WW-Literaturtage: Per "Arbeiterroman" zurück in die 90er
Im Feuilleton wurde einmal über Gerhard Henschels Martin-Schlosser-Chronik geschrieben: Wie Knausgård, nur in lustig. Das Werk überzeugt durch eine gleichermaßen minutiöse wie humorvolle Spiegelung der deutschen Gesellschaft von den 60er Jahren bis in die 90er, in denen der "Arbeiterroman" spielt. Die Gäste der Westerwälder Literaturtage können sich davon am Donnerstag, 7. Juni, ab 19 Uhr in der Ökumenischen Stadtbücherei Betzdorf überzeugen.
Betzdorf. Zusammen mit dem Moderator Bernhard Robben und dem Gitarristen und Sänger Jojo Weber ruft Gerhard Henschel die Zeit gegen Ende des alten Jahrtausends mit ihren politischen und geistigen Strömungen, aber auch mit ihren speziellen Schrullen in Erinnerung. Martin Schlosser muss man einfach lieben.
Der siebte Band der Martin-Schlosser-Chronik: 1988 - 1990
Martin Schlosser schreibt an seinem ersten Buch, nunmehr schon seit anderthalb Jahren. Er lebt von den spärlichen Einkünften als Hilfsarbeiter einer Spedition und entlädt LKWs, in seiner freien Zeit schreibt er Texte, die zumeist mit Formbriefen zurückgewiesen werden. Sein Traum vom Schriftstellerleben hatte anders ausgesehen. Erst als in Berlin die Mauer gefallen ist, über Martins Elternhaus die Tragödien hereinbrechen und seine Freundin Andrea ihn verlassen hat, um als Bauchtänzerin ihr Glück zu machen, scheint der Durchbruch nahe: Der erste größere Honorarscheck für einen Zeitschriftenartikel trifft ein, der nächste steht schon in Aussicht. Für Martin Schlosser bahnt sich eine grundsätzliche Wende an.
Gerhard Henschel, geboren 1962, lebt als freier Schriftsteller in der Nähe von Hamburg. Sein Briefroman Die Liebenden (2002; 2015 neu als Atlantik Taschenbuch) begeisterte die Kritik ebenso wie die Abenteuer seines Erzählers Martin Schlosser, dessen erster Band 2004 erschien. Arbeiterroman ist der siebte Teil seiner Chronik, die er entlang des Lebens von Martin Schlosser erzählt. Henschel ist außerdem Autor zahlreicher Sachbücher. Er wurde 2012 mit dem Hannelore-Greve-Literaturpreis ausgezeichnet, erhielt 2013 den Nicolas-Born-Preis und 2015 den Georg-K.-Glaser-Preis.
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Bernhard Robben, 1955 im Emsland geboren, studierte Philosophie und Germanistik in Freiburg und Berlin. Er ist ein gefragter und preisgekrönter Literaturübersetzer. Seit 2012 ist er bei den ww-Lit regelmäßig als Moderator eingeladen.
Jojo Weber, in Betzdorf aufgewachsen und heute wieder dort ansässig, Sänger und Gitarrist, begleitet Martin Schlosser mit Rocksongs in die späten 80er Jahre. Ansteckung garantiert.
Eintritt: 10 €, ermäßigt 8 €, VVK: Ökumenische Bücherei, VHS Betzdorf-Gebhardshain