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Nachricht vom 08.06.2018    

Fachkräftemangel ist Top-Thema in der Pflege

Wie wird die Pflege im Jahr 2025 aussehen? Darum ging es in einer von Landes-Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) veranstalteten Expertenrunde in Betzdorf. Die Herausforderungen dabei sind vielfältig: Der Fachkräftemangel hier, die wachsende Zahl Pflegebedürftiger dort, zudem ein nicht zu übersehender Trend zur Kommerzialisierung bei den Pflegeheimen. Praktiker fordern bessere Rahmenbedingungen für die Pflege und die Pflegenden. Dazu stand die Frage im Raum, warum man sich in Deutschland so schwer tut, eine humane Versorgung sicherzustellen. Es gab viel zu diskutieren.

Diskutierten über die Zukunft der Pflege: (von links) Edgar Holzapfel (AOK), Karola Jockel (DRK-Pflegeschule), MdL Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Professor Dr. Hermann Brandenburg (PTHV Vallendar) und Mechele Klein (Pflegedienstleiterin Altenzentrum Betzdorf). (Foto: Veranstalter)

Betzdorf. „Wie wird die Pflege im Jahr 2025 aussehen? Und was braucht es, um beruhigt auf den letzten Lebensabschnitt blicken zu können?" Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Expertendiskussion im Betzdorfer Altenzentrum St. Josef. Eingeladen hatte die Landtagsabgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die auch Gesundheitsministerin des Landes Rheinland-Pfalz ist. Die SPD-Politikerin begrüßte auf dem Podium den Inhaber des Lehrstuhls für Gerontologische Pflege an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, Professor Dr. Hermann Brandenburg sowie Karola Jockel von der DRK-Schule für Pflegeberufe am Krankenhaus Kirchen und AOK-Bezirksgeschäftsführer Edgar Holzapfel. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion vom SPD-Kreisvorsitzenden Andreas Hundhausen.

Soziale Teilhabe ermöglichen
Bätzing-Lichtenthäler betonte zu Beginn den zentralen Stellenwert der Pflege in Rheinland-Pfalz. Vorrangiges Ziel sei es, allen Menschen eine hochwertige und bezahlbare pflegerische Versorgung zu ermöglich, egal ob man in der Stadt oder auf dem Land wohne. Im Zukunftsprogramm „Gesundheit und Pflege – 2020" würden die Erfahrungen und innovativen Ansätze unterschiedlicher Initiativen gebündelt und weiter entwickelt. Zu den wichtigsten Säulen der Pflegestrategie zählten neben den professionellen Pflegeangeboten und Strukturen der Pflegeselbsthilfe insbesondere die kostenlose Beratung von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen sowie der Bereich der Vorsorge - Stichwort Gemeindeschwester plus. „Es geht uns darum, Menschen aus ihrer Einsamkeit zu holen und soziale Teilhabe zu ermöglichen", so Bätzing-Lichtenthäler zum Präventionsgedanken.

Herausforderung Fachkräftemangel
Die größte Herausforderung im Pflegebereich sei der Fachkräftemangel. Bis 2030 werde die Zahl pflegebedürftiger Menschen von derzeit 2,9 Millionen auf rund 3,5 Millionen ansteigen. Professor Brandenburg sieht in der niedrigen Bezahlung, den hohen gesundheitlichen Belastungen und dem geringen Ansehen des Pflegeberufs die notwendigen Stellschrauben. Ein erster wichtiger Schritt sei das von der Bundesregierung in Aussicht gestellte „Sofortprogramm" mit 13.000 zusätzlichen Stellen. Der Pflegeexperte hält ansonsten wenig von Diskussionen über Personalbemessungsuntergrenzen. Das würde auf einen Minimalkonsens hinauslaufen. Die eigentliche Frage müsste lauten: „Wieviel Personal ist erforderlich, um eine gute Pflege sicherzustellen?"

Neuauflage der Qualifizierungsinitiative
Sabine Bätzing-Lichtenhäler wies darauf hin, dass Rheinland-Pfalz als erstes Bundesland das Problem des Personalbedarfs umfassend untersucht habe. Mit der Fachkraft- und Qualifizierungsinitiative Pflege konnte die für das Jahr 2015 prognostizierte Lücke um 65 Prozent reduziert werden. Die Initiative werde jetzt neu aufgelegt. Zusätzlich sei gemeinsam mit der Pflege-Gesellschaft Rheinland-Pfalz die Kampagne „Make A Difference" gestartet worden. Damit wolle man Auszubildende für die Gesundheitsfachberufe gewinnen und das Image des Berufsfeldes weiter aufwerten.



Bessere Rahmenbedingungen
Die Leiterin der DRK-Schule für Pflegeberufe Karola Jockel erklärte, dass man frühzeitig auf Schülerinnen und Schüler zugehe, zum Beispiel bei Berufsinformationstagen an den Schulen. Sie mache immer wieder die Erfahrung, dass junge Leute ihre Ausbildung hochmotiviert absolvierten, aber in der späteren Berufspraxis den eigenen Idealen nicht gerecht werden könnten. Es fehle ihnen die Zeit, sich um jeden Pflegebedürftigen ausreichend zu kümmern. Deshalb müssten sich die Rahmenbedingungen insgesamt verbessern.

Gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Edgar Holzapfel von der AOK würde solche Verbesserungen ebenfalls begrüßen. Er sieht das Thema als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Geld kosten werde. Beitragserhöhungen sollten aus Steuermitteln finanziert werden statt von den Beitragszahlern. Wichtig sei, die Mittel nicht zweckentfremdet einzusetzen. Für Professor Brandenburg stellt sich die Frage, warum man sich in Deutschland so schwer tut, eine humane Versorgung sicherzustellen. In der Pflegeheimlandschaft gehe der Trend erkennbar in Richtung Kommerzialisierung. Beim Anteil der Ausgaben für die Altenpflege gemessen am Bruttoinlandsprodukt nehme man im EU-weiten Vergleich einen hinteren Platz ein. So würden die skandinavischen Länder beispielsweise dreimal mehr Geld ausgeben. In seiner „sozialdemokratischen Vision“ des Pflege- und Gesundheitswesens wäre der Fokus auf die verschiedenen Bedürfnisse der Betroffenen statt auf Kosten und Profit gerichtet. Professionalität in der Pflege sei wichtig, aber sollte mit bürger- und zivilgesellschaftlichem Engagement einhergehen. Dreiviertel der Pflegebedürftigen würden zu Hause versorgt. Ohne dieses Engagement innerhalb der Familien würde das Pflegesystem in Deutschland zusammenbrechen. Deshalb sei deren Unterstützung durch Fachkräfte genauso wichtig wie der Ausbau der Prävention und eine bessere Vernetzung der verschiedenen Sektoren im Pflegebereich.

Positiv über den Pflegeberuf reden
Sabine Bätzing-Lichtenthäler rief am Schluss dazu auf, positiv über den Pflegeberuf zu sprechen. „In den allermeisten Fällen wird dort gute Arbeit gemacht", konstatierte sie in Richtung der zahlreich erschienenen Vertreterinnen und Vertreter aus den ambulanten und stationären Pflegebereichen. (PM)



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