/innen nicht vorenthalten.
Marienthal. Bei schönstem Winterwetter trafen sich Vertreter des CDU Kreisverbandes Altenkirchen zum traditionellen Dreikönigstreffen in Marienthal. Zu Gast war in diesem Jahr der Politikwissenschaftler Professor Uwe Jun. Er lehrt an der Universität Trier und ist Sprecher des Arbeitskreises Parteienforschung der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft.
In seiner Begrüßung verwies der CDU Kreisvorsitzende Dr. Josef Rosenbauer auf die vielfältigen Forschungsschwerpunkte des diesjährigen Gastes. Dazu zählen Parteien- und Vergleichende Parlamentarismusforschung sowie Föderalismus, Politische Kommunikation und Koalitionsforschung. Rosenbauer erhoffte sich vom Vortrag eine Standortbestimmung in der derzeitigen Parteienlandschaft sowie Hinweise zur politischen Kommunikation, sprich Wähleransprache.
Mit diesem Hintergrund stieg Professor Jun auch direkt in seinen Vortrag ein und zeigte den Anwesenden vor allem die Entwicklung des deutschen Parteiensystems auf. Dabei führte er zu Beginn aus, dass die CDU als mitgliederstärkste und derzeit in den Umfragen deutlich vorne liegende Partei, vor allem vor der SPD, nach wie vor die führende politische Kraft in Deutschland ist. Besonders geprägt durch die Bundeskanzlerin, die nicht nur innenpolitisch sondern auch im europäischen Rahmen immer noch die Richtung vorgibt. Die dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es grundlegende Veränderungen sowohl in der Parteienlandschaft als auch im Wählerverhalten gibt. Dieser Wandel sei auf gesellschaftliche Veränderung zurückzuführen, die bereits in den 1990 Jahren ihren Anfang nahm und sich nun zeitverzögert auch in der Parteienlandschaft wiederfindet. So werden entstehende Repräsentationslücken, die von den etablierten Parteien nicht gefüllt werden, durch neue Parteien geschlossen. Beispiele dafür sind die Grünen in den 1980er Jahren, die PDS in den 1990er Jahren und derzeit die AfD. Letztlich erlebe man in Deutschland eine Normalisierung in der Parteienlandschaft.
Besonders erschwerend komme für die beiden großen Parteien hinzu, dass sich ihre traditionellen Wählermilieus ändern und es mehr und mehr zu einer lockeren Wählerbindung kommt. Die zunehmende Zahl an Wechselwählern mache es auch der Forschung schwer, verlässliche und vor allem beständige Aussagen zur Wahl zu treffen. Professor Jun zeichnete weiterhin ein Bild der unterschiedlichen Wählerschichten, die von der Forschung in fünf Gruppen eingeteilt werden, um die die Parteien konkurrieren. Durch die Vergrößerung der Parteienlandschaft komme es zu einer Segmentierung, welche die Bildung von Koalitionen zunehmend schwerer mache.
Dabei besetzten vor allem die kleineren Parteien verschiedene Pole. Eine sozialstaatliche Position werde von der Linken eingenommen, während die FDP einen klaren marktwirtschaftlichen Ansatz vertrete. Die Grünen vertreten soziokulturelle Positionen wohingegen die AfD ganz klar konservativ autoritäre Inhalte vertritt. Die beiden Volksparteien CDU und SPD finden sich in der Mitte dieser Pole wieder. Dabei hat sich vor allem die CDU in der Mitte breit gemacht, führte Jun aus. Dies führe zunehmend zu einem bunten Bild an Koalitionsregierungen in den Ländern und auf Bundesebene zu einer Großen Koalition.
Die derzeitige politische Stimmung im Land deutet auf eine Politisierung der Gesellschaft außerhalb der Parteien und zum Teil sogar gegen die Parteien hin. Für die Parteien kommt erschwerend hinzu, dass der Mitgliederbestand immer kleiner wird und das Image der Politik und Parteien kein gutes ist. "Gerade die kleineren Parteien verstehen es mit Polarisierung und Pointierung zu Punkten, da sie zumeist nur ein kleineres Wählerklientel bedienen müssen. "Besonders der CDU als Partei der Mitte fällt es dabei schwer hier beim Wähler zu punkten", so Professor Jun abschließend.
Im Anschluss an seinen Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, bei der nicht nur das Gehörte eifrig diskutiert wurde, sondern auch weitere Themenfelder aus der Landespolitik, die Rolle des politischen Islams sowie der politischen Kommunikation im Mittelpunkt standen.
"Im Wahljahr 2017 haben Sie uns einige Fingerzeige für die anstehenden Wochen und Monate gegeben, die wir auf jeden Fall weiter vertiefen werden", so Rosenbauer zum Abschluss der Veranstaltung. (PM)