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Der "Führer" ließ das Publikum erschauern
Großartiger Auftakt vom "Felsenkeller" in Altenkirchen. Die Asphalt-Visionen erwiesen sich schon am Freitag als wahrer Publikumsmagnet. Und Organisatorin Rebecca Staal zeigte, dass sie in der Auswahl von tollen Künstlern eine glückliche Hand hat. Bereits "Hitlers letzte Rede" zog das Publikum in den Bann. Die israelische Gruppe "Orto da Stones" setzte da noch einen drauf.
Altenkirchen. Es konnte einem schon den Gänseschauer über den Rücken jagen. Wie er da stand, der "Führer" und seinem Publikum begreiflich zu machen versuchte, dass er, Hitler, ja "überhaupt keine Schuld" habe. Er, der der Maler mit dem musischen Touch habe immer und überall alle Probleme erkannt. Man müsse nun, resümierte das "Gheatger D.I.M.", einsehen, dass die Welt ohnedies verkommen sei. Kriege gebe es immer, Führer hin, Führer her.
Und Adolf Hitler ist derjenige, der darauf wartet, dass ihm "irgendwann mal jemand entgegentritt". Schließlich habe er auch den 2. Weltkrieg nicht angezettelt um zu gewinnen, vielmehr sei es ihm um die reine Zerstörung gegangen. Destruktivität also aus reiner Lust heraus. Und der neue Adolf Hitler hat noch viel mehr zu bieten. Schließlich will er sich reinwaschen. Da liegt dann der Schluss schon mal nahe, dass "das Volk, das einen solchen Führer hat, wenigstens nicht auf die vielen Diktatoren mit der Maske hören muss". Er selbst, resümierte Hitler auf den Treppen der evangelischen Kirche in Altenkirchen, habe seinen Gegner immerhin die Chance geboten, ihm "einen Dolch in den Rücken zu hauen". Und bei "Diktatoren mit Maske", die in der Anonymität leben, gehe das halt nicht.
Solche Logik nachzuvollziehen, liegt nicht jedem. Kann nicht, soll nicht. Was "soll", das ist das Schockieren. "Hitler" sein Publikum in die Defensive drängen, es amüsieren - aber eben so, dass der Gänseschauer mit all seinen Nachwirkungen nicht ausbleibt.
Reißender Applaus war dem "Theater D.I.M." nach mehr als halbstündiger Darbietung sicher. Und manch einem mag an diesem Abend aufgefallen sein, dass sich (bei richtig angewandter Schminkkunst) die Figuren Hitler und Chaplin wohl gleichen können. Zu schade, dass jene "Ähnlichkeit" nicht früher aufgefallen ist...
Hitler nahm als Thema auch bei "Orto da Stones" breiten Raum ein. Als Handpuppe, gemacht aus einem Bettlaken, wirkte er hier weitaus weniger gruselig als bei "D.I.M". Allerdings hatten sich die israelischen Schauspieler auch nicht alleine auf Hitler "eingeschossen". Grund genug hätten sie gehabt. Immerhin nahmen die Schauspieler die körperliche Stellung zum Denkmal des berühmten Bildhauers Nathan Rappaport ein. Die prachtvollen Granitsteine, hier durch Menschen dargestellt, erwachen zum Leben und treten eine Zeitreise durch Geschichte Europas und Israels an.
Alles in allem prachtvolle Darbietungen. Aus der Nachdenklichkeit, die daraus entstand, wurde das Publikum in der Nacht dann noch durch die Feuer-Show "Tarakona" gerissen. Eine leichte Kost, die man nach Hitler-Rede und Zeitreise eigentlich ganz gut genießen konnte.
Auch am Samstag wurde einiges geboten. So unterhielt das "Theater Irrwisch hupft" mit Pantomime, "Running Mike" führte die Zuschauer durch die Fußgängerzone und bot schwarzen Humor vom Feinsten, die "Kreative Jugendwerkstatt" hatte etwas für die Kinder zu bieten und die Freunde der Musik erfreute die Band "Budzillus". (Werner Wenzel)
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In schwindelnder Höhe. "Lotte Gruup verpasst" behilet buchstäblich den Überblick - aus der Vogelperspektive. Fotos: Werner Wenzel
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