Streikende in Herdorf trotzten dem Regen und der Kälte
Der 24 Stunden Warnstreik bei Federal Mogul in Herdorf lief trotz Regen und Kälte und es gab Unterstützung von anderen Streikenden der Region. In Herdorf waren es rund 300 Personen, die ihren Unmut über die Ablehnung der Forderungen kundtaten. Scharf verurteilt wurden die Klagen der Arbeitgeber und ihrer Verbände.
Herdorf. Trotz des ungemütlichen, nasskalten Wetters hielten die Mitarbeiter der Nachtschicht von Federal Mogul stand und blieben bis zum Morgen vor Ort, um ihre Entschlossenheit bezüglich des 24 Stunden Warnstreiks zu demonstrieren. Danach wurden sie dann von ihren Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht abgelöst, zu denen sich später noch die Tagschicht wieder hinzu gesellte.
Wie Uwe Wallbrecher, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Geschäftsstelle Betzdorf berichtete, beteiligten sich insgesamt allein von Federal Mogul rund 300 Leute an dem Warnstreik. Aus Frankfurt war zudem Dr. Heidi Schroth, die politische Sekretärin vom IG Metall Bezirk Mitte nach Herdorf gekommen um den Streikenden beizustehen. Zur Kundgebung am frühen Nachmittag kam eine große Delegation an Kolleginnen und Kollegen von Faurecia aus Scheuerfeld mit Bus und mehreren Pkws um sich am 24 Stunden Warnstreik zu beteiligen. Diese hatten sich alle freiwillig auf den Weg gemacht und zum Teil extra dafür frei genommen. Lautstark begrüßten sich die Mitarbeiter der beiden Firmen vor dem Werkstor.
Betriebsratsvorsitzender Bruno Köhler (Federal Mogul) sprach von großer Unterstützung und Solidaritätsbekundungen. Kollegen der Firmen Elco und Rexnord waren ebenso zu den Streikenden nach Herdorf gekommen wie heutige Rentner und Altersteilzeit Mitarbeiter des Herdorfer Unternehmens. Auch Kollegen des Ortsvorstandes hätten ihre Solidarität bekundet. Köhler hoffte, dass die Arbeitgeber diese Zeichen verstehen und den Forderungen der IG Metall nachkommen.
Wallbrecher zeigte sich erfreut über die Unterstützung der Mitarbeiter von Faurecia, die ja aus eigener Erfahrung wüssten, wie wichtig Solidarität im Arbeitskampf sei. Die Unternehmen, so Wallbrecher seien nicht in der Lage ein vernünftiges Ergebnis zu verhandeln, erst wenn alle kollektiv ihre Arbeitskraft verweigerten würden sie geschmeidig. Das Arbeitgeberangebot von sieben Prozent für 27 Monate bedeute im Klartext drei Prozent im Jahr. Die (Arbeitgeber) verdienten sich doof und dämlich. Sie sollten sich somit auch an den Kosten der Kinderbetreuung beteiligen, denn schließlich wären das die Fachkräfte von morgen. Ebenso sollen die Unternehmen sich an der Pflege kranker Angehöriger beteiligen, denn schließlich hätten die Alten ihre Gesundheit bei der Arbeit in den Firmen eingebüßt.
Stattdessen gingen die Arbeitgeber hin und drohten der Gewerkschaft mit rechtlichen Schritten und einstweiliger Unterlassung, ja sogar mit einer Schadenersatzklage von sechs Millionen Euro. Solchen Unternehmern gehöre der Hintern versohlt, so Wallbrecher. Die Warnstreikbeteiligung sei bundesweit gigantisch, nur einige wenige glaubten sich daran nicht beteiligen zu müssen und mit ihrer Arbeit noch was retten zu können.
Den Arbeitgebern rief er zu: „Millionen Mitarbeiter sind stärker als alle Unternehmer. Wir werden marschieren Seit an Seit und die alten Lieder singen, bis wir ein vernünftiges Ergebnis haben“. Dr. Heidi Schroth begann ihre Rede mit dem Zitat: „Wenn die Guten nicht kämpfen, siegen die Schlechten“. Die Arbeitgeber versuchten die IG Metall mit juristischen Gutachten in die Flucht zu schlagen. Doch die gestellten Forderungen seien berechtigt. Zudem kritisierte sie die noch immer praktizierte Diskriminierung der Frauen an den Arbeitsplätzen und bezüglich des andauernden Lamentierens über fehlende Fachkräfte rief sie den Unternehmern zu: Wer Fachkräfte brauche, der müsse sie auch ausbilden. An die streikenden richtete sie den Appell: Wer ein besseres Leben will, der muss sich dies erstreiten.
Auch der Betriebsratsvorsitzende von Faurecia Yücsel Öztürk ergriff das Wort und verkündete, man werde die Arbeitgeber dazu zwingen sich zu bewegen. Es sei eine Schweinerei was die machten. Vor 10 Jahren hätten die Mitarbeiter die Zeche für die damalige Wirtschaftskrise mit Kurzarbeit gezahlt. Jetzt forderten sie was ihnen zustehe, ein faires Angebot. Mit Nettigkeiten käme man bei diesen Herrschaften nicht weiter.
Abschließend rief Wallbrecher allen zu, dass auf sie Verlass sei, auf die Kolleginnen und Kollegen ebenso wie auf die IG Metall. Der 24 Stunden Warnstreik werde jetzt noch bis Freitag an anderen Firmen fortgesetzt. Die Unternehmer deren Betriebe bisher noch nicht beteiligt gewesen wären, sollten sich nicht sicher sein, es könne auch sie noch treffen. Werde es weiterhin nicht zur Einigung kommen ist sogar an eine Urabstimmung über einen Erzwingungsstreik gedacht, mit dem man dann in die Fläche gehen wolle. „Wir werden weiter machen“! sagte Wallbrecher. (anna)
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