Alte Postfiliale in Kirchen erhielt neue Nutzung
Lange standen sie leer, die ehemaligen Räume der Postfiliale in Kirchen neben dem Rathaus. Eine externe Vermietung hatte bis dato nicht geklappt. Auch Vorschläge die in den Ratssitzungen eingebracht wurden für eventuelle Eigennutzung wurden verworfen. "Kirchen unvergesslich" ist jetzt dort eingezogen. Die gemeinsame Initiative des Seniorenbeirates, des Pflegestützpunktes, der Stadt und Verwaltung wurde jetzt öffentlich vorgestellt.
Kirchen. „Wir wollten dem Leerstand unbedingt entgegen wirken, die Räume temporär nutzen“, so Bürgermeister Jens Stötzel bei der Vorstellung der neuen Räumlichkeiten gemeinsam mit Stadtbürgermeister Andreas Hundhausen, dem 1. Vorsitzenden des Seniorenbeirats, Helmut Ermert und Franz-Josef Heer vom Altenpflegestützpunkt des Kreises Altenkirchen.
Jetzt springt dort das Logo „Kirchen unvergesslich“ ins Auge. Ein geniales aber ernstes Wortspiel. Franz-Josef Heer vom Pflegestützpunkt hat einen Demenz-Parcours aufgebaut, für dessen Beschreiten er auf viele Interessierte, Pflegende, Angehörige, Betroffene, aber auch Schulen und Seniorenbeiräte hofft. Kirchen ist schließlich auf dem Wege zu einer demenzfreundlichen Kommune, was immer wieder einmal ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt werden soll.
So hat sich mit der jetzigen Nutzung der Räumlichkeiten, wenn auch nur vorübergehend, falls doch noch ein externer Mieter gefunden wird, eine wunderbare Gelegenheit aufgetan. Zum einen können die zahlreichen Flyer und Info-Materialien die der 1. Vorsitzendes des Seniorenbeirats der Stadt Kirchen, Helmut Ermert bei sich zu Hause aufbewahrte, dort gelagert werden, was sogar dekorativ in und auf einem alten Küchenschrank der Fall ist, zum anderen können jetzt auch persönliche Gespräche angeboten werden, die sonst nur telefonisch erfolgen konnten.
„Falls erforderlich kann ein Rückbau schnell erfolgen, schließlich ist die ganze Aktion äußerst kostengünstig abgelaufen, nur ein Eimer Wandfarbe musste investiert werden. Sessel und Tisch wurden aus dem Ratssaal übernommen“, sagte Bürgermeister Jens Stötzel.
42 Demenzkranke leben in Kirchen, 113 auf Verbandsgemeindeebene, erläuterte Franz-Josef Heer. Bereits in den Jahren 2020 bis 2030 wird mit einem massiven Anstieg von Erkrankten gerechnet. Jetzt ist erst einmal eine Konferenz geplant, bei der Bürger, Pflegedienste, staatliche Stellen gemeinsam an einem Tisch, natürlich in den neuen Räumen, zusammenkommen sollen. „Wir wollen sehen wo drückt der Schuh am meisten“, so Heer, der die wichtigsten Ziele kurz beschreibt:“ Die Lebenssituation der an Demenz Erkrankten verbessern, die Pflegenden entlasten und vor allem das Thema Demenz enttabuisieren“.
Wer wissen möchte, wie es ist, wenn der Alltag seine Normalität verliert, einfachste Aufgaben zu einem unüberwindlichen Hindernis werden und dazu noch die Scham kommt, selbst einfachste Aufgaben nicht mehr lösen zu können, der sollte einmal den Parcours abschreiten. Ganz sicher wird das Verständnis für die Erkrankten dadurch größer werden.
Eine Erleichterung für Angehörige dürfte auch ein Notfall-Ordner mit Unterlagen für Notarzt und Krankenhaus, wichtige persönliche Papiere sowie eine Patientenverfügung sein, der zum Preis von 5 Euro bei Helmut Ermert erworben werden kann. 300 dieser Ordner sind bereits verkauft, 70 Exemplare sind nachbestellt.
Franz-Josef Heer ist als Ansprechpartner unter der Telefonnummer (02741) 930161 zu erreichen. Auskünfte ebenfalls über das Bürgerbüro der Verbandsgemeinde Kirchen unter der Rufnummer (02741)6880. GW
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