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"Gleich und gleich gesellt sich noch immer gern"
Um die Geheimnisse der Partnerwahl ging es bei einem Vortrag in Altenkirchen. Dabei kam heraus: Nur wenige wagen im "partnerschaftlichen Hütchenspiel" den Schritt über Milieugrenzen hinweg.
Altenkirchen. Die Mehrheit handelt also doch nach dem Sprichwort "Gleich und Gleich gesellt sich gern" - nur wenige wagen im "partnerschaftlichen Hütchenspiel" den Schritt über Milieu-Grenzen hinweg. Dr. Mathias Jung spürte mit einer großen interessierten Besucherschar in Altenkirchen spannenden Phänomen der Zweierbeziehungen nach.
"Warum wir uns finden, hassen und lieben - das Geheimnis der Partnerwahl" war sein Fachvortrag überschrieben, und der promovierte Philosoph, erfahrene Psychotherapeut und Autor veranschaulichte mit farbigen Fallbeispielen und "köstlichen Sprachmenüs", wie und warum sich die Gefühlswelt im Partnerschafts-Karussell so oder anders dreht.
"Fast ein Heimspiel" - so kommentierte der Lahnsteiner seinen Vortrag in der Altenkirchener Stadthalle. 50 Jahre alt wurde das Diakonische Werk im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen in diesem Jahr. Im Rahmen der Feierlichkeiten unterstreicht das Diakonische Werk erneut ein wichtiges Moment seines Erfolgs-Konzeptes: Kooperationen. So wurde auch der Fachvortrag gemeinsam mit dem Haus Felsenkeller verantwortet und Mathias Jung, der schon häufiger in der Kreisstadt zu Gast war, kann sich mittlerweile auf eine treue Fan-Gemeinde verlassen. Rund 150 Besucher erfreuten sich an einer gelungenen Balance von wissenschaftlichen Inhalten und sprachlicher "Unterhaltung".
Welches Geheimnis hinter der Wahl eines Partners steckt, offenbart sich häufig erst nach einigen Jahren. Immer häufiger - so die Statistik - endet diese Erkenntnis in Trennung: Jede zweite Ehe im städtischen Bereich und jede dritte Ehe im ländlichen Umfeld endet mit einer Scheidung. Wer sich selbst (er)kennt, weiß, welchen Partner er eigentlich sucht; diese "Selbsterkenntnis" funktioniert immer häufiger erst beim zweiten oder dritten "Versuch".
"Wir heiraten oft in ‚Champagnerstimmung’, die anschließende Phase der ‚Ent-Täuschung’ offenbart mehr und minder schnell, dass nun ‚Arbeit’ an der Beziehung und an sich selbst angesagt ist."
Anhand von brillant erzählten "Kennenlerngeschichten" und Beziehungsrealitäten half Jung eine Schneise in den Beziehungsdschungel zu schlagen. Auch mit einigen "erdachten Realitäten" räumte der erfolgreiche Autor auf: Die heutige "Online-Gesellschaft" - rund acht Millionen Singles suchen ihr Glück auf den diversen Internet-Plattformen - ist längst nicht so "weitherzig" wie gedacht. Trotz weltweitem Zugangs bewegt man sich am liebsten auf bekanntem Terrain und sucht seine Partner in der gleichen gesellschaftlichen Schicht, der gleichen Religion und in gleichen Milieus und Bildungsräumen. Apropos Raum: Auch hier wird eng gehandelt - In einem 30-Kilometer-Korridor bewegen sich die zumeist die Partnersuchenden.
Doch allen Zahlen und Realitäten zum Trotz hatte Referent Jung auch etwas für die Romantiker zu bieten: "Die Liebe auf den ersten Blick" gibt es wirklich und glücklich ist, wer einen Partner findet, der alle "Wunscheigenheiten" auf sich vereint. Ansonsten gab es den schmunzelnden Rat, sich Partner mit Traumeigenschaften zu suchen und dabei aufzupassen, dass sich die "Glücksbringer" möglichst nicht gegenseitig kennen lernen.
Wer nach dem erkenntnisreichen und unterhaltsamen Vortrag noch tiefer einstiegen wollte, konnte sich mit Lektüre vom Büchertisch versorgen und bekam von Jung noch persönliche Anmerkungen dazu.
Im Festprogramm des Jubiläums des Diakonischen Werkes geht es am 8. November - ebenfalls in der Altenkirchener Stadthalle - weiter mit dem Improvisationstheater "RequiSiT". (pes)
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Foto: Dr. Mathias Jung, erfolgreicher Autor und unterhaltsamer Referent, spürte bei einem Vortragsabend in Altenkirchen mit einer großer Zuhörerschar den Geheimnissen der Partnerwahl nach. Foto: Petra Stroh