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Die Feldwespe ist ein "Nützling"
Ein sonniger Tag. Unter einem Dachziegel hängt ein kleines Wespennest, es ist eine offene Wabe. Darauf sitzen einige Wespen und inspizieren mit tastenden Fühlern die Brut. In noch verschlossenen Zellen liegen Wespenpuppen kurz vor dem Schlüpfen. Eine Wespe läuft langsam über die Wabe und schwirrt dabei intensiv mit den Flügeln. Von Zeit zu Zeit fliegt sie zu einer nahegelegenen Pfütze und holt Wasser, das sie auf die noch verschlossenen Nestzellen verteilt. Dann wieder intensives Flügelschwirren - die Wespe kühlt das Nest und nutzt dafür die Kälte, die beim Verdunsten von Flüssigkeit entsteht.

Region. Rainer Michalski, Wespenfachmann vom NABU-Rheinland-Pfalz, erklärt: "Es handelt sich hier um ein Nest der französischen Feldwespe (Polistes dominulus bzw. gallicus), einer von fünf Feldwespenarten in Mitteleuropa. Die Art ist gut an ihren gelborangenen Fühlern und dem im Vergleich zu vielen anderen Wespenarten schlanken Körperbau zu erkennen. Typisch ist auch die offene Bauweise der Nester ohne schützende Außenhülle." Die Wabe sitzt auf einem kurzen Stiel, der als Engstelle gut gegen Ameisen und andere krabbelnde Nesträuber verteidigt werden kann. Das Baumaterial für die Waben ist abgeraspeltes Material von trockenen Pflanzenstängeln und Holz. Es wird mit Speichel zu einer papierartigen Masse zerkaut und mit viel Geschick verarbeitet.
Die Nistplätze sind gut vor Regen geschützt und oft versteckt, gerne nistet die französische Feldwespe auch im Siedlungsbereich. Doch die Nähe zum Menschen birgt Gefahr für die Wespen: Ihre schwarz-gelbe Zeichnung macht sie in den Augen vieler Leute zu Ruhestörern und Schädlingen, die ohne Grund schmerzhaft stechen und sich über Fleischprodukte, Kuchen und süße Getränke hermachen. Das Nest wird aufgespürt und als vermeintliche Gefahrenquelle sofort vernichtet.
Doch die Angst ist in diesem Fall unbegründet, berichtet Michalski: "Hier ist vielmehr Toleranz gefragt. Denn Feldwespen interessieren sich nicht für menschliche Nahrung. Sie sind findige Insektenjäger, die für ihre Brut große Mengen an Fliegen und Raupen fangen. In den USA werden sie daher sogar zur Schädlingsbekämpfung auf Baumwollfeldern eingesetzt. So manche Kohlernte wurde schon durch die Tiere vor den Raupen des Kohlweißlings gerettet." Die Feldwespen sind harmlose Blütenbesucher, die sich von Nektar ernähren.
Ein Feldwespenstaat wird nicht sehr groß: Bei 30 Arbeiterinnen ist normalerweise Schluss. Mit riesigen Schwärmen ist also auch nicht zu rechnen.
Selbst im unmittelbaren Nestbereich ist die französische Feldwespe nicht aggressiv. Nur wenn das Nest selbst bewegt oder erschüttert wird, starten die Tiere zur Verteidigung und setzen ihren Stachel ein. Trotzdem sollte man vorsichtshalber einen Sicherheitsabstand wahren, ältere Kinder informieren und Kleinkinder fernhalten.
NABU im Internet: www. NABU-RLP.de.
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Foto: Die französische Feldwespe - ein nützliches Tierchen.
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