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Nachricht vom 05.06.2018    

Fronleichnamsunwetter: „Die Linke“ fordert Konsequenzen

„Die Linke“ im Verbandsgemeinderat Betzdorf-Gebhardshain will rasch Konsequenzen aus den Unwetterschäden des Fronleichnamstages ziehen. In einem Antrag an die Verwaltung schlägt sie unter anderem vor, die Aufnahme in das Projekt „KlimawandelAnpassungsCOACH RLP“ zu prüfen. Zum anderen soll ein Klimaschutzteilkonzept entwickelt werden. In einem solchen Konzept würden beispielsweise Risikoanalysen für eine konkrete Region wie eine Verbandsgemeinde erhoben.

Nach dem Unwetter vom Fronleichnamstag will „Die Linke“ im Verbandsgemeinderat Betzdorf-Gebhardshain Konsequenzen vor Ort. (Foto: Archiv/Bianca Willwacher)

Betzdorf. Nach den Unwetterereignissen an Fronleichnam in Betzdorf und Kirchen hat „Die Linke“ im Verbandsgemeinderat Betzdorf-Gebhardshain den Antrag gestellt, eine Strategie zum Umgang mit den Folgen des Klimawandels zu entwickeln. Dazu erklärt Dr. Dominik Düber, Vertreter der Partei im Verbandsgemeinderat (VG-Rat), in einer aktuellen Pressemitteilung: „Nachdem die rund 400 Rettungskräfte und eine Vielzahl von Helferinnen und Helfern hervorragende Arbeit geleistet und schlimmeres verhindert haben, ist nun die Politik gefragt, sich den Herausforderungen des Klimawandels zu stellen. Äußerungen, nach den man mit solchen Ereignissen heute eben leben müsse und man diesen machtlos gegenüber stehe, sind für mich nicht nachvollziehbar und verkennen vor allem die Herausforderungen, die in Zukunft noch auf uns warten. Eine zukunftsfähige Politik muss hier vorweg gehen und darf die Bürger nicht alleine lassen.“

Maßnahme 1: Projekt „KlimawandelAnpassungsCOACH RLP“
Aus diesem Grund sieht der Antrag der Linken im VG-Rat zwei Maßnahmen vor, mit denen sich die Verbandsgemeinde auf Starkniederschläge wie an Fronleichnam, aber auch auf andere in Zukunft verstärkt zu erwartende Extremwetter wie Stürme, Hitze, Waldbrände und ähnliches vorbereiten soll: Zum einen soll die Verwaltung eine Beteiligung am kürzlich in Rheinland-Pfalz gestarteten Projekt „KlimawandelAnpassungsCOACH RLP“ prüfen. Bei dieser Einstiegsberatung werden Kommunen sechs Monate lang bei der Einführung von Klimaanpassungsstrategien begleitet. Gerade aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz werden hier noch Projektkommunen gesucht.

Maßnahme 2: BMU-Förderung „Anpassung an den Klimawandel“
Zum anderen soll die VG für mittel- und längerfristige Maßnahmen ein vom Bundesumweltministerium (BMU) gefördertes Klimaschutzteilkonzept „Anpassung an den Klimawandel“ erarbeiten. In einem solchen Konzept werden gemäß Pressemitteilung Risikoanalysen für eine konkrete Region wie eine VG erhoben und Fragen wie die folgenden beantwortet: Wie wirken Topographie und zu erwartende Klimaveränderungen zusammen? Welche Einrichtungen oder Personengruppen sind besonders betroffen? An welchen Schwachpunkten müssen Anpassungsstrategien ansetzen? Auf dieser Basis werden dann unter Beteiligung wichtiger Akteure wie etwa Rettungskräfte, Bauämter, Stadtplaner und Bürger Maßnahmen entwickelt, mit denen man sich auf die bevorstehenden Entwicklungen einstellen kann. „Eine solche Strategie geht beispielsweise beim Starkregenrisiko-Management weit über die Betrachtung des Kanalnetzes hinaus, das für solche Starkniederschläge nicht dimensioniert werden kann. Es müssen zusätzlich Maßnahmen in Bereichen wie Infrastruktur, Gewässer, Flächen, Objekte und Verhalten getroffen werden. Das kann bedeuten, dass man frühere Fehler in der Stadt- und Bauleitplanung wie zu hohe Flächenversiegelung schrittweise korrigieren muss oder für Fließgewässer Retentionsräume schaffen muss. Auch Flächen können multifunktional konzipiert werden, so dass sie bei solchen Ereignissen auch als Wasserrückhalte dienen können. Außerdem muss eine Kommune ihre Bürger darüber informieren, wo Gefährdungen liegen, wie weit die Verantwortung der Gemeinde geht und wo sie selbst Vorsorge treffen können und sollten“, betont Düber die Reichweite einer solchen Herangehensweise.



Klimaanpassung und Klimaschutz müssen Hand in Hand gehen
Zugleich begrüßt Düber die Äußerungen von Bürgermeister Bernd Brato, dass dieses Ereignis zeige, dass man verstärkt gegen Ausstoß klimaschädlicher Gase wie Kohlendioxid vorgehen müsse. „Ich freue mich, wenn der Bürgermeister hier ebenfalls Handlungsbedarf sieht, denn die Anpassung an die Folgen des Klimawandels kann immer nur die letzte Lösung für diejenigen Folgen sein, die nicht mehr zu verhindern sind. Gerade im Verkehrssektor, der laut CO2-Bilanz des Kreises Altenkirchen für rund 29 Prozen der CO2-Emissionen verantwortlich ist, können Kommunen mit zukunftsweisenden Konzepten unmittelbar Einfluss ausüben. Das bedeutet aber auch, dass wir in der Stadtplanung weg von der einseitigen Orientierung am PKW müssen. Aus diesem Grund haben wir auch bei der Anschaffung des Bürgerbusses ein E-Fahrzeug gefordert. Zugleich können Kommunen Privathaushalten und der Wirtschaft beratend zur Seite stehen.“

Folgen auch in Rheinland-Pfalz nicht zu übersehen
Kein Zweifel besteht aus Sicht der Linken darin, dass der Klimawandel auch in Rheinland-Pfalz längst Realität ist. Das zeige nicht nur das Unwetter von Fronleichnam, da solche Einzelereignisse methodisch schwierig einzuordnen sind. Für die gesamte Republik weise der Deutsche Wetter-Dienst in einer Analyse vom 4. Juni auf die besonderen Wetterextreme in diesem Jahr hin. Für Rheinland-Pfalz lassen sich die vielfältigen Veränderungen am Klimafolgenmonitoring des Landes ablesen: Während etwa das 30-jährige Mittel von Sommertagen (Tagen über 25°C) im Zeitraum 1961 bis 1990 bei 28 Sommertagen pro Jahr lag, liegt Rheinland-Pfalz für den Zeitraum 1988 bis 2017 bereits bei rund 40 Sommertagen pro Jahr. Demgegenüber haben sich die phänologischen Jahreszeiten, welche die Wachstums- und Entwicklungserscheinungen der Pflanzen betrachten, deutlich verschoben. Der Winter etwa hat sich bereits von 114 auf 101 Tage verkürzt, wenn man die Jahrzehnte vor und nach 1990 miteinander vergleicht. „Für die Zukunft werden sich diese Entwicklungen selbst bei einem - derzeit nicht absehbaren - sofortigen Stopp von CO2-Emissionen noch verschärfen, da aufgrund der Trägheit des Klimasystems die Folgen unserer heutigen Emissionen erst über die nächsten 20 bis 30 Jahre voll wirksam werden“, heißt es abschließend in der Pressemitteilung der Linken. (PM)



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