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In der Chefetage ist Motivation gefragt
Frauen in Führungspositionen – dieses zurzeit stark in Politik und Medien debattierte Thema beschäftigt auch die Forscher des neuen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts „Führungsmotivation im Geschlechtervergleich“ an der Universität Siegen.
Siegen. "Frauen in Führungspositionen - unter der Leitung von Professor Dr. Jörg Felfe, Sozial- und Organisationspsychologe an der Universität Siegen, geht man auch hier den Ursachen für den niedrigen Frauenanteil in den Führungsetagen deutscher Unternehmen nach, der trotz gleicher Qualifikation von Männern und Frauen fortbesteht. Im Mittelpunkt des Interesses stehen jedoch nicht die klassischen Hindernisse wie Kinderbetreuung oder männliches Networking. Stattdessen suchen die Wissenschaftler Antwort auf eine neue, bisher vollkommen vernachlässigte Frage: Sind Frauen weniger führungsmotiviert als Männer?
Gegenwärtig entwickeln die Forscher an der Uni Siegen gegenwärtig ein Instrument zur Diagnose von Führungsmotivation, das in der Studien- und Berufsberatung spannende Einsatzmöglichkeiten bieten wird: Das frühe Aufdecken motivationaler Potenziale hilft bei der individuellen Karriereplanung von jungen Frauen und Männern.
In wenigen Wochen wird eine erste Version des Instruments zur Messung von Führungsmotivation in die Testphase gehen. Das Projektteam freut sich daher über eine rege Unterstützung durch Schülerinnen und Schüler (ab 15 Jahre), Studierende, Angestellte und Führungskräfte, die sich an einer Testung beteiligen möchten.
Die Frage, ob Frauen tatsächlich weniger oder anders motiviert sind zu führen und wie wichtig Führungsmotivation für das Erlangen einer Führungsposition ist, diskutieren die Forscher gerade bundesweit mit rund 50 erfahrenen Führungskräften aus unterschiedlichen Branchen. Erste Ergebnisse der Interviewstudie zeigen zumindest keine Unterschiede bei den befragten Führungskräften: Im Schnitt stufen sich Männer und Frauen als eher hoch führungsmotiviert ein. Insgesamt befanden 90 Prozent der Befragten die Bereitschaft zur Verantwortungs-Übernahme als eine bedeutsame Facette von Führungsmotivation. Die Studie gab auch erste Anhaltspunkte zu der Entstehung von Führungsmotivation: Wer glaubt, dass jeder, der heute in einem Chefsessel sitzt, früher schon immer Klassensprecher war, liegt falsch. Trotzdem lassen sich in den meisten der analysierten Biographien frühe Indizien für eine Führungsmotivation finden.
Was passiert wäre, wenn der frühere Mannschaftskapitän - heute Führungskraft in einem großen deutschen Maschinenbauunternehmen - nicht selbst bereits früh erkannt hätte, wie viel Spaß Führung machen kann, kann man nicht wissen. Aber es ist zu vermuten, dass viel Führungspotenzial ungeahnt und ungenutzt bleibt, weil Mann oder Frau sich zu wenig mit diesem Thema auseinandersetzt. Wer hingegen schon früh erkennt, wie es um die eigene Führungsmotivation bestellt ist, kann seine Führungsfähigkeiten entsprechend fördern und wird sich später - unabhängig vom Geschlecht - aktiver um eine Führungsposition bewerben. Denn, dass Führungsmotivation für das Erreichen einer Führungsposition wichtig ist, betonen 70 Prozent der befragten Chefs.
Wer sich für einen "Test des Tests" interessiert, kann sich ab sofort telefonisch per E-Post direkt an das Forscherteam wenden, um sich über das Projekt und eine eigene Teilnahme oder die Teilnahme einer Gruppe (Schulklassen, Unternehmen, etc.) zu informieren. Die Durchführung kann nach Wunsch auch ‚online’ stattfinden.
Das Projekt "Führungsmotivation im Geschlechtervergleich" wird gefördert im Rahmen der Bekanntmachung "Frauen an die Spitze" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
Ansprechpartnerin: Diplom-Psychologin Gwen Elprana, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Sozial- und Organisationspsychologie, Universität Siegen, Telefon 0271/740-3056, E-Post: elprana@psychologie.uni-siegen.de.