Schüler/innen setzten Zeichen für friedliches Europa
Schüler/innen der AG-Friedenserziehung der Realschule plus in Daaden setzten starke Akzente durch bewegende Gedanken, stilles Gedenken und klare Statements. Sie hatten den Gottesdienst und die Gedenkfeier zum Volkstrauertag gestaltet. Ihr Appell galt einem vereinten und friedlichen Europa.
Daaden. Auch in diesem Jahr gestaltete das Team „ AG-Friedenserziehung-Geschichte“ der Hermann-Gmeiner-Realschule plus Daaden unter der Leitung der beiden Lehrer Lars Limbach und Simon Imhäuser die Gedenkfeier zum Volkstrauertag. Zuvor hatte man gemeinsam Gottesdienst in der evangelischen Barrockkirche zu Daaden gefeiert, in dem bereits Elemente dieses Gedenktages Gehör fanden bzw. sichtbar wurden.
So hatten sich Benedikt Schneider und Luis Ermert im Vorfeld Gedanken um das Symbol des Schwertes als Kriegsmetapher in Texten der Bibel, historischen Reden und Sprichwörtern gemacht. Parallel zu Benedikts Vortrag zeigte Hannes Johne pantomimisch die entsprechend eindrucksvollen „Haltungen“ mit einem echten Schwert. Das Symbol des Schwertes sollte im weiteren Verlauf des Vormittags noch eine wichtige Rolle spielen.
Pfarrer Steffen Sorgatz nahm die Thematik der Jugendlichen an vielen Stellen im Gottesdienst auf und so war der Übergang zur Gedenkfeier ein leichter. Nach dem Liedvortrag des MGV „Germania“ Daaden und der Begrüßung durch den Daadener Stadtbürgermeister, Walter Strunk, hatten die Jugendlichen das Wort. Diese nahmen die Besucher sprichwörtlich mit auf eine Reise in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, dabei immer die Erlebnisse ihrer Studienfahrt nach Verdun und den Erfahrungen des 12. Demokratietages in Mainz vor Augen. Hierzu hatten Hannes Johne und Finn Kiefel eine besondere Auswahl an Fotos für die Besucher getroffen.
Die einleitenden Worte sprach Jannik Brüning, die im diesjährigen Motto: „DENK MAL – WIR SIND EUROPA“ mündeten. Jason Aeckersberg und Luca Röcher verwiesen auf die Kernsymbolik der Europäischen Flagge und spannten dann den Bogen zum umgestalteten DENK-MAL, welches sich in diesem Jahr ganz in den europäischen Farben und Sternen „präsentierte“. Auf diesem Denkmal hatte man die Gedanken über Europa von rund 800 Besuchern des 12. Demokratietages in der Mainzer ZDF-Zentrale eingefangen, darunter Botschaften von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und rheinland-pfälzischen Politikern. So auch von der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, dem Landtagspräsidenten Hendrik Hering und Bildungsministerin Stefanie Hubig.
Die meistgenannten Schlagwörter waren: Frieden und Freiheit. Knapp 70 Jahren Frieden ist neu für ein Europa, das oft vom Schwert des Krieges geteilt wurde. Passend leiteten an dieser Stelle Verena Hahn und Pia Schmidt zur Verdunfahrt über. „Auf diesem Schlachtfeld wurde alles durch das Schwert des Krieges bis zur Unkenntlichkeit zerschmettert.“ Beide beschrieben eindrucksvoll die Symbolik dieses Schwertes, welche sich ebenfalls in der Architektur des Gebeinhauses widerspiegelt. Es ist „ein Massengrab und zugleich ein Mahnmal. Mahnung an die Völker Deutschlands und Frankreichs. An Europa. An die Welt!“
Noah Amesreiter begleitete die Besucher gedanklich ins Innere des Gebeinhauses mit den Überresten von 130.000 unidentifizierter französischen und deutschen Soldaten: „Untrennbar haben die einstigen Feinde hier die letzte gemeinsame Ruhe gefunden. Eine Ruhe, die uns laut in die Ohren schreien will: Habt ein besseres Gedächtnis!“
Lukas Reihs hielt an einem von 15.000 Kreuzen inne und dachte über das viel zu kurze Leben des dort begrabenen Soldaten nach. Diesen letzten, möglichen Lebensakt ließ Leonie Balnus sehr ergreifend in einem fiktiven Tagebucheintrag über das zerrissene Seelenleben dieses jungen Mannes wieder aufleben.
Al Kassim Nabhan berichtete über seine Eindrücke in Verdun und der deutsch-französischen Vergangenheit. Dann schlug er den Bogen zu seiner eigenen, jüngsten Lebensgeschichte und den Kriegserlebnissen in Aleppo und Syrien. „Ich habe diese Realität heute erlebt. In Aleppo und in ganz Syrien. Wenn man das mit 10 Jahren erlebt, kann man dies schlecht mit ein paar Worten erzählen. Aber ich kann euch sagen, was Frieden für mich bedeutet!“, so der 16-jährige Syrer. Mit seiner Aufzählung der „höchsten Güter des Friedens“ traf er den Nerv der Besucher. Er appellierte weiter: „Und deshalb müssen wir Gott danken, dass es hier in Deutschland und Europa fast 70 Jahre Frieden gibt. Wir sollten dafür beten und dafür gemeinsam einstehen. Dann sind wir Europa.“
„Von Vollkommenheit und Einheit sind wir in Europa aber noch weit entfernt!“, begann Jannik Brüning seine treffende Schlussbetrachtung und warnte, „denn die permanenten Miesmacher, Populisten und ewig Gestrigen haben schon wieder die Schwerter geschärft. Sie wollen spalten, trennen und den freien Geist Europas zurück in die nationale Enge pressen. Diesen Stammtischparolen und Hetzrednern rufen wir das Zitat von Jean Claude Junkers zu: „Wer an Europa zweifelt oder verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen!“
„Zusammenhalt, Gemeinschaft in Freiheit und Einheit sind das Ziel unserer jungen Generation! Erinnern wir an die Opfer der Kriege und des Nationalsozialismus – in Daaden, in unserer französischen Partnerstadt Fontenay-le-Fleury und ganz Europa – und nehmen ihre Mahnungen aus dem Grab heraus ernst, dann sind wir bereits auf dem Weg zur Einheit Europas. Dann sprechen wir auch in Europa eine familiäre Sprache: „DENK-MAL – WIR SIND EUROPA!“ Dieses Statement wurde durch die musikalische Darbietung der Europahymne von Tabea Enns (Gitarre), Antonia Evers (Klavier) und Kira Litau (Gitarre) besonders unterstrichen und man konnte fast die Worte Schillers hören: „Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt“.
Danach ging man gemeinsam zur Kranzniederlegung am Daadener Denkmal (Kriegerdenkmal). Stadtbürgermeister Walter Strunk beendete die Gedenkfeier und bedankte sich bei den Jugendlichen mit den Worten: „Wenn ich sehe, wie ihr euch mit der Vergangenheit beschäftigt und uns an euren Gedanken über Europa und den Frieden teilhaben lasst, dann ist es mir um die Demokratie in unserem Land nicht bange!“ (PM)
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