Else zum Besuch des Staatsoberhauptes in Wissen
Ein Bundespräsident in Wissen an der Sieg - das kommt nun wahrlich selten vor. In der mehr als 1100-jährigen Geschichte Wissens ein ungewöhnlicher Besuch. Viele Wissener wollten den Bundespräsidenten sehen und hören - sie alle hatten keine Chance.
Wissen. Frank-Walter Steinmeier, unser aller Bundespräsident wurde zum Besuch im Kreis Altenkirchen angekündigt und er kam. Im Raiffeisenjahr war Flammersfeld eine Station und dort gab es auch den kurzen aber herzlichen Kontakt mit Bevölkerung, wie Fotos belegen. Den Besuch im Unternehmen Thomas in Herdorf hatte die Staatskanzlei vorbereitet und hier ging es um Informationen zu einem mit dem Innovationspreis ausgezeichneten mittelständischen Unternehmen, das weltweit agiert.
Angekündigt war der Besuch in Wissen, hier sollte ein Bürgergespräch mit dem Schwerpunkt Ehrenamt, Natur und Umwelt stattfinden. So wurde es veröffentlicht und viele Wissener freuten sich – wurden dann aber bitter enttäuscht. Die Bürgerschaft der Region durfte nicht ins Kulturwerk. Nicht einmal ein Stopp zum Händeschütteln mit den Zaungästen war drin. Dass der Präsident Bürgernähe kann, hatte er ja schon gezeigt, sich mittags bei der Station in Flammersfeld unters Volk gemischt. Und auch im Wissener Kulturwerk suchte er als erstes das kurze Gespräch mit dem Bewirtungsteam im Foyer, bevor er die geladenen Gäste in der Halle begrüßte.
Ich bin schon beim Einkaufen am nächsten Morgen mit Kommentaren überhäuft worden: „Wir haben ja nicht jeden Tag einen Bundespräsidenten hier, meine Frau und ich wollten die Ansprache hören und vielleicht auch Fragen stellen dürfen, wir kamen gar nicht erst durch Absperrungen!“ Warum durften die Wissener Bürgerinnen und Bürger da nicht rein – das Kulturwerk kann ja immerhin 800 Leute aufnehmen? Viele Fragen – keine Antworten. Auch fehlt in der Berichterstattung zum Steinmeier-Besuch ein Blick auf die Diskussion. „Mach dich doch mal schlau", rät mir die Familie, und auch meine Enkel Ben und Marie wurden, obwohl beide ehrenamtlich in einer Naturschutzgruppe tätig sind, an den Absperrungen abgewiesen. Das teilen sie per Whats-App mit und sind sauer.
Viel war da leider nicht zu erfahren. Fakt: Wer jetzt auf die Bürgermeister der Stadt und Verbandsgemeinde Wissen oder die Verwaltung oder gar auf die Geschäftsführung des Kulturwerks in Wissen schimpft, liegt völlig falsch. Alle die Genannten waren außen vor, selbst Ratsmitglieder mussten draußen bleiben. Sogar die mit dem roten Parteibuch. Die Organisation lag in den Händen der Staatskanzlei in Mainz, hier wurden auch die Teilnehmenden des „Bürgergesprächs“ ausgesucht und per Bus nach Wissen gefahren. Und beim „Bürgergespräch“ selbst mussten die Presseleute raus – unglaublich!
War dieser Besuch des Bundespräsidenten eine Parteiveranstaltung der SPD-geführten Landesregierung, Steinmeier ist ja nun mal Genosse? Ein Bundespräsident sollte aber keine Parteipolitik betreiben, das verbietet das Amt, findet nicht nur Else.
Und so bleibt bei Else und ihren Enkeln ein Besuch in Erinnerung, der eines Staatsoberhauptes für alle Bürger/innen nicht würdig war und in der Stadt an der Sieg Enttäuschung hinterließ. Das glaubt jedenfalls Else.
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