Schnupperflieger erwischen "Hammerwetter"
Beim Schnupperfliegen des SFC Betzdorf-Kirchen e.V. am Wochenende war Petrus den Fliegern mehr als hold : Strahlender Sonnenschein und ein leichter Wind begrüßten die Interessenten um 10 Uhr morgens, ideale Voraussetzungen, das Segelfliegen einfach mal auszuprobieren. Aber dieses Mal nicht als Gast sondern als Pilot für einen Tag.
Betzdorf. Der Verein bietet dies Interessenten an, um ohne großen Aufwand einfach mal das Segelfliegen auszuprobieren. Drei Flüge macht jeder Schnupperpilot, da kann man leicht herausfinden, ob das Spaß macht und evtl. ein passendes Hobby ist. Zum Einsatz kommen die bewährten Schuldoppelsitzer des Vereins, die neue weiße ASK-21 aus glasfaserverstärktem Kunststoff und die ältere ASK-13 in traditionelle Gemischtbauweise, die der Verein in Eigenarbeit komplett grundüberholt hat und die nun nahezu neuwertig ist. Beides sind extrem gutmütige Flugzeuge, die so schnell kein Flugschüler "aus der Bahn" bringt. Der Schnupperpilot sitzt dabei vorne, Fluglehrerin oder-Lehrer hinten. Die Maschinen haben Doppelsteuer, alle Steuerorgane und Instrumente sind also doppelt vorhanden.
Schnell werden die Flugzeuge aus der Halle geschoben und mit Batterien und Fallschirmen versehen. Während die Interessentinnen und Interessenten noch eine Sicherheitseinweisung für das Verhalten auf dem Flugplatz erhalten, erscheinen auch schon die ersten weißen Cumuluswölkchen am blauen Himmel, klare Anzeichen für gute Aufwinde.
Bevor geflogen werden kann, müssen die sieben Schnupperpiloten aber noch unter Anweisung der Fluglehrer die Flugzeuge gründlich durchchecken. Dann heißt es Fallschirme anlegen und einsteigen. Jetzt noch den Startcheck durchführen, fest angeschnallt? Höhenmesser auf Platzhöhe? Alle Ruder freigängig? Gut, alles klar. Die große Plexiglashaube wird geschlossen. Per Funk wird die "Husky", die 180 PS starke Schleppmaschine des Vereins, herbeigerufen, das Schleppseil wird vorne am Segelflugzeug eingeklinkt.
Ein Helfer hebt die Tragfläche des 17m großen Seglers an. "Sierra Yankee Seil einziehen" befiehlt der Pilot des Segelflugzeugs über Funk dem Pilot der Schleppmaschine, deren Kennzeichen mit SY endet. Langsam rollt die Husky an. "Seil straff" kommt die Meldung vom Segelflugzeug und jetzt kommen die 180 PS der Schleppmaschine zum Einsatz. Mühelos beschleunigen sie die Maschine mit der weißen ASK-21 im Schlepptau, die mit Insassen immerhin 550kg auf die Waage bringt. Schon nach ca. 200 Metern hebt der Segler ab und schwebt knapp über dem Boden. Er folgt exakt der Schleppmaschine, die wenig später auch abhebt. Dann steigt der Schleppzug mit guten drei bis vier Metern pro Sekunde bis auf etwa 600 Meter über dem Flugplatz Katzwinkel. Ein Zug am gelben Ausklinkknopf links in der Kabine, ein leichter Ruck geht durch den Segler, das Seil ist ausgeklinkt. Die Schleppmaschine taucht nach links unten weg, der Segler dreht nach rechts ab. Die Maschine wird langsamer, das Fahrtgeräusch leiser, der Flug ruhiger.
Jetzt sind die Schnupperpiloten am Zug : Durften sie während Start und Steigflug nur mitfühlen, wie der Fluglehrer die Maschine steuerte, so lernen sie jetzt mit Steuerknüppel und Seitenruderpedalen die Geschwindigkeit und die Fluglage der Maschine zu steuern, ebenso wie das Einleiten von Kurven, und das Kreisen im Aufwind. Das geht dieses Mal nur bis etwa 800 Meter Höhe, dann werden die Kenntnisse weiter vertieft. Gleichzeitig kann man die völlig andere Perspektive der Landschaft kennenlernen und genießen. "Dass wir hier so viel Wald haben sieht man erst von oben" meint ein Pilot. Und man muss sich an die völlig anderen Landmarken zur Orientierung gewöhnen, alles sieht ganz anders aus als unten. Nach ca. 20 Minuten sinkt der Segler und reiht sich in die Platzrunde ein, die anderen Schnupperer wollen auch fliegen.
"Betzdorf Info, Delta 8383 im Gegenanflug auf die Piste 08" meldet sich der Pilot und setzt den Gegenanflug parallel zum Platz fort. Nun übernimmt wieder der Fluglehrer, kurvt 90 Grad nach links in den Queranflug und nach einer weiteren 90 Grad-Kurve in den Endanflug. Mit den Landeklappen steuert er das Sinken des Flugzeugs, fängt am Ende knapp über dem Boden ab, setzt sanft auf und rollt aus. Die anderen Piloten laufen zum Flieger und schieben ihn gemeinsam zurück zum Startpunkt.
Beim nächsten Flug darf der Schnupperpilot schon beim Schleppflug mitsteuern und selber ausklinken, auch Teile der Platzrunde und des Landeanflugs kann er schon nach Anleitung und mit Korrekturen der Fluglehrer durchführen. Da merkt man schnell, ob das Spaß macht.
Einigen macht es nicht nur Spaß, sondern Riesenspaß, das Lächeln nach dem lautlosen Flug hält noch lange an, die neu gewonnene Leichtigkeit ist ein ganz besonderes, ungekanntes Gefühl, das tief befriedigt.
Einige Schnupperflieger haben sich danach entschieden mit der Segelflugausbildung im SFC weiterzumachen, sie wollen die Freiheit des Fliegens weiter genießen und vielleicht noch in dieser Saison ihren ersten Alleinflug machen. Der SFC bietet dabei mit 13 Fluglehrerinnen und Fluglehrern und einem passenden Maschinenpark, auch nach der Grundausbildung, beste Möglichkeiten.
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