Landwirtschaft im Wandel – Film und Diskussion in Neitersen
Bündnis90/Die Grünen hatte zum Film über den Zustand der Landwirtschaft, in Zeiten von Massentierhaltung, Giftskandalen und dem Preisverfall in die Wied-Scala Neitersen eingeladen. Im Anschluss an den Film war Gelegenheit zur Diskussion mit Staatsministerin Ulrike Höfken, Georg Groß, Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau und der Direktkandidatin Anna Neuhof.
Neitersen. Am Montag, 28. August, füllte sich die Wied-Scala Neitersen recht schnell. Rund 50 Besucher waren zu der Veranstaltung von Bündnis90/Die Grünen gekommen. Nach einer kurzen Einführung und der Vorstellung des Podiums wurde der Film „Bauer unser“ gezeigt.
Dieser Film beschreibt die Entwicklung aber auch die Chancen die die Landwirtschaft umtreiben. Im Film, der in Österreich entstand, wird gezeigt, dass die Betriebe immer weiter wachsen müssen, um überleben zu können. Sehr deutlich wird dies daran, dass statt Flächen als Acker zu verwenden oft dort Stallbauten errichtet werden um die Zahl der Tiere zu vergrößern und damit das „Überleben“ des Betriebs zu sichern.
Die wenigen Großabnehmer diktieren, so sieht es die Bauernschaft, die Preise und wer nicht „mitspielt“ wird ausgetauscht. Es werden Wege gesucht diese Spirale zu durchbrechen, was aber, so der Vertreter der Landwirtschaft, Georg Groß, nur mit und nicht gegen die Politik gelingen kann.
In der Diskussion im Anschluss an den Film wurden diese und andere Punkte deutlich. Es besteht zwischen den Produzenten (Landwirten) und den Vertretern des Berufsstandes in politischen Gremien vielfach ein großer Unterschied in der Sichtweise. So wies ein Besucher daraufhin, das es dem regionalen Landwirt kaum noch möglich sei Fläche zu pachten oder zu erwerben, da die Preise, durch große industriell aufgestellte Unternehmen hochgetrieben worden seien.
Auch wurden Möglichkeiten genannt wie dies geändert werden könne. Die Ministerin stellte Förderprogramme, die es in Rheinland-Pfalz gebe, vor. Hierzu zählt auch die Bildung von Erzeugergemeinschaften, was leider noch viel zu wenig in Anspruch genommen werde, so Höfken. Groß wies auf die Probleme der langen Wege in der hiesigen Region hin und sieht auch die Möglichkeit regionale „Hofläden“ durch mehrere Erzeuger, auch unterschiedlicher Produkte, betreiben zu können. Groß weiter: „Die Direktvermarktung wird leider viel zu wenig genutzt. Hier liegen aber die Chancen der hiesigen Landwirte“.
Ein weiterer Punkt wurde durch Besucher angeschnitten – hier ging es um die Belastung der Gewässer mit Nitraten. So wies ein Gast, selber Landwirt, darauf hin, dass es nicht sein könne immer dem Landwirt die Schuld zu zuweisen. Er nannte als Beispiel die übermäßige Nutzung von Stickstoff bei der Düngung von Rasenplätzen der Sportvereine. Dabei werde, nur um des guten Aussehens willen viel zu viel gemacht. Die dort überall verbaute Drainage sorge für den Transport in die Gewässer. Ein weiterer Gast, der einen Sportplatz pflegt, wie er sagte, bestätigte dies und fügte hinzu: „Wenn ich die Menge Stickstoff auf meinen landwirtschaftlich genutzten Flächen ausbringen würde, würde ich gegen alle Regeln verstoßen“.
Höfken meinte dann: „Es gibt noch viel zu diskutieren leider werden wir das nicht an einem Abend schaffen“. Sie und ihre beiden Mitstreiter bedankten sich bei den Besuchern und Anna Neuhof wies auf die kommende Bundestagswahl hin.
Kevin Lenz, Vorstandssprecher, übernahm die Moderation, da Axel Dosch kurzfristig erkrankt war. Er bedankte sich zum Abschluss bei den Gästen und Besuchern. (kkö)
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