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Nachricht vom 26.11.2018    

Höfken: „84 Prozent der Bäume in Rheinland-Pfalz sind krank“

„Nach einem Jahr mit extremen Wetterbedingungen überrascht es mich nicht: Der Klimawandel hat in diesem Jahr nicht nur Dürre, Starkregen, Niedrigwasser und warme Flüsse mit sich gebracht. Auch der Wald hat sichtbar unter den klimatischen Veränderungen gelitten: In diesem Jahr sind die deutlichen Schäden an unseren Bäumen durch Luftschadstoffe und klimatische Veränderungen von 24 auf 37 Prozent angestiegen“, sagte Forstministerin Ulrike Höfken bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2018 in Mainz.

Forstministerin Höfken stellt den Waldzustandsbericht vor. Foto: MUEEF

Region: Weiter warnte die Ministerin: „Der Zustand unseres Waldes hat sich im Vergleich zum Vorjahr wesentlich verschlechtert – besonders betroffen sind Fichte und Douglasie. Insgesamt 84 Prozent der Bäume sind geschädigt – im vergangenen Jahr waren es noch 73 Prozent. Das bedeutet: Nur noch 16 Prozent der Bäume zeigen keine sichtbaren Schadmerkmale. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der jährlichen Waldzustandserhebung im Jahr 1984."

Wärme und Trockenheit begünstigen Borkenkäfer
Die Belastungen durch Luftschadstoffe spielen im Wald immer noch eine beträchtliche Rolle, dazu zählen auch Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft, dem Verkehr und der Energiewirtschaft. Gleichzeitig wird der Einfluss klimatischer Veränderungen immer größer: Der Zeitraum von April bis Oktober war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. „Hitze und Trockenheit schwächen die Bäume und begünstigen zum Beispiel die Lebensbedingungen der Borkenkäfer, die vor allem die Fichten gefährden. So sind in diesem Jahr rund 500.000 Festmeter Holz dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Dies sorgt für massive Ertragseinbußen, erhöhte Holzerntekosten und einen Einbruch der heimischen Holzpreise“, sagte die Forstministerin. „Darüber hinaus entkoppeln die Schäden im komplexen Waldökosystem die Kreisläufe und bringen kaum abschätzbare Folgen für die Biodiversität mit sich.“

Die Schäden durch den Borkenkäfer, bezogen auf alle Waldbesitzarten, werden in Rheinland-Pfalz auf bis zu 20 Millionen Euro geschätzt. Höfken appellierte: „Der Wald schützt das Klima und wir müssen das Klima schützen, um den Wald zu erhalten: Jährlich bindet allein der rheinland-pfälzischen Staatswald 9,8 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht 26 Prozent der Emissionen von ganz Rheinland-Pfalz oder dem Ausstoß von einer Million Menschen in Deutschland. Ohne den Wald würde sich der Klimawandel drastisch verschärfen“, betonte die Ministerin.

Lebensraum Wald erhalten: Hirschkäfer ist gefährdet
Neben der Fichte hat es laut Waldzustandsbericht auch andere Baumarten besonders getroffen: „Bisher galt die Douglasie als robust und anpassungsfähig, aber wir beobachten vermehrt Nadelpilze und vorzeitigen Nadelabfall“, sagte Höfken. „Bei der Fichte hat sich der Zustand der Kronen deutlich verschlechtert, ähnlich ist es bei der Esche und der Buche. Durch eine sehr starke Fruchtbildung sind die Bäume zusätzlich geschwächt.“ Nicht nur Bäume, auch Tiere leiden unter den klimatischen Veränderungen – etwa der Hirschkäfer, der in Deutschland gefährdet ist. „Den Käfer findet man besonders entlang der Mosel und im Pfälzerwald. Die Larven ernähren sich von faulem Holz und durch Zersetzung des Holzes entsteht nährstoffreicher Mulm“, sagte die Ministerin. „Für das Waldökosystem sind Hirschkäfer sehr wichtig. Darum müssen wir unsere Wälder nachhaltig bewirtschaften, Totholz liegen lassen und wertvolle Lebensräume schützen.“



Klimaexperte: Belastung der Wälder könnte noch stärker werden
Ulrich Matthes, der Leiter des Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen Rheinland-Pfalz, warf einen genaueren Blick auf die klimatischen Veränderungen in Rheinland-Pfalz in der jüngsten Zeit: „Das Jahr 2018 ist zweifellos ein Extremjahr, in dem der Klimawandel sein Gesicht offen gezeigt hat: mit einem mild-feuchten Winter, lokal begrenzten Starkregenereignissen sowie hohen Temperaturen, Hitzewellen und ausgeprägter Trockenheit im Sommerhalbjahr. Sechs von zehn Monaten waren mehr als zwei Grad wärmer als das langjährige Mittel von 1971 bis 2000. Die Niederschlagsmenge von April bis Oktober lag 160 Liter pro Quadratmeter unter dem Durchschnitt. Das entspricht nur 65 Prozent der üblichen Niederschlagssumme. Für unsere Wälder bringt dies eine besondere Belastung, die künftig noch stärker werden kann.“

Information zum Waldzustandsbericht:
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Landesforsten sowie der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft haben im Juli und August dieses Jahres 3.840 Bäume an 160 Aufnahmepunkten im Land begutachtet und die „Gesundheit“ unserer Wälder untersucht. Der Waldzustand gibt jährlich Auskunft über den Vitalitätszustand der rheinland-pfälzischen Wälder und ist in diesem Jahr zum 35. Mal erschienen. (PM)




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