Freiherr-vom-Stein-Gymnasium kürt UNESCO-Welterbe-Experten
Im Dezember 2016 ist die Falknerei in Deutschland von der UNESCO in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ aufgenommen worden. Sechs Jugendliche des Freiherr-vom-Stein Gymnasiums Betzdorf hatten sich intensiv mit der Falknerei beschäftigt und erhielten ihre Zertifikate.
Betzdorf. Diese fast 4000 Jahre alte Jagdform mit abgerichteten Greifvögeln bedarf viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Expertenwissen, da sich Greifvögel nur langsam und mit positiven Erfahrungen an den Falkner gewöhnen.
Von dieser „Kunst mit Vögeln zu jagen“, wie es einst Stauferkaiser Friedrich II. in seinem gleichnamigen Buch betitelte, wussten kürzlich auch sechs interessierte Acht- und Neuntklässler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Betzdorf-Kirchen ihren Mitschülerinnen und Mitschülern zu berichten. In ihrer Freizeit bereiteten sie in der Arbeitsgemeinschaft „Falknerei und Greifvogelschutz“ unter der Leitung von Studienrat Thomas Kühn, selber Falkner, aufwendige Digitalpräsentationen vor, um bei herrlichstem Sonnenschein die Freiluftbühne im Tierpark in ein multimediales Klassenzimmer zu verwandeln.
Nachdem Laura Jakobsen-Urwald (Klasse 9sp) und Nico Elzer (8mn) über Biologie und Besonderheiten einheimischer Greifvögel und Eulen referierten, übernahmen Paul Milosevic und Jonas Hambürger (beide 8mn) die Moderation und Durchführung der Flugshow von Falkner Bernd Bongartz, welcher kaum Hilfestellung geben musste und auf diese Art und Weise nochmal in den Genuss kam, die Manöver seiner gefiederten Jäger passiv bestaunen zu dürfen. Im Anschluss stellten Thorben und Jörn Bläcker (beide 8mn) das „Kulturgut Falknerei“ vor und erörterten die Frage, warum eine uralte Tradition und das damit langjährig zusammengetragene Expertenwissen in die heutige Welt passt, stellten Equipment und Eigenarten der heute verwendeten Beizvögel vor und zeigten, dass die Beizjagd ein nationenübergreifendes Kulturgut ist, welches sich weltweit parallel und geschichtlich über Staats- und Religionsgrenzen hinweg über mündlichem und medialen Weg entwickelt hat.
Laura machte deutlich, dass dieses völkerverbindende Element der Falknerei ebenso zur UNESCO-Idee passt wie die Möglichkeit, ein Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge zu schaffen. Die Klassen 8mn und 8c1 nahmen so viele kultur- und ökowissenschaftliche Eindrücke mit und werden die Exkursion fernab von Lehrplan und Schulalltag wohl hoffentlich positiv in Erinnerung behalten.
Mit dem gemeinsam entwickelten Programm und der weitgehend selbständigen Leitung dieser Exkursion stellten die Schüler nicht nur ihr weit überdurchschnittliches Fachwissen unter Beweis. Als Anerkennung dieser besonderen Leistung überreichte Studienrat Hanns Göbel allen sechs eine Urkunde als UNESCO-Welterbe-Experten bzw. -Expertin.
Erst einen Tag zuvor hatten an der Loreleyschule in St. Goarshausen die ersten Schülerinnen und Schüler die Prüfung als Welterbe-Expertinnen und -Experten bestanden. Im parallel entwickelten Projekt der Partnerschule im Mittelrheintal hatten die jungen Fachleute unter anderem den schuleigenen Weinberg und die Spuren einer keltischen Siedlung vorgestellt. Außerdem steht am Betzdorfer Gymnasium ein weiteres Projekt kurz vor dem Abschluss. Als Ergebnis eines Klassenprojekts der Klasse 9mn zum Thema Sagen von „Rhein und Westerwald“ wird es bald noch weitere Welterbe-Expertinnen und -Experten geben. Alle Projekte haben das gemeinsame Ziel, die Ideale der UNESCO zu vermitteln, nämlich Kultur und Natur als verbindendes „Welterbe“ der ganzen Menschheit zu sehen und zu schützen. Das Besondere am Pilotprojekt „Welterbe-Experten“ ist dabei, diese Vermittlung so weit wie möglich von Schülerinnen und Schülern selbst gestalten und durchführen zu lassen. Dabei können nicht nur verschiedene Altersgruppen, sondern sogar ganz unterschiedlich Schulformen zusammenarbeiten.
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