Betzdorfer Schülerinnen und Schüler zu Gast in Kaliningrad
Sieben Schülerinnen und Schüler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Betzdorf/Kirchen besuchten mit den betreuenden Lehrkräften Jens Wöllner und Thorsten Schütz ihre Partnerschule, das Lyzeum mit Internat in Kaliningrad/Königsberg. Die Jugendlichen absolvierten ein umfangreiches Programm.
Betzdorf. Die Betzdorfer Partnerschule richtet sich an besonders begabte und interessierte Schülerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe 7. Die Schüler können dort einen von vier Schwerpunkten wählen: Fremdsprachen (Deutsch und Englisch), Mathematik/Informatik, Naturwissenschaften oder Gesellschaftswissenschaften (Geschichte, Literatur, Erdkunde). Sie haben 38 Unterrichtsstunden pro Woche: montags und samstags jeweils fünf Stunden und dienstags bis donnerstags jeweils sieben Stunden. Hinzu kommen durchschnittlich sechs Stunden täglich für Hausaufgaben.
So blieb kaum Zeit sich mit den deutschen Gastschülern zu beschäftigen. Die Schüler des Lyzeums nehmen in allen Fächern an Olympiaden teil. Diese werden zunächst innerhalb der Schule ausgetragen. Die Besten qualifizieren sich dann für die regionale Olympiade und können sich im nächsten Schritt eventuell auch mit Schülern aus ganz Russland messen. Fotos der besten Schüler in den jeweiligen Fächern hängen im Schulflur aus, außerdem eine Liste der besten 100 Schüler des letzten Schuljahres mit Notendurchschnitt. Die besten Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, während der Unterrichtszeit für eine Woche in einem Zentrum für Begabte an Workshops teilzunehmen. Diese werden von Dozenten und Studenten der Immanuel-Kant-Universität in Kaliningrad geleitet.
Während des Besuchs der Betzdorfer Schüler fand dort gerade die Woche der Fremdsprachen statt. Einen halben Tag durften auch die deutschen Gäste an einzelnen Seminaren zur englischen Sprache und Kultur teilnehmen. Für die Lehrkräfte gab es einen Vortrag über Neurotechnologie. Neben Workshops werden auch Sportaktivitäten, intellektuelle Spiele und Gespräche mit bedeutenden Persönlichkeiten angeboten. Das Zentrum zur Entwicklung begabter Kinder wird staatlich finanziert.
Neben Unterrichtshospitationen und dem Besuch des Zentrums für begabte Kinder standen noch einige Besichtigungen auf dem Programm. Bei einer Stadtrundfahrt in Kaliningrad machte die Gruppe unter anderem Halt am Königsberger Dom mit dem Grab von Immanuel Kant, am Museum der Weltmeere und an der Luisenkirche.
Ein Tag stand ganz im Zeichen der Kurischen Nehrung mit ihrer einzigartigen Natur. Der erste Stopp war beim tanzenden Wald. In einem kleinen Areal sind dort die Bäume stark verwachsen. Mögliche Ursachen sind Schädlingsbefall oder Giftstoffe im Boden. Als nächstes besichtigte die Gruppe die riesigen Wanderdünen und informierte sich über deren Entstehung und Befestigungsmöglichkeiten.
Nach langen Kontrollen an der russisch-litauischen Grenze ging es dann nach Nidden in Litauen, wo Thomas Mann ein Ferienhaus besaß. Auf dem Rückweg nach Kaliningrad war der letzte Stopp an der Vogelwarte in Rossitten. Dort erfuhren die Schülerinnen und Schüler, wie Vögel gefangen, beringt und registriert werden. Ein weiterer Ausflug führte die deutsche Gruppe nach Jantarnyi/Palmnicken, das Zentrum des Bernsteinabbaus und der Bernsteinverarbeitung. Außerdem erinnert dort ein Denkmal an den Todesmarsch von 3.000 Juden im Winter 1944/45 auf die zugefrorene Ostsee, 16 von ihnen überlebten.
Um viele Eindrücke und Freundschaften reicher kehrte die Gruppe nach einer Woche zurück nach Betzdorf. Nun starten die Vorbereitungen für den Schüleraustausch im nächsten Jahr. Als Projektthema sind dann Greif- und Zugvögel im Westerwald und auf der Kurischen Nehrung geplant. Der Austausch wurde vom Kreis Altenkirchen und dem Land Rheinland-Pfalz gefördert.
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