Kultur |
Junger Klaviervirtuose verzauberte das Publikum
Der junge Pianist Martin Stadtfeld begeistert in Tokio, in der Alten Oper in Frankfurt und jetzt auch im Kulturwerk Wissen sein Publikum. Die sinnliche Darbietung der Fugen und Präludien des großen Komponisten Johann Sebastian Bach hauchte Stadtfeld ein besonderes Leben ein. "Das wohltemperierte Klavier I und II" in dieser grandiosen Darbietung wird in die noch junge Geschichte des Kulturwerkes eingehen. Das Kulturwerk Wissen bestand damit auch die Feuertaufe als Konzertsaal.
Wissen. Einen großen Konzertabend mit internationalem Flair erlebten rund 250 Gäste im Kulturwerk in Wissen. Martin Stadtfeld (29) spielte Johann Sebastian Bachs "Das wohltemperierte Klavier I und II" und fesselte das Publikum bis auf die letzte Minute. Für den Pianisten gab es stehende Ovationen und ein sichtlich beeindrucktes Publikum erhielt noch zwei Zugaben.
Mit diesem Konzert der Spitzenklasse bestand auch die Akustik der Halle die Feuertaufe. "Das ist einfach genial", meinten auch die Zuhörer in der letzten Reihe, die zwar den Pianisten nicht sahen, aber jeden Ton genossen. Zum Teil waren die Gäste am Dienstagabend von weit her angereist, um die Interpretationen Stadtfelds zu hören. Dies zeigte ein Blick auf die Autokennzeichen des Parkplatzes.
Das Konzert war spannend bis auf die letzte Minute, selbst Nicht-Bachkenner ließen sich von der Interpretation der 24 Fugen und Präludien fesseln. Das lag mit Sicherheit am Pianisten, der mit Leidenschaft und einer mitreißenden Frische den eher spröden Bach zu einem ungewöhnlichen Leben erweckte.
Stadtfeld, Bachpreisträger des Jahres 2002, schaffte es mit Leichtigkeit, die meditativen Fugen mit einer besonderen Melancholie zu versehen, die die Seele berührte. Bei den temperamentvollen Präludien, so etwa das D-Dur-Präludium, kam die ganze Leidenschaft des jungen Pianisten beim Publikum an. In der vierten Fuge setzte Bach seinen Namen in die Komposition, mit den Tönen B, A, C und H arbeitete der Komponist das Fugenthema heraus. Stadtfeldt setzte es mit Liebe für den großen Komponisten in Szene.
Bachs Kompositionen gelten als das "Alte Testament" aller Klavierspieler und Pianisten weltweit. Dieses Monumentalwerk so konzentriert, auswendig, sinnlich und erfahrbar zu präsentieren - eine wahre Meisterleitung.
Der junge Pianist gibt dem "alten" Bach eine Ausstrahlung, innig, impulsiv, fetzig, sodass ein hochmoderner Bach zu hören war. Allein die Konzentrations- und Gedächtnisleistung, dieses Monumentalwerk so zu spielen, ist bewundernswert und man steht fast fassungslos vor einer solchen Leistung.
Ein großer Konzertabend, an den man sich noch lange erinnern wird, ging viel zu schnell zu Ende. Eine Sternstunde der Kulturarbeit in Wissen - soviel steht fest. Die überwiegend ehrenamtliche Kulturarbeit der Volkshochschule Wissen und der Wissener "eigenART" hat sich mit diesem Konzert jetzt endgültig vom vielleicht noch anhaftenden provinziellen Charakter befreit. Wissen avanciert mehr und mehr zur "Kulturhauptstadt" an der Sieg. Dass das Publikum in den hinteren Reihen der großen Halle den Pianisten nicht sah, ist schade. Aber dafür gab es technische Probleme, die sich erst kurz vor dem Konzert herausstellten und die niemand voraussehen konnte. Dies sagte der Geschäftsführer der Kulturwerk gGmbH, Dominik Weitershagen, dem AK-Kurier. (Helga Wienand)
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Martin Stadtfeld begeisterte mit einer furiosen Darbietung auf dem Steinway-C-Klavier. Fotos: Helga Wienand
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