Warnstreik bei Rexnord
In der aktuellen Warnstreikserie der IG Metall Geschäftsstelle Betzdorf waren am dritten Tag die Mitarbeiter der Firma Rexnord aufgerufen, für zwei Stunden ihre Arbeit niederzulegen, wobei sie von Kollegen der Firmen Elco und Schäfer Unterstützung erhielten, so dass letztlich 180 Beschäftigte dem Aufruf zum Warnstreik folgten. Der Warnstreik war in die Mittagszeit gelegt, damit sowohl die Beschäftigten der Früh- als auch der Tagschicht daran teilnehmen konnten.
Betzdorf. Der politische Sekretär Reiner Peters-Ackermann sprach von einem eindrucksvollen Bild, das die Anzahl der Streikenden böten. Man wisse, dass die Firmen derzeit volle Auftragsbücher hätten, so dass die Warnstreiks ihre Wirkung nicht verfehlen würden. Erfreut berichtete Peters-Ackermann den Mitgliedern, dass die Zahl der tarifgebundenen Unternehmen derzeit stetig wachse.
Für ihn ist die zeitweise Verkürzung der Wochenarbeitszeit eine gesundheitspolitische Notwendigkeit. Überstunden an Samstagen und Sonntagen würden von den Mitarbeitern in erster Linie getätigt aus finanziellen Gründen. Dass der Facharbeitermangel mit den angeblich zu hohen Forderungen verstärkt werde, sei dummes Zeug, so Peters-Ackermann. Viele Facharbeiter würden nur mit Zeitverträgen beschäftigt, einige sogar unterqualifiziert eingesetzt.
Das Argument der Arbeitgeber, dass Lohnerhöhungen und Arbeitszeitregelungen auch mit den Betriebsräten geregelt werden könnten, sei falsch, so Peters-Ackermann. Diese Regelungen wären ebenso wie Regelungen hinsichtlich von Urlaubs- und Krankengeld laut Gesetz nur mit den Gewerkschaften zu tätigen.
Wie am Vortag, so erhielten die Metaller auch diesmal wieder Rückendeckung vom Dachverband der Gewerkschaften, dem DGB, dessen Grüße der Regionalvorsitzende Bernd Becker überbrachte. Becker bezeichnete die IG Metall der Region als die Speerspitze, was die Forderungen hinsichtlich der Verbesserungen von Lohn und Arbeitszeit anbelange und versprach die Unterstützung der hiesigen GdP.
Die Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn sei eine ganz realistische Forderung, denn mehr als 15 Jahre habe man in der Region, im Land und in der Bundesrepublik unter den Verhältnissen verdient. Hinsichtlich des Angebotes von Seiten der Arbeitgeber sprach Becker von einem Angriff auf die Arbeitszeitsouveränität. Man müsse den Menschen Zeit für sich selbst zugestehen, daher sei die Forderung nach einer begrenzten Verkürzung der Wochenarbeitszeit durchaus berechtigt. Die Freischichten für Schichtarbeiter wertete Becker sogar als notwendig, hinsichtlich der Erhaltung der Gesundheit.
Rexnord Betriebsratsvorsitzender Michael Henseler dankte den Kollegen, die sich am Warnstreik beteiligten, sprach aber gleichzeitig seine Enttäuschung aus, über die, die nicht daran teilnahmen. Er nannte das Angebot der Arbeitgeber von zwei Prozent mehr Lohn „lächerlich“ und forderte ein „größeres Stück vom Kuchen“. In Fahrt und Rage kam Uwe Wallbrecher wieder einmal bei seiner Rede. Wie schon am Vortag bezog der erste Bevollmächtigte der IG Metall Geschäftsstelle Betzdorf erneut Stellung zu den genannten Forderungen in der aktuellen Tarifrunde. Im Lohndumping sieht er einen Grund für die fehlenden Fachkräfte, was sich besonders im Bereich der Dienstleistungs- und Servicekräfte bemerkbar mache.
Wallbrecher nannte den Warnstreik und die damit verbundenen Forderungen der IG Metall somit ein Konjunkturprogramm für die Region. Die ansteigende Kaufkraft käme allen zu Gute. Gleichzeitig forderte er alle Kollegen dazu auf, ihr Geld auch wieder in den heimischen Firmen und Geschäften auszugeben. Nur so könnten die Einzelhändler, Frisöre und Gastronomiebetriebe auch weiterhin bestehen. „Geiz ist nicht geil, Geld ausgeben ist viel geiler“, so der Gewerkschafter.
Außerdem profitierten auch die Sozialkassen von einem mehr an Geld im Portemonnaie der Beschäftigten. Abschließend kündigte Wallbrecher an, dass der IG Metall an einer kurzen Tarifauseinandersetzung gelegen sei. Die dritte Warnung wäre ein 24 Stunden Warnstreik. Der könne auch auf die IG Metall Geschäftsstelle Betzdorf und somit auch auf die Beschäftigten der Firma Rexnord zukommen, so Wallbrecher. anna
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