Naturschutzverbände: Biotopverbund für Wölfe schaffen!
In der Diskussion über die Rückkehr des Wolfes in heimische Wälder melden sich die Naturschutzinitiative e. V. (NI) mit Sitz in Quirnbach und der in Neustadt a. d. Weinstraße ansässige Verein für Naturforschung und Landespflege, Pollichia e. V., zu Wort: Die Rückkehr des Wolfes sei ein Gewinn für die biologische Vielfalt und das gesamte Ökosystem, nachdem der Wolf im 19. Jahrhundert wie Luchs, Wildkatze, Fischotter und Biber gezielt ausgerottet wurde. Die Verbände fordern sachliche Aufklärung statt Angst und Panik.
Quirnbach/Westerwald. Die Naturschutzinitiative e. V. (NI) mit Sitz in Quirnbach und der in Neustadt a. d. Weinstraße ansässige Verein für Naturforschung und Landespflege, Pollichia e. V. begrüßen laut einer aktuellen Pressemitteilung die Rückkehr des Wolfes und reagieren auf die aktuellen Diskussionen hierzu und auf die Einlassungen des CDU-Bundestagsabgeordneten Erwin Rüddel. „Die Rückkehr des Wolfes ist ein Gewinn für die biologische Vielfalt und das gesamte Ökosystem. Daher heißen wir den Wolf willkommen und freuen uns, dass im Kreis Neuwied bereits zwei Exemplare nachgewiesen werden konnten“, betonten Harry Neumann, Landesvorsitzender der Naturschutzinitiative, und Diplom-Biologe Dr. Jürgen Ott, Präsident der Pollichia. „Die Bilder von einem kürzlichen Schafsriss aus Baden-Württemberg haben uns sehr betroffen und auch traurig gemacht. Gerade deshalb mahnen wir nach der Rückkehr des schon immer bei uns heimischen Raubtieres zur Besonnenheit, auch wenn der Wolf Schafe reißt“, erklärte Diplom-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI. „Die hauptsächliche Beute von Wölfen sind kranke und schwache Rehe und anderes Schalenwild. Damit leistet der Wolf einen wichtigen Beitrag für das Ökosystem und wird auch zu einem Verbündeten von Waldbesitzern, Förstern und Jägern“, so Neumann und Ott.
Schafhalter unbürokratisch entschädigen
In fast allen Bundesländern wurden bereits Wolf-Managementpläne unter Einbeziehung vieler Akteure und auch der Schafhalter entwickelt. Die beiden Verbände erachten es als wichtig, dass von Wolfsrissen betroffene Schafhalter unbürokratisch und unverzüglich von den zuständigen Behörden entschädigt werden. „Eine ungeschützte Schafherde ist für den Wolf wie ein ‚Drive In‘: Einfacher geht es für ihn nicht“, erklärt Dr. Francesca Saxler, Wolfsexpertin der NI und Tierärztin. „Wir müssen uns als Menschen wieder daran gewöhnen, auch mit größeren Tieren wie in den meisten Ländern der Erde zu leben und auf den heimischen Weiden Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, wie es früher üblich war. Denn die Natur gehört nicht uns, wir sollten wieder neu lernen, mit der Natur und nicht gegen sie zu leben“, so Dr. Francesca Saxler.
Verbände fordern sachliche Aufklärung statt Angst und Panik
„Das hat MdB Erwin Rüddel leider noch nicht verstanden. Anstatt sich an einer sachlichen Aufklärung zu beteiligen, schürt er weiter Angst und Panik. Das ist völlig unverantwortlich“, betonten Harry Neumann und Dr. Jürgen Ott. Seine Forderung, den Westerwald oder einen Landkreis von Wölfen frei zu halten, sei bei einer weit und schnell wandernden Art wie dem Wolf gar nicht möglich. „Im Grunde genommen fordert Herr Rüddel daher die erneute Ausrottung einer Wildtierart, was aufgrund des Schutzstatus des Wolfes rechtswidrig wäre“, schreiben die Verbände und erachten diese Forderung als „ungeheuerlich. Beim Wolf handelt es sich um eine nach bundesdeutschem und europäischem Recht streng geschützte Art, deren Erhaltungszustand sogar zu verbessern ist.“
Die „Hochrechnungen“ von MdB Rüddel zur Entwicklung der Wolfsbestände in Deutschland seien völlig unrealistisch und zeugten von wenig wildbiologischer Sachkenntnis. Bei der Populationsstruktur des Wolfes und seiner beanspruchten Reviergröße von 200 bis 250 Quadratkilometern je Rudel seien die von ihm genannten Zahlen überhaupt nicht möglich und rein populistisch motiviert. Die Risiken und Ängste würden seitens der Naturschutzverwaltungen der Länder und des Bundes sehr ernst genommen. Es gebe in jedem Bundesland einen Wolfs-Managementplan, der nicht nur die Entschädigung regelt, sondern auch die Beobachtung und „Entnahme“ verhaltensauffälliger Wölfe zum Schutz von Mensch und Nutztier in Ausnahmefällen beinhaltet. „Die Forderungen nach Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht lehnen wir strikt ab und würden dies auch nicht akzeptieren. Denn auch hier müsste der Wolf als streng geschützte Art mit einer ganzjährigen Schonzeit belegt werden, was alles noch komplizierter machen würde“, betont Immo Vollmer von der NI.
Biotopverbund schaffen
Dringender denn je sei es nun Aufgabe der politisch Verantwortlichen, einen funktionierenden Biotopverbund zu schaffen, um die Lebensräume und Habitate miteinander zu vernetzen. Deutschland ist hierzu durch die Berner Konvention, die Natura 2000 Richtlinien und die Biodiversitätskonvention von Rio 1992 verpflichtet. „Um dieses wichtige Ziel zum Erhalt und zur Förderung der Biologischen Vielfalt zu erreichen, sollte sich Herr Rüddel engagieren und nicht die Ausrottung einer streng geschützten Art fordern“, fordern die Verbände in ihrer Pressemitteilung.
In einer jüngst erfolgten Forsa-Umfrage begrüßen fast 80 Prozent der Bundesbürger die Rückkehr des Wolfes. Die Rückkehr der Wölfe stelle eine Herausforderung dar, „aber wir werden lernen, mit dieser Facette der wilden Natur zu leben, so wie es auch in den anderen europäischen Ländern mit Wolfsvorkommen gelungen ist“, so NI-Wolfsexpertin Saxler. (PM)
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