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Weggefährte Mandelas beeindruckte Schüler
Denis Goldberg, ein Weggefährte Nelson Mandelas, war zu Gast im Bodelschwingh-Gymnasium in Herchen. Die Schülerinnen und Schüler lernten eine außergewöhnliche Persönlichkeit kennen, die trotz der Repressionen durch das südafrikanische Apartheid-System und persönliche Rückschläge stets den aufrechten Gang bewahrte.
Herchen. Beeindruckt zeigten sich die Schülerinnen und Schüler des Bodelschwingh-Gymnasiums, die sich in der Aula versammelt hatten, von der Gradlinigkeit, mit der Professor Dr. Dr. h.c. Denis Goldberg gegen die Apartheid in Südafrika gekämpft hat und mit welchem großen Herzen er sich für den Prozess der Demokratisierung und Gleichberechtigung in seinem Land einsetzt.
Humorvoll, auf dem Rand der Aulabühne sitzend, erzählte Goldberg, Jahrgang 1933, seine Lebensgeschichte und zeigte sich dabei als aufmerksamer Beobachter des Zeitgeschehens. Als ein Weg- und Leidensgefährte Nelson Mandelas hat er an der Ausarbeitung der Südafrikanischen Freiheitscharta mitgewirkt. Nach dem Verbot der Anti-Apartheid-Bewegung im Jahre 1960 beteiligte er sich an der Vorbereitung des bewaffneten Befreiungskampfes des ANC. Unter Leitung Mandelas, des ersten Oberkommandierenden von Umkhonto we Sizwe, wurde er der junge Bauingenieur Techniker der neuen Befreiungsarmee. Am 11. Juni 1963 hatte das Apartheitregime ihn zusammen mit anderen Mitgliedern des Oberkommandos von Umkhonto we Sizwe in der Johannesburger Vorstadt Rivonia auf der Farm "Liliesleaf" verhaftet. Gemeinsam mit Mandela wurde Goldberg 1964 im sogenannten Rivonia-Prozess als "Angeklagter Nummer 3" zu viermal lebenslänglich verurteilt. 22 Jahre war er in Haft - in einem "Segregationsgefängnis" für weiße Regimegegner in Pretoria. Nach seiner Freilassung im Jahr 1985 lebte er 17 Jahre im Londoner Exil. Seit 2002 ist das Mitglied der Südfrikanischen Kommunistischen Partei (SACP) wieder in Südafrika und engagiert sich konsequent für die absolute Gleichberechtigung aller Menschen, jenseits von Hautfarbe, Religion und Geschlecht. Nach dem Tod seiner ersten Frau Esmé war er in zweiter Ehe mit der deutschen Journalistin Edelgard Nkobi verheiratet, die 2006 verstorben ist. Seine Tochter ist ebenfalls 2004 in London gestorben. Sein Sohn lebt heute noch dort. Trotz der 22 Jahre Gefängnis und der Schicksalsschläge, die er zu verarbeiten hatte, hat er sich ein positives Menschenbild erhalten; auch das spürten die Schülerinnen und Schüler. Er bereue keinen Tag seines Lebens, betonte er.
Auch den persönlichen Fragen von Schülern des Bodelschwingh-Gymnasiums wich er nicht aus. Ja, er habe Angst gehabt, erklärte er mehrfach in der Antwort auf eine entsprechende Frage. Mit der Botschaft, vor allem an die jungen Zuhörer gerichtet, dass es sich lohne, für die eigene Überzeugung zu kämpfen und dafür auch bereit zu sein, Nachteile in Kauf zu nehmen, verabschiedete er sich von seinem Auditorium.
Umrahmt wurden Vortrag und Gespräch von Ausschnitten aus dem Musical "Sarafina", das derzeit von Schülern des Gymnasiums vorbereitet wird und im Oktober 2009 zur Aufführung gebracht werden soll. Goldberg hatte daran sichtlich Freude. Schön sei es, dass etwas von der südafrikanischen Lebensfreude, die sich in Tanz und Gesang äußere, auch im Bodelschwingh-Gymnasium angekommen sei - das sei wie zu Hause.
Mit stehenden Ovationen und respektvollem Beifall verabschiedeten die Schülerinnen und Schüler und die Besucher, unter ihnen auch Bürgermeister Jürgen Funke, den Gast aus Südafrika. Schulleiter Jürgen Deichmann bezeichnete die vergangenen Stunden als die "wichtigsten Stunden unseres Lebens, zumindest aber die wichtigsten Stunden unserer Unterrichtzeit am Bodelschwingh-Gymnasium". In ihnen habe man etwas lernen können, was durch Unterricht nicht zu vermitteln sei.
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Foto: Denis Goldberg - ANC-Ikone, Freiheitskämpfer, Weggefährte Nelson Mandelas, Kommunist.
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