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Nachricht vom 17.05.2009    

Schneckentempo bei Gleichberechtigung

Mit der Gleichberechtigung geht es nur langsam voran. Mädchen sind zwar die besseren Schüler, haben aber trotzdem weniger Erfolg im Beruf. In einer neuen Bröschüre der Agentur für Arbeit wird Bilanz gezogen.

Neuwied/Altenkirchen. Wie sieht es auf dem heimischen Arbeitsmarkt eigentlich mit der Gleichberechtigung aus? Einmal im Jahr zieht Gisela Kretzer Bilanz. Die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (kurz: BCA) der Agentur für Arbeit Neuwied legt dafür auch eine Broschüre vor, die ihre Einschätzung mit Zahlen untermauert. Das Fazit für 2008: "Es wird zwar besser. Aber richtig gut ist es noch nicht. Wer im Berufsleben gleiche Chancen und Bedingungen für Männer und Frauen schaffen will, der muss sich wohl oder übel damit abfinden, dass er nur in sehr kleinen Schritten vorankommt."
Wer sich aufgrund von Zahlen und Statistiken ein Bild der Wirklichkeit machen möchte, der muss genau hinschauen, denn zunächst sieht es für die Frauen gar nicht so schlecht aus. Die Zahl der sozialversicherungs-pflichtigen Beschäftigungen stieg nach teilweise deutlichen Rückgängen in der Vergangenheit wieder an, und es sind auf den ersten Blick vor allem die Frauen, die davon profitieren. "Trotzdem haben die Männer noch immer sehr deutlich die Nase vorn“, erklärt Kretzer. In Zahlen ausgedrückt heißt dies: Am Stichtag im Juni 2008 waren 50.343 Männer, aber nur 36.703 Frauen sozialversicherungs-pflichtig beschäftigt. "Die Kluft vergrößert sich noch, wenn man bedenkt, dass ein großer Teil der Frauen nur in Teilzeit arbeitet."
Grundsätzlich haben Teilzeit- und geringfügige Beschäftigungen – also die so genannten Minijobs – 2008 deutlich zugenommen. "Die Zahl der Männer, die sich - auch aus familiären Gründen - für eine Teilzeitstelle entscheidet, steigt zwar kontinuierlich an, ist aber unterm Strich noch immer verschwindend gering. So nahm die Zahl der Teilzeit beschäftigten Männer zwar von 1275 im Jahr 2003 auf immerhin 1585 in 2008 zu. Verglichen mit der Steigerung von 11.689 auf 12.990 Teilzeit beschäftigte Frauen ist dies aber immer noch verschwindend gering."
Ähnlich stellt sich die Situation bei den rund 29.708 geringfügigen Beschäftigungen dar. Gut die Hälfte dieser Arbeitsverhältnisse haben Frauen inne, die sonst kein eigenes Geld verdienen. Weitere 15 Prozent entfallen auf Frauen, die diese Stellen als Nebenjob nutzen. Der Anteil von Männern, die ausschließlich in Minijobs arbeiten, liegt hingegen nur bei 20 Prozent, 14 Prozent nutzen diese Möglichkeit, um sich etwas hinzuzuverdienen. Fazit: Teilzeitarbeit und Minijobs bleiben Frauendomänen.
"Damit setzt sich ein Trend fort, den wir seit Jahren beobachten: Es sind noch immer überwiegend die Frauen, die versuchen, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Gut qualifiziert, wie sie oft sind, wollen sie zwar den Anschluss ans Arbeitsleben trotz Kinderwunsch nicht verpassen. Trotzdem sind sie es, die zurückstecken müssen, wenn die familiäre Situation Opfer erfordert." Bemerkenswert sei dies vor allem deshalb, weil junge Frauen nach wie vor die besseren Schulabgänger sind, meint Kretzer. Immerhin hatten von 1330 Bewerberinnen 715 (54 Prozent) ihre Schulausbildung mit Mittlerer Reife oder (Fach-) Abitur beendet. Ohne Abschluss verließen 2008 hingegen nur 17 Mädchen die Schule, das sind 1,2 Prozent. Dagegen hatten von 1439 Jungs nur 602 (42 Prozent) Mittlere Reife oder (Fach-) Abitur; 780 (54 Prozent) hatten einen Hauptschul-, 49 (3,4 Prozent) gar keinen Abschluss.
Aus ihren besseren Startbedingungen scheinen die meisten weiblichen Jugendlichen aber nach wie vor wenig zu machen. Noch immer konzentrieren Mädchen sich bei der Wahl eines Ausbildungsplatzes auf eine Handvoll Berufe. Ganz oben auf der Wunschliste standen auch 2008 Bürofachkraft, Verkäuferin, Friseurin und Arzthelferin. "Angesichts der guten schulischen Leistungen von Mädchen kann man kaum davon ausgehen, dass sie für andere Berufe kein Talent besitzen. Da scheinen eher die Rollenbilder ganz festzusitzen. Das ist vor allem deshalb schade, weil die von den Mädchen bevorzugten Berufe nicht unbedingt die größten Erfolgs- und Einkommensaussichten bieten."
Die komplette Broschüre "Frauen und Männer am Arbeits- und Ausbildungsmarkt" liegt in allen Geschäftsstellen der Agentur für Arbeit aus. Nähere Informationen: Gisela Kretzer, Telefon 02631/891 560.



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