Landrat begrüßte Bürgermeister zum Neujahrsempfang
Wieder lud Landrat Michael Lieber zum Neujahrsempfang in die Kreisverwaltung Altenkirchen ein. Schwerpunktthema war in diesem Jahr die Lage der Landwirtschaft im Kreis, aber auch der DSL-Ausbau, der ÖPNV und die Kreisstraßen wurden angesprochen.
Altenkirchen. Am Mittwochabend, den 10. Januar hatte Landrat Michael Lieber zum Neujahrsempfang, der gleichzeitig die Besprechung der Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeister sowie der Bürgermeister der Verbandsgemeinden und der Stadt Herdorf darstellt, eingeladen, um aktuelle Themen und Fragestellungen aus den Gemeinden näher zu beleuchten.
In diesem Jahr sprach der Landrat die drei Themen: DSL-Ausbau, ÖPNV und Kreisstraßen an. Dabei bemängelte er, dass die finanzielle Ausstattung der Kommunen mangelhaft sei. Somit bat Lieber die Landtagsabgeordneten dafür zu sorgen, die Gelder für die Infrastruktur zu erhöhen. Lediglich die gute wirtschaftliche Situation im Kreis Altenkirchen trägt zum Gelingen bei. Der Kreishaushalt lässt dagegen keine Spielräume zu. Daher muss weiterhin nach Sparpotentialen Ausschau gehalten werden. Ein Mindestmaß an gemeinschaftlichem Leben muss dennoch erhalten werden, so Lieber. Vereine sollen daher weiter unterstützt werden.
Im ÖPNV sieht Lieber eine große Chance für den ländlichen Raum mobil zu bleiben. Die Tiefbauarbeiten für das DSL hängen natürlich vom Wetter ab, werden aber auch in diesem Jahr vorangetrieben. Es wurde ein Antrag gestellt die Schulen des Kreises mit direktem Glasfaser zu versorgen. Dieser wurde bereits vom Bund genehmigt. Somit werden 38 Grund- und weiterführende Schulen bald versorgt sein. Jedes Klassenzimmer erhält eine Versorgung mit 30mbit. Die Kreisstraßen waren bereits im letzten Jahr auf dem Neujahrsempfang thematisiert worden. Damals konnte Landrat Lieber krankheitsbedingt nicht teilnehmen. Er wurde durch Konrad Schwan vertreten. Lieber wünschte allen Gästen ein frohes neues Jahr.
Anschließend kam das Schwerpunkthema des Abends zum Tragen. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Ökonomierat Norbert Schindler, hielt ein lmpulsreferat unter der Überschrift "Brauchen wir die Bauern noch?" Dabei verteidigte er das Bauerntum stark. Natürlich ist das Lohnniveau in Brasilien und Thailand viel niedriger, aber qualitativ sind die Erzeugnisse der deutschen Bauern viel besser, so Schindler. Daher muss die Gesellschaft den Bauern noch Geld geben.
Auch den Einsatz von Glyphosat verteidigte Schindler. Er gab zu, dass manche Bauern Fehler gemacht hatten. Früher waren im Sommer die Windschutzscheiben schwarz vor Insekten. Heute ist dies nicht mehr so. Dennoch kenne er rund 80 Mittel, die eingesetzt werden, die deutlich schlimmer sind. E605 oder auch Parathion genannt hätte er als Kind einmal im Sommer bei 32 Grad eingeatmet. Nach drei Stunden war er blind, erklärte Schindler. Das war eine schlimme Erfahrung für ihn gewesen.
Doch die Bauern stehen unter Druck. Die Menschheit wächst auf zehn Milliarden an. Der Hunger muss gestillt werden. Gentechnisch veränderte Pflanzen wären die Lösung. Doch gerade die Deutschen sträuben sich dagegen. Dabei gebe es viel schlimmere Dinge, wie die Abholzung des Urwaldes. Dennoch schaffe man es auch ohne Gentechnik den Ertrag zu erhöhen. Früher waren zum Beispiel 1,8 Tonnen Raps schon ein gutes Ergebnis. Heute sind vier Tonnen das absolute Minimum.
Dennoch, wenn man sich den Kreis Altenkirchen in 20 Jahren anschauen würde, prognostizierte Schindler, sieht es wahrscheinlich schlecht aus. Pro Ort wird es nur noch einen Betrieb geben, wenn überhaupt. „Wir wünschen uns das nicht. Daher müssen wir das französische Essensdenken wieder einführen. Es kann nicht sein, dass Wasser mehr kostet als Milch. Wollen wir das auf Dauer so?“, fragte Schindler rhetorisch. Es ist eine schwierige Zeit für die Agrarwirtschaft. Momentan geben die Deutschen 11 Prozent ihres Monatseinkommens für Nahrungsmittel aus. Das empfinden die Meisten auch noch als zu viel. In Frankreich sind es 17 bis 19 Prozent.
Er wünschte ein frohes Jahr 2018. „Wir brauchen euch als Bauern, aber sie brauchen auch uns“, sagte Schindler abschließend und damit ging man zum gelassenen Teil des Abends über. (jkh)
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