Mysteriöser Tod des Theodor Maas
Am 3. März 1943 starb der evangelische Gemeindepfarrer Theodor Maas in Altenkirchen. Starb er wirklich an einem Herzinfarkt/Gehirnschlag, oder waren es die Folgen eines Anschlags? Hatten ihn SA-Leute im Kreuzungsbereich der heutigen Kump-/Kölner Straße mit einem Lastwagen attackiert und tödlich verletzt?
Hamm/Sieg. Auch fast 75 Jahre nach dem Tod gibt es viele offene Fragen (nicht nur) um den Tod des Theologen, der – als sogenannter „Halbjude“ - zahlreichen Angriffen in den Zeiten des NS-Regimes ausgesetzt war. Pfarrer Martin Autschbach, Schulreferent des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen, der schon seit Jahren die Puzzlesteine rund um das Leben, Wirken und Sterben des Altenkirchener Gemeindepfarrers zusammenträgt, hat starke Zweifel an einer „natürlichen Todesursache“ und fühlt sich durch immer neue Rechercheergebnisse bestätigt.
Vor 200 Jahren wurde der Evangelische Kirchenkreis Altenkirchen gegründet. Eine Reihe von Vortragsveranstaltungen rund um Historisches begleitete dieses Jubiläum. Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Hamm stieg Schulpfarrer Autschbach nun tief in die Geschichte des Kirchenkreises ein und stellte die Jahre 1933 bis 1945 durch das „Brennglas Maas als Opfer des NS-Regimes“ in den Fokus.
Schon seit Jahren sammelt Autschbach Berichte von Zeitzeugen und hält sie fest. Er stöbert in Archiven und Chroniken, und seit einiger Zeit hat er mit Pfarrer Theodor Maas, Enkel des ehemaligen Altenkirchener Pfarrers, der als Klinikseelsorger nahe Aachen arbeitet, einen Mitstreiter gefunden. Pfarrer Maas kam eigens auch nach Hamm und konnte im Austausch mit den interessierten Gästen nicht nur Familiäres beisteuern.
Die Geschichte um Pfarrer Theodor Maas, der ab 1921 in Altenkirchen wirkte, wäre – so Autschbach – wie so vieles, das man in der Nachkriegszeit gerne „vergaß“, gar nicht mehr im Bewusstsein, hätten nicht in den Jahren 1985/86 aufmerksame Bürgerinnen „aufgeschrien“, als es um die geplante Räumung des Familiengrabes Maas in Altenkirchen plötzlich „wirbelte“. Mit viel Leidenschaft nahm Autschbach den historischen Faden auf und knüpfte immer neue Bänder der Erinnerungskultur. Nicht nur verschiedenen Schülergenerationen holte er so die Zeitgeschichte in ein lokales Umfeld. Für seinen Vortrag in Hamm hatte er zusätzlich ganz frische Recherche-Ergebnisse parat, etwa Bildmaterial aus den Altenkirchener Nachkriegstagen oder spannende Briefwechsel aus dem Umfeld der Ereignisse in den Altenkirchener Pfarrhäusern.
„Ich bleibe dran, nicht nur in Sachen ‚Todesursache Maas’“, versprach Autschbach. Er hoffe, dass in 2018, anlässlich des 75. Todestages des Altenkirchener Pfarrers, auch eine Regelung hinsichtlich der Grabstätte gefunden werde. „Für deren Erhalt muss man sich auch jenseits der Familie verantwortlich fühlen“, war übereinstimmend der Tenor der Gesprächsteilnehmer im Hammer Bonhoeffer-Haus. Autschbach dankte in der Runde auch noch einmal besonders den vielen Menschen, die sich an den Recherchearbeiten beteiligt haben und beteiligen, insbesondere auch seinem Pfarrkollegen Theodor Maas.
Gemeindepfarrer Dr. Michael Klein aus Hamm, der die Vortragsveranstaltungen im Jubiläumsjahr des Kirchenkreises organisiert hatte, dankte Autschbach für dessen beharrliches Arbeiten, das zudem wertvolle Erkenntnisse für die gesamte Region bringe. Im kommenden Jahr soll es – auch jenseits des Jubiläums – weitere Betrachtungen historischer Entwicklungen im Kirchenkreis geben. Nachdem 2017 die Protokolle der Kreissynoden seit 1850 durch Dr. Eberhard Blohm (Altenkirchen) zusammengetragen wurden, gibt es auch in diesem Bereich ausreichend Stoff zur Nachbetrachtung.
Durch die jährliche Auslobung des „Pfarrer-Theodor-Maas-Preises“, der für herausragende Leistungen von heimischen Schülern im Fach „Evangelische Religion“ vergeben wird, hat der Kirchenkreis Altenkirchen seinerseits seit diesem Jahr ein Stück Erinnerungskultur geschaffen. Erstmals wurde der Preis jüngst bei der Kreissynode an die Schülerin Anna Culmann (MSS 12/Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Betzdorf) vergeben, die mit ihrer Arbeit zu „Kirchenpolitik und christliches Bekenntnis 1933. Die Sportpalastrede des Gauobmanns Dr. Krause und ihre weit reichenden Auswirkungen“ ebenfalls in die Jahre des NS-Regimes und die heimischen Geschehnisse geblickt hatte. (PES)
PM Ev. Kirchenkreis Altenkirchen
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