Daadener pflanzten Lutherbaum in Wittenberg
Der Papst hat einen, die Katholische Kirche Deutschlands hat einen, auch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Surinam oder die in Australien haben einen. Und nun haben auch die Evangelische Kirchengemeinde Daaden und die Männerarbeit im Kirchenkreis Altenkirchen einen. Die Rede ist vom Lutherbaum. Am 11. Juni erhält Daaden seinen Lutherbaum.
Daaden/Kreisgebiet. Vor fast 500 Jahren gab Martin Luther entscheidende Impulse zur theologischen und geistlichen Reform der Kirche. Was durch Luthers Neuentdeckung der Rechtfertigung aus Gnade und seinem Kampf gegen den Ablass begann, entwickelte sich zu einer weltweiten Reformbewegung, die Wittenberg auf allen Kontinenten bekannt machte. Bis heute wirken grundlegende Einsichten seiner Theologie nach - nicht nur in den Kirchen, die aus der lutherisch geprägten Reformation hervorgegangen sind. Dank der ökumenischen Bewegung, die insbesondere im 20. Jahrhundert durch intensiv geführte Dialoge große Früchte getragen hat, haben die christlichen Weltgemeinschaften zu einer geistlichen Gemeinschaft gefunden.
Im Jahre 2017 wird des 500-jährigen Jubiläums der Reformation, die in der Lutherstadt Wittenberg ihren Anfang nahm, gedacht. Um diesem Ereignis Ausdruck zu verleihen, entsteht in den Wallanlagen von Wittenberg der Luthergarten. Im Rahmen dieses Projektes werden an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet insgesamt 500 Bäume gepflanzt und geben so der optimistischen Haltung Luthers, die sich in dem ihm zugeschriebenen Zitat vom "Apfelbäumchen" so anschaulich ausdrückt, konkrete Gestalt. Kirchen aus aller Welt und aller Konfession sind eingeladen, die Patenschaft für einen der 500 Bäume zu übernehmen und gleichzeitig einen Baum im Bereich ihrer Heimatkirche zu pflanzen. Über 100 Länder aus allen 6 Erdteilen haben an der Aktion inzwischen teilgenommen, von Kanada, Guyana, Myanmar, Australien bis Simbabwe oder Nepal. Insgesamt haben sich über 400 namhafte Personen und Gruppierungen am Projekt beteiligt, darunter die Evangelische Kirche Deutschlands, der Bundespräsident, das Dänische oder das Schwedische Königshaus, jeweils vertreten durch den Monarchen.
Zur Pflanzung in Wittenberg war nun eine kleine Delegation aus dem Daadener Land gereist. Für die Evangelische Kirchengemeinde Daaden nahm Kirchenbaumeister Willi Jung den Spaten in die Hand, Thorsten Bienemann legte für die Männerarbeit im Evangelischen Kirchenkreis noch eine Schippe oben drauf. Bereits 2013 hatte Bienemann erste Gespräche mit dem Lutherzentrum Wittenberg geführt und die Aktion angebahnt. Nachdem sich Sponsoren gefunden hatten, die sich am Projekt beteiligten, konnte es dann konkreter werden. Die Westerwaldbahn, der Aktionskreis Daaden und die Kirchengemeinde Daaden konnten sich spontan dafür begeistern und sicherten Ihre Unterstützung zu. Den fehlenden Betrag steuerte Bienemann dann privat zu und widmete diesen der Männerarbeit im Kirchenkreis.
Im Beisein von Pfarrer Kasch, Leiter des Lutherzentrums, wurde nun mit einer Andacht vor Ort die Übergabe vollzogen. Als biblisches Votum hatte Pfarrer Steffen Sorgatz dazu Epheser 2,14: ausgesucht "Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat und hat den Zaun abgebrochen, der dazwischen war, indem er durch sein Fleisch die Feindschaft wegnahm." Nicht schlecht staunten die Daadener dann jedoch, als ein Reporter vom Hessischen Rundfunk hinzukam, um über die Aktion zu berichten. Mit einer Tonaufnahme wird in Kürze eine Radiosendung ausgestrahlt. Kasch wies in seiner Ansprache auf den besonderen Standort des Baumes hin. Im Luthergarten am Neuen Rathaus spannt sich ein Weg, gesäumt von Silberlinden, über den gesamten Platz. In dessen Mitte, am Schnittpunkt zweier Baumalleen, befindet sich später als zentrales Element die im Boden eingelassene Lutherrose. Die heutige Gestalt dieses Bereiches spiegelt Stadtgeschichte seit dem Umbau der Festung zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart wider. Ein Gebiet, welches lange Zeit als militärisches Gelände diente, wird nun durch die Einbeziehung in das Projekt Luthergarten völlig umgewandelt: "Wo bis Mitte der 90er Jahre noch Bajonette aufgepflanzt wurden, pflanzt man jetzt Bäume", so Kasch. Durch sein partnerschaftliches Konzept stiftet der Luthergarten Interaktion und setzt kommunikative Prozesse in Gang. So entstehen Impulse, die positiv in die Stadt, die Region, das Land und letztendlich in die Welt ausstrahlen und so länderübergreifend die Bedeutung der Reformation sichtbar machen.
Und dies konnte man dann auch gleich unter Beweis stellen. Für den gleichen Tag war die Pflanzung des Baums der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Oldwick/New Jersey, USA, auf der Nachbarparzelle angesetzt. Da die Gemeinde jedoch vor Ort nicht teilnehmen konnte, übernahmen die Daadener ganz im Sinne des Projektes und eingedenk guter nachbarschaftlicher Beziehungen, spontan die Pflanzung und sendeten auch gleich per Email Fotos und Segenswünsche in die USA. Mit dem Luthergarten wird ein Zeichen der Verbundenheit, Vernetzung und Versöhnung der Kirchen weltweit gesetzt. Somit gehen Impulse für die Stadt, die Region, das Land und letztendlich wieder für die Welt aus. Mit einem Besuch der Schlosskirche und der Gräber von Luther und Melanchthon endete der Besuch in Wittenberg.
Einpacken können die Daadener den Spaten indes noch nicht. Erst muss am 11. Juni noch der Partnerbaum in Daaden gepflanzt werden. Gleich nach dem Gottesdienst wird an der Barockkirche im Beisein von Innenminister Roger Lewentz dann ein Amberbaum gesetzt. Weitere Infos und Berichte zum Projekt auch unter www.luthergarten.de.
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