Überragende Stimmung beim diesjährigen „Rock am Ring“ – Festival
„Rock am Ring – Home Again“, diese Aufschrift war auf allen offiziellen T-Shirts der Festival-Besucher gut lesbar. Nach dem Ortswechsel zur Location in Mendig fand das Festival 2017 wieder am altbekannten Ort, dem Nürburgring statt. Getreu dem Motto „Wir bleiben wach, bis die Wolken wieder lila sind“, wurde am Wochenende vom 2. bis 4. Juni trotz eines vorübergehenden Rückschlags erneut zu einer Veranstaltung der Superlative, bei der von früh morgens bis spät abends gerockt und gefeiert wurde.
Kreisgebiet. Rund 90.000 Besucher, von denen die meisten bereits vor Festivalbeginn auf einer Vielzahl von Park- und Campingflächen um den Nürburgring eingetroffen waren, ein abwechslungsreiches Musikprogramm mit über 80 Bands auf drei großen Bühnen, sowie, abgesehen von ein paar regennassen Stunden, hervorragendes Wetter – das waren die diesjährigen Randdaten des wohl bekanntesten Festivals Deutschlands.
Bereits zu Beginn freitagmittags war die Vorfreude auf die kommenden Tage bei jedem einzelnen Musikbegeisterten spürbar. Das großflächige Gelände bot jedoch nicht nur seine Bühnen mit den verschiedenen Acts, es überzeugte ebenfalls mit einer Vielzahl an Ständen der Sponsoring-Partner, dem „Luna Park“ mit Riesenrad und Karussell, sowie selbstverständlich einem breit gefächerten Angebot an Verpflegungsmöglichkeiten, bei dem von Burritos über Asia-Food bis hin zu vegetarischen Burgern alles vertreten war, was das Herz begehrt. Dank der verschärften Sicherheitsvorkehrungen, die auch im Zusammenhang mit dem Anschlag in Manchester standen, konnten keine Getränke mit auf das Festivalgelände genommen werden, was sich jedoch durch die zahlreichen kostenlosen Trinkwasserstellen nicht als Beeinträchtigung herausstellte.
Eröffnet wurde die Veranstaltung nach dem Einlass um 12.30 Uhr von „Razz“ auf der Beck’s Crater Stage. Vor dem Highlight des Abends, das aus der Band „Rammstein“ um 22:30 Uhr auf der Hauptbühne Volcano Stage, bestand, fanden sich, wie auch an den anderen Tagen, mehrere ausgewählte Musikrichtungen, mit ihren entsprechenden Fans vor der Bühne, wieder. Metal- Fans erfreuten sich über „Five Finger Death Punch“, Punk-Fans sangen bei „Sondaschule“ mit, und Pop-Fans kamen ihrer Lieblingsband „Simple Plan“ ganz nah, als deren Schlagzeuger Chuck Comeau sich beim Stage Diving in die Menge stürzte. Luka Šulić und Stjepan Hauser von „2 Cellos“ bewiesen mit einem Mix aus Pop, Rock und Klassik auf der Beck’s Crater Stage, dass es nicht immer Gesang braucht, um Mengen zu begeistern.
Während des Auftritts von den „Broilers“ auf der Volcano Stage gegen 21 Uhr dann der Rückschlag für alle Festival-Besucher: Veranstalter Marek Lieberberg verkündete mit ernstem Gesicht aufgrund einer terroristischen Gefährdung vorerst den Abbruch des Festivals. Die Besucher wurden aufgefordert, ruhig und geordnet das Gelände zu verlassen, und abzuwarten, ob das Festival am nächsten Tag fortgesetzt werden könne. Die Enttäuschung Vieler war deutlich spürbar, jedoch brach, auch aufgrund der hervorragenden Organisation in solchen Ausnahmefällen und der Professionalität der Sicherheitspersonals, keine Panik aus.
Während der Evakuierung, bei der die Massen stetig zusammen vorwärts wanderten, wurden Sprechchöre gesungen, die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Veranstaltung geäußert, sowie lautstark der Unmut über das Verpassen des „Rammstein“-Auftritts verkündet. „Ich hatte keine Panik, wieso auch, es war alles gut geregelt und die Stimmung war auch weiterhin nicht schlecht. Eventuell hätten jedoch noch mehr Ausgänge geöffnet werden können“, so Hannah Schumacher aus dem Kreis Neuwied samstagvormittags im Rückblick auf das Erlebte.
Bei der Pressekonferenz am nächsten Morgen, in der auch das Fortsetzen des Festivals verkündet wurde, nahmen sowohl die Polizei Koblenz, als auch Lieberberg und der Rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz Stellung zu dem Vorfall (wir berichteten): Am Nachmittag des ersten Festivaltages hatte die Polizei Hinweise auf drei Personen mit terroristischem Hintergrund erhalten, bei zwei von ihnen wurden nach genauerer Überprüfung zwei nicht registrierte Festivalbändchen gefunden, weshalb nach Absprache und zur Sicherheit aller ein Abbruch beschlossen werden musste. Während den immer noch laufenden Ermittlungen wurden bereits drei Verdächtige festgenommen, jedoch am nächsten Morgen wieder freigelassen.
Das in der Nacht eingehend kontrollierte und abgesuchte Gelände wurde Samstag um 13.30 wieder für alle Besucher geöffnet, die sichtlich erfreut darüber zu den Bühnen strömten. Im folgenden Festivalverlauf mit strengeren Sicherheitskontrollen, ereigneten sich keinerlei solcher Vorfälle mehr, und trotz einiger kleiner Regenschauer ließen sich die Feierwütigen die Stimmung nicht mehr dämpfen.
Die „Broilers“, welche ihr Konzert durch die Evakuierung frühzeitig beenden mussten, ließen es sich nicht nehmen, einen einstündigen Zusatzauftritt Samstagabend einzuschieben, ebenso wie „Marteria“, welcher als einziger Act in der Geschichte von Rock am Ring sonntags zur Begeisterung seiner Fans sowohl am Nürburgring, als auch bei Rock im Park auftrat. Lediglich der freitägliche Hauptact „Rammstein“ konnte seinen Auftritt leider nicht nachholen.
Während vor der Volcano Stage bei den Hauptacts „Die Toten Hosen“ (samstags) und „System of a Down“ (sonntags) im Zuschauerraum, welcher in diesem Jahr durch so genannte „Wellenbrecher“ abgeteilt war, kein Zentimeter Platz nicht zum rocken genutzt wurde, überzeugten die letzten Konzerte der jeweiligen Abende auf der Beck’s Crater Stage, „Kraftklub“ und „Macklemore & Ryan Lewis“, mit einem atemberaubenden Bühnenbild und Tanzgruppen, welche sich darauf verstanden, die Menge anzuheizen.
Bei der Abreise, welche für einige spät in der Nacht, für andere entspannt am nächsten Morgen erfolgte, hatte ein jeder Festivalbesucher ein Lächeln auf den Lippen und die Worte „Nächstes Jahr auf jeden Fall wieder!“ waren nicht nur einmal zu vernehmen. (LJS)
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