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Kreissynode: Bei Kinderarmut nicht wegschauen
Ein großes Pensum absolvierte die Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen am Wochenende in Herdorf. Themen waren unter anderem die Armut, besonders bei Kindern und Jugendlichen, die Finanzsituation und die damit verbundene "Regionalisierung", mit der Synergieeffekte erzielt werden sollen. Auch die Aufstockung der Krankenhausseelsorge stand auf der Tagesordnung.
Kreis Altenkirchen/Herdorf. "Vor allem in ländlichen Regionen muss der Brisanz wachsender versteckter Armut äußerst sensibel begegnet werden!" Superintendentin Andrea Aufderheide riet bei der Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen in Herdorf, "genau hinzusehen und wahrnehmen, wie es Kindern geht und dafür einzutreten, dass jedem jungen Menschen der Zugang zu gerechter Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eröffnet und gewährleistet wird". Dies seien, so die Theologin in ihrem Bericht an die Synode, letztlich auch stabilisierende Faktoren für das Wohl und die Zukunft des Gemeinwesens.
Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Altenkirchen gab es im August in Betzdorf bereits eine Regionalkonferenz "Gemeinsam aktiv gegen Kinderarmut". Im Juni 2010 wird sich die Synode des Kirchenkreises - so das Votum am Wochenende - intensiv mit dem Thema "Armutsbekämpfung" beschäftigen.
Nach ihrer Wahl zur Superintendentin im Herbst 2008 war es der erste Bericht, den Pfarrerin Andrea Aufderheide an die rund 70 Synodalen aus den 16 evangelischen Kirchengemeinden hielt. Darin hob sie unter anderem das breit gefächerte sozialethische und gesellschaftsdiakonische Engagement im Kirchenkreis hervor. In allen Kirchengemeinden gebe es Angebote für junge Menschen, mehrere Kirchengemeinden hielten Einrichtungen für Kinder und Jugendliche vor und wirkten auch so pädagogisch ergänzend zum familiären und sozialen Umfeld der Heranwachsenden.
Die Kirchengemeinden Betzdorf, Kirchen, Daaden und Wissen haben sich erst jüngst auf eine "Interessengemeinschaft der Kindertagesstätten" verständigt und unterzeichneten am Wochenende einen Vertrag zu dieser übergemeindlichen Vernetzung.
Um in Zeiten zurückgehender Finanzen (nach den Haushaltsplanungen stehen im Kirchenkreis 2010 rund 2,22 Millionen Euro weniger als 2008 zur Verfügung) in möglichst vielen Arbeitsfelder aktiv bleiben zu können, will man in Kirchenkreis und Gemeinden durch optimale Vernetzung handlungsfähig bleiben. Dazu dient auch die schon seit 2005 vorbereitete und immer stärker praktizierte "Regionalisierung". Im Herdorfer Gemeindehaus stellte die Kreissynode nun die vier entstandenen "Regionen" als Arbeitsgrundlage fest. In vier, statt ehemals fünf angedachten Regionen gibt es die sehr enge Zusammenarbeit der Gemeinden, mit der möglichst viele Synergieeffekte erzielt werden sollen.
Die "Region A" umfasst die Gemeinden Almersbach, Altenkirchen, Hamm und Hilgenroth, die "Region B" wird von Birnbach, Flammersfeld, Mehren und Schöneberg gebildet. In der "Region C" sind Betzdorf, Freusburg, Kirchen und Wissen vereint und in der "Region D" Daaden, Friedewald, Gebhardshain und Herdorf-Struthütten.
Synodalassessor Marcus Tesch (Wissen) unterstrich, dass es sich bei den Regionen zwar um keine "formaljuristische Größe" handele, aber um ein ausgesprochen reges lebendiges Miteinander. "Die Regionen entstanden bereits, bevor wir sie auf dem Papier festgehalten haben." Künftig wird der Kirchenkreis bei allen Entscheidungen - insbesondere auch in personal- und finanztechnischen Fragen - die Regionen statt einzelner Kirchengemeinden in den Blick nehmen.
Für zunächst sechs Jahre wird im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen die Seelsorge in Krankenhäusern aufgestockt. Eine halbe Pfarrstelle - so der Beschluss der Kreissynode - soll dafür zusätzlich bereitgestellt werden. Diese Arbeitszeit soll den Mitarbeitenden und Patienten in den Krankenhäusern Altenkirchen und Wissen zugute kommen. Im DRK-Klinikum in Kirchen gibt es bereits seit vielen Jahren eine evangelische Krankenhaus-Seelsorgerin.
Im August 2010 soll es wieder einen Kreiskirchentag geben. Zu dem Großereignis, das in Altenkirchen gefeiert wird, sollen auch Freunde aus Partnerkirchenkreisen dabei sein können. Damit dies vor allem auch mit Blick auf die Partner aus Muku/Kongo gelingen kann (2010 feiert die Partnerschaft mit den afrikanischen Freunden ihr 30-jähriges Bestehen), votierte die Kreissynode einstimmig dafür, dass über Landeskirche und EKD Druck auf die politisch Verantwortlichen ausgeübt wird, dass Gäste von kirchlichen Initiativen überhaupt eine reelle Chance bekommen, mit einem Visum einreisen zu dürfen, und dass eine derzeitig "intransparente Vergabe von Besuchervisa" überdacht wird.
Bereits bei der Frühjahrssynode 2009 hat die Kreissynode angeregt, eine kreiskirchliche Stiftung zu gründen. Nun wurde in einer Satzung beschlossen, dass der Zweck dieser Stiftung die dauerhafte Förderung der kirchlich-diakonischen Arbeit im Kirchenkreis sein soll. Der Stiftungszweck soll verwirklicht werden durch die Unterstützung der Verkündigung, Seelsorge und Diakonie, insbesondere durch die Unterstützung der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Senioren.
Der Kapitalgrundstock in Höhe von 200.000 Euro soll der Ausgleichsrücklage entnommen werden. Mit dem Votum für die vorgelegte Satzung verband die Kreissynode auch die Auflage, dass das Stiftungsvermögen unter christlichen, sozialen und ökologischen Gesichtspunkten anzulegen ist, um eine wirklich nachhaltige Entwicklung zu fördern.
Zudem beschloss die Kreissynode für die evangelische Schule in Codlea (Partnergemeinde in Rumänien/gemeinsam mit dem Partnerkirchenkreis Templin-Gransee) einen Sonderbeitrag zu überweisen, damit dort sofort eine neue Heizungsanlage eingebaut werden kann. Da der rumänische Winter bereits begonnen hat, erfordert der Ausfall der überalterten und ineffizienten Heizung einen sofortigen Neubau einer Holz-Heizungsanlage, der durch eine Sonderkollekte bei der Synode und eine Spende aus dem kreiskirchlichen Haushalt finanziert werden soll, ergänzt durch Unterstützungsgelder aus den Gemeinden.
Seine Arbeit aufnehmen kann künftig auch ein neuer synodaler Ausschuss. Die Kreissynode bestätigte neue Mitglieder und den Vorsitzenden Pfarrer Eckhard Dierig (Kirchen) für den Fachausschuss "Ehrenamt".
Paul Seifen (Flammersfeld) und Hans-Jürgen Volk (Eichelhardt) wurden von der Kreissynode beauftragt, künftig gemeinsam den Kirchengemeinden bei der Einführung des "Neuen Kirchlichen Finanzwesens/NKF" beizustehen. Bis 2012 müssen alle Kirchengemeinden von der bisherigen Praxis der Haushalts-Aufstellung auf das "NKF" umsteigen und benötigen neben landeskirchlicher Unterstützung auch Ansprechpartner vor Ort. (pes)
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Superintendentin Andrea Aufderheide gab erstmals im Amt ihren Jahresbericht vor der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen ab. Vor den Synodalen aus den 16 Kirchengemeinden mahnte sie - mit Blick auf zunehmende Verarmung - genau hinzusehen und sich für eine Gesellschaft einzusetzen, die "chancenreich" sein müsse. Fotos: Petra Stroh
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