Neujahrsempfang trifft Industrie 4.0
Seit 20 Jahren hat der gemeinsame Neujahrsempfang der katholischen und evangelischen Kirche sowie der Verbandsgemeinde nun schon Tradition in Hamm. Am 27. Januar war es wieder so weit und für Bürgermeister Rainer Buttstedt war es der letzte in seiner Amtszeit.
Hamm. Ein Neujahrsempfang in der Verbandsgemeinde Hamm ist immer mehr als nur ein Rückblick auf das vergangene Jahr und ein Ausblick in die Zukunft. Seit vielen Jahren werden die verschiedensten Referenten eingeladen, um über bestimmte Themen zu informieren.
Bürgermeister Rainer Buttstedt freute sich sehr, dass so viele Mitbürger, die Vertreter der Kirchen und Schulen sowie auch einige Unternehmer aus der Region seiner Einladung gefolgt waren, denn sein letzter Neujahrsempfang stand unter einem Thema, das Buttstedt besonders beschäftigt: der Fachkräftemangel. Die Region bietet viele gut aufgestellte Unternehmen, die besonders jungen Menschen einen attraktiven Arbeitsplatz bieten können. Dennoch finden immer weniger junge Menschen den Weg in eines dieser Unternehmen.
Der Landkreis Altenkirchen ist der am drittstärksten industrialisierte Landkreis in Rheinland-Pfalz und wenn es nicht gelinge, Fachkräfte zu gewinnen, dann werde unter anderem die Landflucht ein immer größeres Ausmaß annehmen, so Buttstedt. „Die heutige Generation ist nicht auf Abenteuer aus“ – junge Menschen suchen ein auf Dauer angelegtes, festes Arbeitsverhältnis und davon könne die Region profitieren.
Aus diesem Grund wurde, so Buttstedt wörtlich, eine interessante Persönlichkeit aus der Nachbargemeinde Hilgenroth eingeladen: Prof. Dr.-Ing. Klaus Becker, Präsident der technischen Hochschule Bingen. Mit seinem Vortrag „Von Industrie 1 bis 4.0 – dem Ingenieur ist nichts zu schwör“ informierte er über den, seiner Meinung nach oft verkannten, Beruf des Ingenieurs. Von Vorurteilen gegenüber des Berufsbildes über die Anfänge der Ingenieurskunst bis hin zur weltweiten Vernetzung – Prof. Dr. Becker informierte auf verständliche und humorvolle Weise über teils hochkomplexe Entwicklungen in unserer Welt, die ohne die Arbeit von Ingenieuren überhaupt nicht möglich wären. Er möchte junge Menschen, insbesondere auch Mädchen und junge Frauen, für den Beruf begeistern und an der technischen Hochschule Bingen, die schon einige berühmte Absolventen hervorgebracht hat und sich in der Stadt befindet, in der ab dem Jahr 1906 mit dem Automobilbau in Deutschland begonnen wurde, wird viel für die Studierenden getan. Beispielsweise bietet die Hochschule ein duales Studium, das neben der Berufstätigkeit an den Wochenenden absolviert werden kann.
Und bei all den Vorurteilen, die es über den Beruf des Ingenieurs gibt, er sei dröge und zudem noch relativ schlecht bezahlt, gibt es doch zahlreiche Argumente, die für den Beruf sprechen. Ob die Entwicklung von empfindlichen Sensoren für die Automobilindustrie oder Innovationen in der Medizintechnik – das und noch viel mehr fällt in das Tätigkeitsfeld von Ingenieuren und das macht den Beruf doch ziemlich spannend.
Im Anschluss an den Vortrag stand Prof. Dr. Klaus Becker für Fragen der Gäste zur Verfügung, die sich auch teilweise kritisch und nachdenklich gegenüber fortschreitender Automatisierung und Dezentralisierung äußerten. Bei all er Begeisterung über die technologischen Fortschritte, sagte Becker, müsse man sich auch immer der moralischen Werte unserer Gesellschaft bewusst sein.
Rainer Buttstedt war es schon immer wichtig, interessante Referenten zu den Neujahrsempfängen einzuladen, um in den Austausch mit Experten zu kommen und seinen Horizont zu erweitern. Für ihn waren die Empfänge stets bereichernd und er hofft, dass diese Tradition auch nach seiner Amtszeit, die in diesem Jahr endet, fortgeführt wird.
Musikalisch begleitet wurde der Neujahrsempfang vom Windecker Chor Nova Cantica unter der Leitung von Achim Runge. (rst)
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