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Nachricht vom 26.08.2017    

Diskussion: Der Kreis als Touristen-Magnet?

Wie können Touristen ins AK-Land gelockt werden? Damit beschäftigten Experten und Politiker auf einer FDP-Veranstaltung im Kloster Marienthal. Insbesondere die Infrastruktur spiele hier ein wichtige Rolle, so die Statements. Aber sind gute Straßen und Anbindungen allein ausschlaggebend, um das durchaus vorhandene Potential voll auszuschöpfen?

Die Referenten (von links): Dr. Peter Zimmer vom Büro „Futour“, Landrat Michael Lieber und Daniela Schmidt (Staatssekretärin im Landesministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau). Foto: ddp

Seelbach bei Hamm. Der Westerwald, insbesondere das AK-Land, als Magnet für Touristen aus nah und fern – wie kann dies realisiert werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Diskussionsveranstaltung der FDP, bei der Uwe Steiniger mit seiner Klostergastronomie Marienthal in der Verbandsgemeinde Hamm als Gastgeber fungierte (Der Kurier berichtete). Vorweg: Es wird kein einfacher Weg. Viele Hürden sind zu nehmen. Das wurde immer wieder klar in den Beiträgen der Referenten. Aber wie soll eine attraktive Tourismusregion überhaupt aussehen? Sagen wir in zehn Jahren?

„Small and beautiful“, antwortete der Experte Dr. Peter Zimmer vom Büro „Futour“, der den Kreis seit einiger Zeit in Sachen Tourismus berät auf die Frage des Moderators Marcelo Peerenboom. „Blühend und wachsend“, fand Landrat Michael Lieber. Und für die Staatssekretärin im verantwortlichen Landes-Ministerium, Daniela Schmidt (FDP), soll die Region zu einem Anziehungspunkt für Bewohner aus den umliegenden Ballungsgebieten geworden sein bis 2027 – mit Betonung auf Ruhe und Natur.

Zu allgemeine Aussagen? Während der Diskussion kamen zahlreiche konkretere Vorstellungen zur Sprache, allen voran dargebracht von Dr. Zimmer. Für ihn ist Dreh- und Angelpunkt eine gemeinsame Dachmarke. Und die klammert gezielt den Namenzusatz „Sieg“ aus. Der Kreis Altenkirchen müsse sich der gemeinsamen Marke mit der Westerwald-Region unterordnen, so der Experte. Das vorhandene Image müsse genutzt werden. Zimmers konkrete Vorschläge: Es müssten Begehrlichkeiten geweckt werden bei potentiellen Touristen, insbesondere aus den umliegenden Ballungszentren. Zimmer lebt selbst in Köln und kann aus eigener Erfahrung sprechen, wie schnell man von der Domstadt in den AK-Kreis gelange. Doch die Kölner orientierten sich immer noch eher ins bergische Land oder die Eifel. Um den Tourismus vor Ort voran zu bringen, müssten also Landesgrenzen überwunden werden und die Vorteile der Region verstärkt beworben werden. Dabei gebe es im Kreis durchaus attraktive Angebote, in gastronomisch wie auch kulturell.

Ein großer Teil der Entscheidung für einen Urlaubsort liege in der Möglichkeit, gut essen und trinken zu können. Dies müsse verstärkt berücksichtig werden. Und: „Wir müssen es schaffen, dass die Menschen nicht mehr glauben, Kultur findet nur in Köln oder Frankfurt statt.“ Grundsätzlich fordert der Experte einen Wandel der Einstellung: Was nutze die beste Infrastruktur, wenn man nicht mit dem Herzen dabei ist.



In die ähnliche Richtung zielte auch Staatssekretärin Schmidt ab. Es müsse Haltung gezeigt werden. Die Menschen müssten an einen Strang ziehen. Auch die Infrastruktur spiele der Politikern nach ein wichtige Rolle. Verkehrswege, Wirtschaft und Tourismus müssten aus einem Guss sein.
Vor allem Landrat Lieber ging in seinen Redebeiträgen auf diesen Aspekt ein. Die Attraktivität der Infrastruktur müsse stimmen zwischen ländlichen und städtischen Regionen. Und der Kreis habe durchaus auf mehreren Gebieten attraktive Angebote vorzuweisen, Stichworte: unter anderem die Schullandschaft oder der Breitbandausbau, der in den nächsten Jahren vorankommt. Großes touristisches Potential sieht Lieber im Stegskopf, immerhin Nationales Kulturerbe.
Klar, dass bei dem Veranstaltungsthema auch die Bedeutung des Westerwalds-Steigs, des Natursteigs Sieg oder des Radwegs Siegs (der Kurier berichte jeweils) herausgehoben wurde. Doch Experte Dr. Zimmer gab mit Blick auf Konkurrenzangebote zu bedenken: „Mit Rad- und Wanderwegen reißt man niemanden vom Hocker.“ Stattdessen müssten die Besonderheiten der Region betont werden, beispielsweise die Backes-Tradition oder eben auch das von Uwe Steiniger angedachte Pilgermuseum (der Kurier berichte).
Eine Chance für die touristische Strahlkraft über die Kreisgrenzen hinweg sieht Dr. Zimmer außerdem im Raiffeisen-Jahr, das 2018 stattfinde. Laut Landrat Lieber finden hierzu allein rund 100 Veranstaltungen statt.

Hoffnung für die Anziehungskraft des ländlichen Raums im Vergleich zu Städten machte Landrat Lieber: Das Pendel schlage zurück. Und appellierte erneut an die Bürger: „Die Menschen müssen gut über die Region reden.“ (ddp)



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