Theaterspiel Jugendlicher über Kriegsleiden und Sehnsucht nach Frieden
Die „Shtat Theatergrupppe Fortschritt“ berührte die Zuschauer im restlos gefüllten Pfarrsaal der katholischen Kirche am Freitag 20. Oktober mit authentischen „Bildern“ ihres vom syrischen Krieg zerrissenen Lebens tief.
Altenkirchen. Als Pfarrer Bruno Nebel die jungen syrischen und deutschen Schauspieler im Rahmen des Begleitprogramms der Ausstellung „Flucht beWEGt“ begeistert willkommen heißt, haben sie zwei Monate lang zweimal wöchentlich dort miteinander unter kundiger Anleitung des jungen Regisseurs Ossama Al-Shoora die erschütternden Szenen mit Herzblut aber auch mit Hoffnung und einer Portion Humor erarbeitet; gefördert im Rahmen der „Aktion neue Nachbarn“ des Erzbistums Köln mithilfe von Caritas-Mitarbeiter André Linke sowie unterstützt durch die Ehrenamtskoordinatorin der kath. Pfarrei Beatrix Steinbach.
Man könnte eine Stecknadel fallen hören bei der Einführung durch die junge deutsche Schauspielerin und die von ihrer Kollegin in Arabisch wiederholten – an die auch zahlreichen Zuschauer aus ihrer Heimat gerichteten – Worte über das einst schöne nun zerstörte Land, das Leid der auseinander gerissenen Menschen und die Hoffnung auf Heimkehr.
Schon die erste Szene mit zwei friedlich nebeneinander betenden Männern, einem Christen und einem Muslimen und dem sie mit dem Gesang „ubi caritas“ umschreitenden Chor lässt das Publikum den Atem anhalten. Denn jäh wird das schöne Bild zerrissen von schwarzen flatternden Wesen, offenbar Gespenstern des Hasses, die die Friedlichen in zwei Richtungen schleudern, bald begleitet von den Detonationsgeräuschen des Krieges. Wer sich wieder aufrappelt, steht nun feindselig und gewalttätig oder völlig verstört einander gegenüber. Ein Mädchen spricht traurig von dem Haus, in dem es zuvor mit Juden und Christen zusammen wohnte: „Wie Käse auf Butter waren wir...“, und wie nun unter dem Deckmantel der Religion gemordet wird, wo doch …Liebe im Herzen sein sollte, die den Frieden ermöglicht.“
Im Wechsel erleben die Zuschauer Szenen vom Vorher und dem Jetzt in Syrien. So folgt auf eine normale Familienszene mit morgendlichem Eltern-Kind-Gespräch vor dem Schulweg, die herzzerreißende Trauer um das Kind, das vom Bomben-zerstörten Schulweg nie mehr zurückkommt. Ein junger Mann will sein Studium, sein Leben aufgeben, weil es ihm sinnlos erscheint inmitten des Sterbens ringsum. Zwei vorher unzertrennliche Freundinnen ringen verzweifelt um die Entscheidung, die geliebte Heimat zu verlassen, weil die tägliche Angst unerträglich wird. Zwei kleine Geschwister trösten sich alleine, getrennt - eines hier, das andere dort - mit der Traumvorstellung, gemeinsam die Wiegenlieder der Mutter zu hören.
Aber Hoffnung scheint auf im Dialog zweier junger Männer, als der Freund dem Verzweifelten vor Augen hält, wie andere Länder, siehe Deutschland, den Wiederaufbau geschafft haben. Und schließlich können die Zuschauer auch einmal aufatmen und lachen bei zwei komischen Situationen, die Neuankömmlinge in Deutschland mit den Hiesigen beim Versuch, sich sprachlich zu verständigen erleben. Wie Liebe, Frieden, Freiheit, Heimat in einer Vision eines spielenden Kindes ein wunderbares Bild ergeben, und der Tanz eines deutschen und eines syrischen Mädchens Harmonie verbreitet, weckt schließlich Hoffnung. Den Saal erfüllt nun das mitreißende Heimatlied der jungen Leute und endlich begeisterter, nicht enden wollender Applaus der Zuschauer. B.B.
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