BBS-Schüler aus Betzdorf-Kirchen rocken Mainzer Landtag
Wenn die "echten" Politiker am Ende des Tages davon sprechen, dass sie viel von den angehenden Abiturienten lernen konnten und wenn ein im Gemeinschaftskunde-Unterricht entstandener Gedanke demnächst im zuständigen Fachausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags besprochen wird, dann hat sich monatelange Arbeit ausgezahlt.
Betzdorf-Kirchen. Im Dezember des vergangenen Jahres bewarb sich die Jahrgangsstufe 11 des Beruflichen Gymnasiums der BBS Betzdorf-Kirchen gemeinsam mit ihrer Lehrerin Natalie Glenske erfolgreich für die Teilnahme am Schüler-Landtag - einer Initiative des Ministeriums, die in diesem Jahr zum 32. Mal durchgeführt wird.
„Den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene verlagern“ lautete der Antrag der Westerwälder, den es am 9. Mai in Mainz „durchzuboxen“ galt. Dass dieses Vorhaben allerdings nicht mal eben mit links zu erledigen ist, war eine von vielen wichtigen Erfahrungen in der Vorbereitung daraufhin. Die eigens benannte Pro-Bahn-Fraktion (PB) bekam es nämlich mit drei weiteren Schulklassen aus Rheinland-Pfalz zu tun, die an besagtem 9. Mai mit insgesamt 100 Schülern den Landtag für mehrere Stunden bildeten.
Schon im Vorfeld setzten die drei anderen Fraktionen sich mit dem Antrag aus Betzdorf auseinander und formulierten Gegenanträge dazu. Diese brachten die Pro-Bahner aber nicht aus dem Konzept, sondern motivierten sie zusätzlich. Akribisch wurden Für und Wider getauscht sowie Recherchen in die unterschiedlichsten Richtungen betrieben, damit auch auf jede eventuelle Rückfrage eine überzeugende Antwort geliefert werden konnte. Mit der Staatsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler und dem rheinland-pfälzischen Landtagspräsidenten Hendrik Hering holte man sich außerdem im Vorfeld einen immens hilfreichen Support ins Haus. Beide Politiker besuchten die BBS und standen dem Gemeinschaftskundekurs jeweils 90 Minuten Rede und Antwort.
All die Mühen sollten sich auszahlen. Der 32. Schüler-Landtag wurde zum Erfolg für die Elftklässler. Vor etlichen Berufspolitikern, darunter auch Michael Wäschenbach und Sabine Bätzing-Lichtenthäler aus dem Wahlkreis Betzdorf/Kirchen, vor TV-Kameras, Radiosendern, zahlreichen Fotographen und eingeschalteten Mikrophonen standen die „Neu-Abgeordneten“ ihren Mann beziehungsweise ihre Frau. Die Klasse um ihren „Präsidenten“ Sören Budenbender, „Vizepräsident“ Jan Althoff, „Fraktionsvorsitzenden“ Jonas Gelhausen und den „stellv. Fraktionsvorsitzenden“ Lukas Kleinfeld brachte ihren Antrag nach einstündiger souverän geführter Diskussion mit deutlicher Mehrheit durch. Das gelang außer ihnen nur noch einer weiteren „Fraktion“.
Dieser Umstand hat zur Folge, dass es noch einen Ausflug nach Mainz geben wird. Auf Einladung des Landes werden die BBS-Schüler dem echten Fachausschuss des Landtags beiwohnen, wenn dieser im Juni tatsächlich und in ernster Absicht über die Frage beratschlagt, ob der Güterverkehr von der Straße auf die Schiene verlagert werden sollte. Wer weiß, wie weit es die Idee aus einem Betzdorfer Klassenzimmer noch bringen wird.
Unabhängig davon fällt das Fazit uneingeschränkt positiv aus. Glenske sprach nicht nur von einer gelungenen Veranstaltung, sondern auch von einer maximalen Förderung der Urteils- und Handlungskompetenz im Politikunterricht. Den Schülern war der Stolz anzusehen, alle Fragen, die auf sie zukamen, hinreichend beantwortet zu haben. Außerdem fiel ihnen das gute Klima zwischen den Parteien und der disziplinierte Diskussionsverlauf positiv auf. Dafür erhielten sie sogar Lob von den Berufspolitikern.
Die Art des Gemeinschaftskundeunterrichts beschrieben sie als praxisbezogen und abwechslungsreich. Ferner empfanden sie die intensive Gruppenarbeit als Stärkung ihrer Klassengemeinschaft. Es spricht also unter dem Strich nicht allzu viel gegen eine erneute Bewerbung im Jahr 2018.
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