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Nachricht vom 20.02.2018    

Hermann Reeh nach 32 Jahren zurückgetreten

Der Aktionskreis Eine-Welt-Handel musste im Rahmen der Jahreshauptversammlung einen neuen Vorsitzenden Wählen. Hermann Reeh trat nach 32 Jahren vom Amt zurück, sein Nachfolger ist Hermann Hesse. Der neue Vorstand appelliert an die junge Generation, sich um eine gerechte und nachhaltige Weltwirtschaft einzusetzen.

Nach 32 Jahren trat Hermann Reeh (Mitte) als Vorsitzender zurück, sein Nachfolger ist Hermann Hesse (rechts). Foto: Verein

Betzdorf. Nach 32-jähriger Tätigkeit als 1. Vorsitzender des Aktionskreises Eine-Welt-Handel ist Hermann Reeh nun zurückgetreten. Er eröffnete die Jahreshauptversammlung mit einem Rückblick: Der Aktionskreis wurde 1982 in einer Zeit der Revolte gegründet. Diktaturen und Militär unterdrückten die Völker in Südamerika und töteten deren Ureinwohner. In Südafrika kämpfte die
Apartheidsbewegung für Menschenrechte. Für viele Menschen in Europa war Nicaragua damals ein Symbol für die Hoffnung auf eine gerechtere und menschlichere Gesellschaft. Der französische Schriftsteller Camus schrieb einmal, eine Revolte entstehe, „wenn die Menschen sich nicht auf einen gemeinsamen Wert beziehen, der von allen in jedem Menschen anerkannt wird.“ Und: „Selbst der primitivste Aufstand drückt das Streben nach einer Ordnung aus.“ In Nicaragua schienen diese Worte Realität geworden zu sein und nach unserer Solidarität zu rufen. So war und ist das Anliegen des Vereins, nicht mit Almosen zu helfen, sondern einen Beitrag zu leisten, damit die betroffenen Bevölkerungsgruppen auf eigenen Beinen stehen können.

Die Solidarität mit den Benachteiligten erforderte politische Einmischung, die vor allem gerechte Wirtschaftsordnung zum Ziel hatte. Der Nicaragua-Kaffee und die Jutetasche standen am Anfang dieser neuen Sicht und waren der erste Versuch, Mittler der Benachteiligten zu sein, die im politischen Geschehen keine Lobby hatten. Vorträge, Podiumsdiskussionen und Flyer zur Information begleiteten diese Phase.

In den 90er Jahren war die erste Etappe auf dem langen Weg zu einer fairen, gerechten Weltgemeinschaft erreicht – die zunächst belächelten Weltläden hatten sich etabliert. Mittlerweile hat eine breite Palette wohlbekömmlicher Bio- und auch Gourmetkaffees den für viele gewöhnungsbedürftigen Solidaritätskaffee aus Nicaragua abgelöst.

Das Motto der Fairen Woche 2017: „Fairer Handel schafft Perspektiven“ zeigte aber, dass die soziale, wirtschaftliche und damit politische Lage vieler Völker noch immer brennend auf Veränderung wartet - wie vor 30 Jahren. Zu einer Welt, wie sie sein sollte, sind noch viele Etappen zu bewältigen. Der indigenen Bevölkerung in Mittel- und Südamerika werden immer noch Rechte vorenthalten, Menschen in Bangladesch nähen unter lebensgefährlichen Bedingungen, Plantagenarbeiter sind giftigen Spritzmitteln ausgesetzt, Menschen aus Afrika kommen nach Europa, weil in der Heimat der Lebensunterhalt nicht gesichert ist. Die ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung bekamen 2017 nichts vom Vermögenswachstum ab.

Mit dem Weltladen in Betzdorf hat der Aktionskreis Eine-Welt-Handel gezeigt, dass eine gerechte, solidarische Gemeinschaft möglich ist. Gemeinsam mit seinen Kunden baute und baut der Verein in kleinem Rahmen an einer Wirtschaftsordnung, in der die Menschen im Süden selbstbestimmt ohne Almosen die Lebensbedingungen nachhaltig verbessern können. Unter dem Motto "Frieden beginnt mit gerechter Weltordnung" bot der Weltladen eine praktische Möglichkeit an, die geeignet ist, die Lage der Menschen spürbar zu verbessern, und zeigte einen Weg, sich in Krieg- bzw. Friedenspolitik einzumischen. Eine „Friedenstasche“ gefüllt mit fair gehandelten Produkten aus Kolumbien ermöglichte vielen indigenen Bauern ein Einkommen, das sie aus der Abhängigkeit und der Kooperation mit Militär, Guerilla oder Paramilitär befreien konnte.



Aus persönlichen Gründen legte auch die 2. Vorsitzende, Silvia Schmegner ihr Amt nach 9-jähriger Tätigkeit nieder. Der neu gewählte 1. Vorsitzende, Hermann Hesse, dankte den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern für ihr Engagement zu Gunsten einer gerechten, solidarischen Gesellschaft und Erwin Rickert überreichte als Dank für den engagierten Einsatz eine Radierung. Bei den Vorstandswahlen wurde Karl-Heinz Dorka zum 2. Vorsitzenden gewählt. Christel Schuh wurde als Kassenwart und Anne Rickert als Schriftführerin bestätigt.

Da der Vorstandswechsel in eine Zeit fällt, in der im Weltladen ein Umsatzrückgang, in der Gesellschaft aber auch ein sozialer und politischer Umbruch zu verzeichnen sind, ruft der Verein die Mitmenschen und vor allem auch die junge Generation auf, sich aktiv in soziale und ökologische Bestrebungen zu Gunsten einer gerechten, friedlichen und nachhaltigen Weltgemeinschaft einzumischen. Durch den Kauf fair gehandelter Produkte widerfährt den Produzenten Gerechtigkeit und so kann der Flucht wegen kriegerischen Auseinandersetzungen, aber auch aus wirtschaftlicher Not vorgebeugt werden. (PM)



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