Stiftung Kultur im Kreis AK erhält Original-Urkunde der Stadtrechte
Ob im Jahr 1314 in Altenkirchen mit der Verleihung der Stadtrechte mit Wasser und Brot gefeiert wurde, ist nicht überliefert. Aber die Original-Urkunde gibt es und sie wurde nun an die Stiftung Kultur im Kreis AK im historischen Quartier von Angehörigen der Familie, die im Besitz der Urkunde war, übergeben. Ein bewegender Augenblick, den sowohl der Vorsitzende der Stiftung, Klaus H. Reifenrath, als auch Stadtbürgermeister Heijo Höfer würdigten.
Altenkirchen. Am Dienstag, 23 Mai, konnte der Vorsitzende des Vorstandes der Stiftung Kultur im Kreis AK, Klaus H. Reifenrath, viele Gäste im historischen Quartier, den Räumen des Fördervereins Bismarkturm, in Altenkirchen begrüßen. Es war ein besondere Anlass, denn nach 703 Jahren kehrte die Orignalurkunde zur Verleihung der Stadtrechte nach Altenkirchen zurück. Der Bürgermeister der Kreisstadt, Heijo Höfer, begrüßte in einer kurzen Rede die Anwesenden und gab dann das Wort an Dr. Kirsten Seelbach.
Seelbach erläuterte, dass die Verleihung der Stadtrechte im Mittelalter zu den sogenannten Regalien gehörte, also ein Königsrecht war. Hierzu zählten auch das Münz- und Marktrecht.
Warum erhielten Altenkirchen, Hachenburg und Weltersburg im Jahre 1314 die Stadtrechte von König Ludwig IV.? Seelbach führte aus, daß diese Verleihung immer auch ein politisches Mittel waren um sich, als König und Herrscher, der Unterstützung von Verbündeten sicher sein zu können oder aber als „Belohnung“ für geleistete Dienste. Die Herrscher in diesen Gebieten, hier in Altenkirchen die Sayner, waren immer schon Gefolgsleute der verleihenden Könige. Altenkirchen wurde auch als Abgrenzung zum Gebiet der Grafschaft Wied, die Almersbach, auf der anderen Seite der Wied gelegen, 1357 die Stadtrechte verliehen, die aber nie gnutzt wurden. Seelbach beschrieb, dass es wohl der großen Reichspolitik zu verdanken sei, dass Altenkirchen, vor mehr als 700 Jahren, die Stadtrechte erhielt. Das die Grafen von Sayn diese Rechte weidlich nutzten, sehe man heute daran, das Altenkirchen eine erfolgreiche und bis heute bestehende Stadt sei.
Christian Eicher erläuterte die Geschichte dieser Urkunde in seiner Familie. Er führte, in Vertretung seiner Mutter, die aufgrund ihres hohen Alters und Gesundheitszustandes nicht an dieser Veranstaltung teilnehmen konnte, aus: „Meine Mutter hat sich aus zwei Gründen entschlossen der Stiftung die Urkunde zu übergeben: zum einen, um ein wichtiges Zeugnis der regionalen Geschichte zu erhalten, zum anderen um den Erhalt der Urkunde zu sichern.“
Die Urkunde sei seit langer Zeit im Besitz der Familie seiner Mutter, die im Nachlass ihrer Mutter Margarethe Schumacher geb. Stein, verschiedene Schriftstücke und Urkunden aus der Hinterlassenschaft von Christian Daniel Jung, einem, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in Kirchen ansässigem Knappschaftsarztes, der sich auch als Heimatforscher einen Namen gemacht hatte. Die Familie würde sich über eine weitere Zusammenarbeit mit der Stiftung, bei der Aufarbeitung der Nachlässe, sehr freuen so Eicher.
Diplom-Restauratorin Esther Nickel ging dann in ihren Ausführungen auf die notwendigen Schritte bei der Sicherung und dem Erhalt der Urkunde ein. Die Aufbewahrung in einer mit Watte ausgekleideten Metalldose habe einen gewissen Reiz, sei aber aus Sicht der Restauration denkbar ungeeignet, da es hier zu Kontakt mit dem Metall gekommen sein kann. Es werden langwierige Untersuchungen stattfinden müssen, so Nickel weiter, um einen Befund zum Zustand, den verwendeten Materialien, Schäden und eventuell dem Befall durch Mikroorganismen, zu erhalten. Wichtig wird es sein, so Nickel, nach dem Abschluss dieser Arbeiten, die Urkunde in einem entsprechenden „Klima“ aufzubewahren, um diese für die folgenden Generationen zu erhalten. Eine Ausstellung mit dem Original wird kaum möglich sein, hierzu wird die Anfertigung einer hochwertigen Reproduktion angestrebt.
Zum Abschluss ging Reifenrath kurz auf die Entstehung und die Idee der Stiftung ein. Das kulturelle Erbe Altenkirchens und der benachbarten Gebiete soll erhalten werden. Die Stiftung wird, im Gegensatz zu anderen Vereinen oder Einrichtungen mit ähnlicher Zielsetzung, nicht mit öffentlichen Geldern gefördert. "Die erheblichen Mittel, die für solch eine Restaurierung und dann Konservierung notwendig sind, werden aus Spenden und mit Unterstützung der ortsansässigen Finanzinstitute aufgebracht werden müssen", erklärte Reifenrath. Er ging dann kurz auf das Gebäude ein, das der Stiftung in Schutzbach zur Verfügung steht. Im Anschluss bat er die Gäste zu „Wasser und Brot“ wie es im Mittelalter auch schon üblich war, sagte er mit einem Augenzwinkern. (kkö)
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