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Nachricht vom 23.07.2018    

EKD-Ratsvorsitzender Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm in Daaden

Der Gottesdienst zum Männersonntag in der evangelischen Kirche fand in Daaden statt. Die Predigt hielt der Landesbischof von Bayern und der Vorsitzende des Rates der evangelischen Kirche in Deutschland (EDK), Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm. Neben dem feierlichen Gottesdienst gab es den Eintrag ins Goldene Buch und Begegnungen im Bürgerhaus.

Vor dem Einzug in die Daadener Kirche, von links: Superintendentin Andrea Aufderheide, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, Gemeindepfarrerin Kirsten Galla, Synodalbeauftragter für Männerarbeit im Kirchenkreis Thorsten Bienemann. Fotos: Gaby Werthebach

Daaden. Pfarrerin Kirsten Galla freute sich, dass am gestrigen „Männersonntag“, der alljährlich in den evangelischen Kirchen gefeiert wird, die Barockkirche in Daaden so gut gefüllt war. Das war allerdings nicht weiter erstaunlich, war doch als ein ganz besonderer Prediger der Landesbischof von Bayern und Vorsitzende des Rates der evangelischen Kirche in Deutschland (EDK), Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm zu Gast, der gemeinsam mit Gemeindepfarrerin Kirsten Galla, Superintendentin Andrea Aufderheide, Presbyter Alfred Geduldig und dem Männerbeauftragten des Kirchenkreises, Thorsten Bienemann, den feierlichen Gottesdienst gestaltete. Ebenfalls anwesend waren die beiden Oberkirchenrätinnen Barbara Rudolph und Henrike Tetz sowie Mitglieder des Bundes- und Landtages, Bürgermeister und Beigeordnete aus mehreren Verbandsgemeinden.

Galla zitierte aus dem 1. Thessalonicher, Kapitel 5: "Prüft jedoch alles und behaltet das Gute! Das Böse aber – ganz gleich in welcher Form – sollt ihr meiden“.

Extra aus München angereist, hatte der Bischof zuerst einmal gemeinsam mit den für die Männerarbeit Aktiven und deren Synodalbeauftragten für diesen Arbeitsbereich, Thorsten Bienemann (Daaden), die den Besuch des prominenten Gastes ermöglicht hatten, zu Mittag gegessen und sich von deren Tätigkeit erzählen lassen.
Andrea Aufder Heide begrüßte neben dem Alt-Superintendenten Rudolf Steege die Gäste aus Nah und Fern. Neben Kreiskantor Johann-Ardin Lilienthal an der Orgel gestalteten die 34 Bläser aus verschiedenen Posaunenchören im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen unter der Leitung von Bundesposaunenwart Klaus Peter Diehl und dem Männergesangsverein „MGV Salchendorf 1848 e.V.“ unter der Leitung von Tobias Hellmann, den Gottesdienst ansprechend in musikalischer Weise mit.

Über 9000 Männer, von denen viele bis dato mit der Kirche nichts im Sinn hatten, die haben Thorsten Bienemann und die Aktiven der Männerarbeit seit 2013 mit zahlreichen Veranstaltungen erreichen können. Die Männerarbeit sei ein verbindendes Element und die wieder entdeckte gemeinsame Zeit zeige eine ausgesprochen gute Entwicklung. Nicht nur das beliebte Männer-Frühstück mit jeweils rund 100 Teilnehmern, auch Besuche von Museen, Baumpflanzungen und etlichen anderen Aktionen kommen bestens an. „Hätte man mir vor fünf Jahren gesagt, dass heute der Gottesdienst unter der Leitung von Bischof Bedford-Strohm stattfindet, das hätte ich das bestimmt nicht geglaubt“, meinte Bienemann.

„Seid allezeit fröhlich, seid dankbar in allen Dingen“, so zitierte auch Ratsvorsitzender Bedford-Strohm in seiner Predigt aus dem 1. Thessalonicher und freute sich über die schöne Musik der Posaunenchöre die ja geradezu den Himmel öffne. Wenn er in seinem rollenden Büro unterwegs sei und an seinem Laptop sitze, dann habe der schon mal einen Neustart nötig, so habe ihm der IT-Experte geraten. Auch im Leben sei es oft nötig neu anzufangen, Müll und Ballast los zu werden, einfach so zu leben dass alle glückliche Menschen seien. Er träume von einer anderen Welt in der sich die Menschen einfach an bestimmte Grundorientierungen halten würden. Sich neu zu orientieren, auszurichten, fröhlich zu sein. In einer Welt in der so viel ins Wanken gekommen ist sei Orientierung nötig.

Dankbar ist Bedford-Strohm für die Freiheit, die wir heute haben und sieht das Männerbild als ein gutes Beispiel: "Wie viele junge Männer seien in der Vergangenheit daran kaputt gegangen, dass sie nach außen hin stark sein sollten und sich innerlich schwach und verletzlich gefühlt hätten. So viele Söhne sind an ihrer Seele beschädigt worden weil ihre Väter sie nicht wirklich gesehen haben sondern nur ein bestimmtes Bild von Männlichkeit vor Augen hatten, dem die Söhne gerecht werden sollten. Die vielen Soldaten die im Krieg gefallen sind weil sie einem männlichen Tapferkeitsideal nacheiferten, das in Wirklichkeit den Blick für das Sinnlose des Krieges nur verschleierte.



"Es ist gut, dass heute neu über das Mannsein nachgedacht und alte geschlechtsspezifische Festlegungen überwunden werden die sich nicht bewährt haben. Was heißt es heute ein Mann zu sein? Ganz bestimmt heißt es nicht, sich von den Erwartungen anderer abhängig zu machen. Wer in den 70er und 80er Jahren ein neuer Mann sein wollte, der musste männliche Sensibilität neu entdecken, hinhören lernen, sich von der Machtlogik hin zur Beziehungslogik entwickeln, nur um sein Leben später mit dem Harmlosigkeitsetikett versehen leben zu dürfen. Vielleicht wird man heute eine Art „empathischer Virilität“ als Männlichkeit aussuchen, eine Klarheit und Festigkeit die Fels in der Brandung sein kann, ohne dadurch Mitgefühl und Einfühlsamkeit zu verlieren. Was immer die Ideale des Mannseins sein mag, entscheidend ist ob man solchen Idealen hinterher rennt, sich von ihnen abhängig macht oder Quellen der Identität hat die tiefer gehen. Ich wüsste keine lebensfreundlichere-, keine ganzheitlichere Identitätsquelle als den christlichen Glauben. Mann sein das heißt auch Mensch sein. In entscheidenden Eckpunkten für ein gutes Leben kommt es nicht auf das Geschlecht an, jeder darf es gemäß seiner Persönlichkeit leben“, hieß es in der Predigt.

Bedford-Strohm merkte an, die Kirche würde immer wieder der Vorwurf gemacht, sie renne dem Zeitgeist hinterher, gerade bei den Diskussionen rund um die Geschlechterfrage. Vielleicht sei eine der wichtigsten Passagen in den Briefen an die Thessalonicher die Ermahnung zum Umgang mit den Geistern, auch den Zeitgeistern wie dem „Kult der Starken“, der im nationalsozialistischen Menschenbild seinen Ausdruck fand, oder der nationalsozialistische Zeitgeist, der in der Vergangenheit so viel Unheil angerichtet hat. Aber es sei auch so, dass Christen etwas als Zeitgeist zurückgewiesen hätten, was sich dann als ureigene biblisch gegründete Sache erwiesen habe wie die Menschenrechte, die gegen die Kirche erkämpft werden mussten.

Er persönlich glaube, dass man ähnliches irgendwann auch in der Zukunft über den Umgang der Kirche mit dem Thema Homosexualität sagen müsse. "Man wird nicht mehr verstehen warum wir als Kirche aufgrund einer weniger Bibelstellen so lange daran festgehalten haben, dass Homosexualität Sünde ist. Warum wir gleichgeschlechtlich liebende Menschen mit den tiefsten Gefühlen unter den Verdacht moralischer Verwerflichkeit gestellt haben". Er sieht es als die größte Versuchung im Leben, Träume mit der Realität zu vermischen und als die größte Niederlage, Träume zugunsten der Realität aufzugeben.

Nach dem Gottesdienst erwartete den Bischof eine musikalische Darbietung der Daadetaler Knappenkapelle auf dem Günther-Wolfram-Platz, die er sichtlich genoss. Nachdem er sich in das Goldene Buch der Stadt und Verbandsgemeinde eingetragen hatte, ging es zum gemeinsamen Kaffeetrinken im Gemeindehaus. Alle Zeit nahm sich Bedford-Strohm für Gespräche mit Bürgern, für Selfies und freute sich über die Gastgeschenke, dem Daadener Wappen und einem Präsentkorb mit Westerwälder Spezialitäten.

Die Begegnung mit Jona Luther, der im nächsten Jahr beim Männersonntag predigt und in direkter Linie ein Nachkomme der Linie Martin Luthers ist, brachte Erstaunliches zutage! Bedford-Strohm stammt dem Geschlecht der Linie von Lucas Cranach ab, einem guten Freund Martin Luthers! (GW)



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