Fulminantes Orgelkonzert zum Abschluss des Jubiläumsjahres
Der Trierer Domorganist Josef Still, der zu den herausragendsten Domorganisten Deutschlands gehört, kam zum Orgelkonzert nach Kirchen. Anlass war der Abschluss des Jubiläumsjahres zum 125. Geburtstag der spätromantischen Eggert-Stahlhuth-Orgel, die zu den wenigen romantischen Instrumenten der Region gehört. Langanhaltender Applaus für ein wundervolles Konzert stand am Ende des Nachmittags, an dem Domorganist Josef Still einmal mehr seine Stilsicherheit, sein Gespür für Klang und die daraus folgende Fähigkeit entsprechend zu registrieren, seine Werkauswahl und seine hervorragend souveräne Technik unter Beweis stellte.
Kirchen. Zu einem Orgelkonzert der Extraklasse hat die Katholische Kirchengemeinde St. Michael in Kirchen am vergangenen Sonntag in die Pfarrkirche eingeladen. Anlass war der Abschluss des Jubiläumsjahres zum 125. Geburtstag der spätromantischen Eggert-Stahlhuth-Orgel, die zu den wenigen romantischen Instrumenten der Region gehört. Der Trierer Domorganist Josef Still, der zu den herausragendsten Domorganisten Deutschlands gehört, hatte an diesem Nachmittag ein Programm mitgebracht, das Komponisten der Erbauerzeit in den Blick nahm.
Engelsszene aus „Hänsel und Gretel“
Max Regers Choralphantasie op. 27 stand am Beginn des Konzertes. Sie gilt als Ergebnis eines längeren Kompositionsprozesses. Das gewaltige, nach Strophen gegliederte Werk zielt auf eine gewaltige Schlusssteigerung hin, die durch eine groß angelegte und durch den Domorganist akkurat ausgeführte Fuge erreicht wurde. Zu ihrem Abschluss stellte sie im vollen Werk klanggewaltig den Choral vor. In einer Bearbeitung von Edwin Lemare erklang zunächst sphärisch, dann melodisch die Engelsszene aus der Oper „Hänsel und Gretel“. Zarte Streicherstimmen registrierte Still, die gleichsam auf die Melodie des Liedes „Abends will ich schlafen gehen“ hinführten. Das Werk wirkte, als sei es für die Kirchener Orgel bearbeitet worden. Das Allegretto aus der Sonate Nr. 3 in e-Moll op. 10 von Ludwig Boslet (1860-1951) spielte der Domorganist in starken dynamischen Facetten. Er erinnerte durch dieses Werk an den Komponisten, der zu seinen Vorgängern in der Reihe der Domorganisten am Trierer Dom gehörte.
Die „Prophetenfuge“
Der kurze „Zwiegesang“ aus den Miscellaneen op. 147 von Joseph Gabriel Rheinberger wurde als Wechselspiel zwischen den Manualen ausgeführt, das zu einer großartigen Echowirkung führte, zu einem harmonisch-romantischen Ausflug in die ruhigere Musik, bevor die große Phantasie über „Ad nos, ad salutarem undam“ des Komponisten Franz Liszt, die 30 Minuten Aufführungsdauer hatte, einen fulminanten Schlusspunkt setzte. Eigentlich sollte der Komponist für die Einweihung der neuen Orgel im Dom von Merseburg eine Phantasie über das Motiv B-A-C-H schreiben. Er schaffte es jedoch nicht, das Werk rechtzeitig fertigzustellen. Als Ersatz setzte er damals oben stehende Phantasie auf das Programm, auch endend mit einer Fuge. Der Choral ist der Oper „Der Prophet von Giacomo Meyerbeer“ entnommen. Liszt nannte die Fuge selbst „Prophetenfuge“ und so pathetisch kam sie auch im Konzert daher. Exakt ausregistriert, facettenreich gespielt, das Thema immer herausarbeitend wurde sie zum Klangerlebnis eines der beeindruckendsten Werke der Orgelliteratur weltlichen Charakters.
Stilsicherheit und gespür bewiesen
Langanhaltender Applaus für ein wundervolles Konzert stand am Ende des Nachmittags, an dem Domorganist Josef Still einmal mehr seine Stilsicherheit, sein Gespür für Klang und die daraus folgende Fähigkeit entsprechend zu registrieren, seine Werkauswahl und seine hervorragend souveräne Technik unter Beweis stellte. Pastor Helmut Mohr dankte dem Domorganisten und sagte, es sei nicht nur hervorragend gewesen – der Domorganist habe die Herzen seiner Zuhörer unmittelbar in das himmlische Jerusalem katapultiert. Ein größeres Kompliment aus dem Mund eines Geistlichen kann es wohl nicht geben. (PM)
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