Keine Förderung für Ansiedlung von Hausärzten in Sicht
Im April, im Rahmen der Demografie-Konferenz, hatten die Kassenärztliche Vereinung und die rheinland-pfälzische Gesundheitministerin dem Landkreis Altenkirchen eine Förderung für niederlassungswillige Hausärzte angedeutet. Landrat Michael Lieber teilte mit, dass dies nun widerrufen wurde. Der Landkreis sei aktuell mit Arztpraxen überversorgt, hatten die Beamten mit spitzem Stift errechnet.
Kreis Altenkirchen. Wie die Kreisverwaltung Altenkirchen mitteilte, können niederlassungswillige Allgemeinmediziner in diesem Jahr nicht mit einer Förderung durch die Kassenärztliche Vereinigung oder das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Arbeit und Demografie rechnen.
Die Kreisverwaltung hatte aus aktuellem Anlass sowohl bei der Kassenärztlichen Vereinigung als auch beim Ministerium eine Förderung für eine Praxisübernahme angefragt. Die aktuellen Bedarfszahlen seien jedoch nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung und des Ministeriums noch so gut, dass eine Förderung im Moment nicht möglich sei. Der Landkreis Altenkirchen ist in die Versorgungsbereiche Altenkirchen und Betzdorf/Kirchen/Gebhardshain, die so genannten Mittelbereiche, eingeteilt. Hier sei der Landkreis derzeit noch überversorgt, so dass aktuell keine neue Praxisgründung möglich sei. Auch Hausärzte, die eine bereits bestehende Praxis übernehmen möchten, erhalten 2017 keine Förderung.
„Die Antwort ist bedauerlich“, betont Landrat Michael Lieber. „Es ist doch allen Beteiligten klar, dass viele Ärzte das 60. Lebensjahr bereits überschritten haben und viele Praxen bei fehlender Nachfolge in den nächsten Jahren schließen werden. Eine frühzeitige Sicherung der ärztlichen Nachfolge ist daher unbedingt nötig, ansonsten droht vielen Regionen eine Unterversorgung“, so Lieber weiter.
Hatten Staatsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler und der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Andreas Bartels, auf der Demografie- Konferenz in Wissen im April noch beteuert, man wolle gemeinsam Lösungen für eine gesicherte gesundheitliche Versorgung in Altenkirchen finden, scheitert die Nachwuchsförderung nun offenbar an wenigen Prozenten. Aus diesem Grunde hatte sich Landrat Michael Lieber auch persönlich in einem Brief mit der Bitte um eine erneute Prüfung der Fördermöglichkeiten im Landkreis an die Ministerin und die Kassenärztliche Vereinigung gewandt. Die Antwort lautete jedoch auch hier, dass man sich an den bestehenden Zahlen orientieren müsse und eine Förderung daher in diesem Jahr nicht gewährleistet werden könne.
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Ob eine Förderung in 2018 möglich sei, müsse man sehen, wenn der Versorgungsbedarf zum nächsten Jahr neu berechnet wird. „Hier erwarte ich mehr Flexibilität seitens der Kassenärztlichen Vereinigung und des Ministeriums“, so der Landrat.
Schlussendlich hieße das für den Landkreis Altenkirchen, dass zunächst mehrere Hausärzte ihre Tätigkeit niederlegen und ihre Praxen aufgeben müssen, damit eine Neubesetzung und eine eventuelle Förderung möglich sind. Kurz und gut: Das Kind muss also erst in den Brunnen fallen, bevor es wieder hinaus gezogen werden kann.
Bei allen Schwierigkeiten hat die Kreisverwaltung aber auch Positives zu vermelden: So zeige die Initiative der Kreisärzteschaft, Weiterbildungsassistenten als Nachfolger in die Praxen zu holen, erste Erfolge. In mindestens vier Praxen im Landkreis werden im Laufe des nächsten Jahres Ärzte ihre Weiterbildung zum Allgemeinmediziner beginnen. Eine von der Kreisärzteschaft und der Kreisverwaltung gemeinsam geschaltete Anzeige im Rheinischen Ärzteblatt zeige ebenfalls erste Erfolge. Mehrere Ärzte hätten bereits Interesse bekundet, sich im Westerwald niederzulassen.
Zudem wächst laut Kreisverwaltung auch das Netzwerk „Ärztliche Versorgung im Landkreis Altenkirchen“, etliche Ärzte, Apotheker, Pflegedienste und soziale Einrichtungen haben bereits ihre Mitarbeit erklärt. Zusätzlich knüpfe man derzeit Kontakte zu verschiedenen Ärzte- und Gesundheitsnetzen über den Landkreis hinaus, um hier mögliche Kooperationen auszuloten. (PM)
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