Aortenzentrum Südwestfalen gegründet
Am 1. Juni hat das neue Aortenzentrum Südwestfalen offiziell seine Arbeit aufgenommen. Angesiedelt am Diakonie Klinikum Jung-Stilling, setzt das fein aufeinander abgestimmte interdisziplinäre Zusammenwirken mehrerer Fachrichtungen bei der Behandlung von Krankheiten an der Hauptschlagader im menschlichen Körper als Gefäß und Organ weit über die Region hinaus Maßstäbe.
Siegen. Oder wie es Zentrumsleiter Chefarzt Dr. Ahmed Koshty formuliert: „Wo andere aufhören müssen, machen wir weiter.“ Der Gefäßchirurg weiß, wovon er spricht. Denn an seiner früheren Arbeitsstätte – dem Universitätsklinikum Gießen-Marburg - wurde unter seiner Federführung 2013 in Pionierarbeit das Hessische Aortenzentrum gegründet. Weil er von den Perspektiven am „Stilling“ überzeugt ist, wechselte Koshty vor knapp einem Jahr nach Siegen – und mit ihm sein gesamtes Team samt jeder Menge Erfahrung im Gepäck. Im „Stilling“ decken sie das gesamte Spektrum der Gefäßmedizin ab und haben überdies im Bereich der Brustkorb- und Bauchaorta im weiten Umkreis ein Alleinstellungsmerkmal. Viele Patienten konnten allein davon in den vergangenen Monaten bereits profitieren.
Die Krankheitsbilder an der Hauptschlagader können vielseitig sein. Dabei unterscheidet man einfache und komplexe Krankheitsbilder, die plan- oder notfallmäßig behandelt werden können. Nicht selten werden spezielle Prothesen für Patienten angefertigt und implantiert. Oft kommt es bei Patienten zu einer Aussackung (Aneurysma), von der gerade Bauch und Brustkorb häufig betroffen sind. Ferner zählen der Einriss in der Aortenwand sowie die Verschlusskrankheit dazu. Im Aortenzentrum Südwestfalen ziehen die Ärzte von Beginn an - von der Diagnostik bis zur Therapie, von der Operation bis zur Nachkontrolle, von der Intensivbehandlung bis zur Nachbetreuung in einer Reha-Klinik - an einem Strang. Hand in Hand und vor allem schnell. „In Siegen können wir alle Eingriffe an der Aorta durchführen, für die es keiner Herz-Lungen-Maschine bedarf“, sagt Chefarzt Koshty. „Aber auch für diese Patienten erstellen wir die Diagnose.“ Neben der Gefäßchirurgie zählen die Radiologie, Anästhesie und die Sektion Kardiologie aus der Inneren Medizin zum neuen Zentrum.
Die Spezialisten freuen sich auf die neue Aufgabe – und auf die baldige Inbetriebnahme einer neuen und hochmodernen Errungenschaft: dem Hybrid-OP. Dieser ermöglicht es ab Mitte Juli, Patienten mit dem optimalsten und schonendsten derzeit bekannten Verfahren – wenig Strahlenbelastung, wenig Kontrastmittel, permanente bildgebende Überwachung – zu versorgen. „Der Hybrid-Saal ist die Krone oben drauf“, sagt Dr. Koshty und ergänzt: „Wir bekommen den 1. Hybrid-OP der 2. Generation in ganz Europa.“
Privatdozent Dr. Reiner Giebler, Chefarzt der Anästhesie, lobt den interdisziplinären Therapieansatz im Aortenzentrum: „Wir erweitern unser operatives Spektrum um einen weiteren anspruchsvollen Bereich, in dem wir in einem Radius von rund 80 Kilometern ein Alleinstellungsmerkmal haben.“ „Analog zu unserem überregionalen Traumazentrum schafft auch das Aortenzentrum durch klare Absprachen schon im Vorfeld die Strukturen, die es braucht, um Patienten im Ernstfall optimal helfen zu können“, betont Dr. Michael El-Sheik, Chefarzt der Radiologie. Seine Abteilung gewährleistet es, an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr Kollegen zu unterstützen und damit vor allem den Patienten maximale Diagnostik zu gewährleisten. Um der Komplexität des Aortenzentrums Rechnung zu tragen, sind die Radiologen intern speziell geschult.
Da statistisch gesehen 35 Prozent aller Aneurysma-Patienten infarktgefährdet sind, nimmt auch die Innere Medizin, genauer die Sektion Kardiologie um Professor Dr. Dursun Gündüz, der schon in Gießen mit Dr. Koshty zusammenarbeitete, eine zentrale Rolle ein. „Am Stilling sind alle Voraussetzungen vorhanden“, lobt Gündüz und meint damit neben den Experten in der endovaskulären und offenen Chirurgie eben auch die hervorragende Ausstattung und Logistik mit Notaufnahme und Hybrid-OP. Gefäßspezialist und Herzchirurg Oberarzt Dr. Alexander Kunold freut sich darüber, Patienten therapeutisch optimal betreuen zu können. Die Erfahrung der vorhandenen Ärzte führe zudem dazu, dass Fehleinschätzungen minimiert werden und auch die Nachsorge in den besten Händen ist. Denn, so Chefarzt Koshty: „Mit der Operation ist vielleicht das Leben des Patienten gerettet, aber die Behandlung noch lange nicht beendet.“ Dafür bietet das Zentrum neben seinen üblichen Aortensprechstunden mittwochs in Siegen (morgens) und Kredenbach (nachmittags) auch separate Kontrollsprechstunden an. Leitender Oberarzt Dr. Meshal Elzien, ebenso wie Dr. Kunold ein langjähriger Wegbegleiter von Dr. Koshty, verspricht sich zudem eine bessere Zusammenarbeit mit den anderen Krankenhäusern und gefäßchirurgischen Kollegen.
„Wir sind stolz darauf, unser großes Angebot für Patienten mit der Aortenchirurgie nochmals erweitert zu haben“, unterstreicht Klinikum-Geschäftsführer Hubert Becher. Auch die beiden Medizinischen Direktoren, Professor Dr. Veit Braun und Professor Dr. Joachim Labenz, heben den fächerübergreifenden Ansatz hervor, der im Klinikum auch bereits in anderen Bereichen erfolgreich gelebt werde. Die Bildung und Weiterentwicklung von Zentren spiele für die Qualitätssicherung eine bedeutende Rolle – und der Patient könne sich darauf verlassen, dass er sich von Beginn an in den besten Händen befinde und umfassend behandelt werde.
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