Montaplast-Aus in Betzdorf: FDP sieht die Schuld bei der Stadt
Das Aus für den Montaplast-Standort Betzdorf bringt die FDP in Rage: Bundestagsabgeordnete Sandra Weeser sieht die Schuld bei der Stadt Betzdorf. Und FDP-Stadtrat Udo Piske spricht von „Verhinderungsplanungen“ und einem „extremen Imageschaden“. Die Mitarbeiter machen in einem Schreiben in den sozialen Medien ihrem Unmut Luft und verweisen auf das, was in kurzer Zeit geschaffen wurde.
Betzdorf. Die Ankündigung der Morsbacher Montaplast GmbH, dem Standort Betzdorf den Rücken zu kehren, schlägt Wellen. Aktuell melden sich die FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Weeser, die auch Betzdorfer FDP-Vorsitzende ist, und FDP-Stadtrat Udo Piske zu Wort.
„Ein Eigentor für die Stadt“
Für Weeser ist laut Pressemitteilung klar, wer die Verantwortung für den Montaplast-Abschied trägt: „Der Anlass dafür liegt bei der Stadtverwaltung Betzdorf selbst.“ Die Stadt Betzdorf habe die Rahmenbedingungen in dem aufgestellten Bebauungsplan geändert, damit seien „notwendige Ertüchtigungen gemäß bauordnungsrechtlicher Vorschriften“ für die Gebäude der Firma notwendig geworden. Diese Änderungen seien ein Eigentor für die Stadt Betzdorf. Die Einsicht von Bürgermeister Brato, dass Betzdorf ohne industrielle Arbeitsplätze „nicht überlebensfähig" sei, ist laut Weeser richtig. „Völlig unverständlich ist daher, warum er sich so vehement gegen das Logistiklager von Montaplast gestellt hat.“
Weeser: „Für mich nicht nachvollziehbar“
Aus wirtschaftlichen und planerischen Aspekten habe die Stadtverwaltung hier eindeutig versagt. „Das Unternehmen Montaplast GmbH ist einer der größten Arbeitgeber unserer Stadt. Dass die Stadt es nicht geschafft hat Möglichkeiten zu schaffen, um den Bedürfnissen des Unternehmens gerecht zu werden, ist für mich nicht nachvollziehbar. Insbesondere da die Geschäftsführung vorausschauend geplant hat und bereits jetzt hohe Summen in das Zukunftsprojekt der Kleinserienproduktion am Standort Betzdorf investiert hat", so Weeser nach einer Analyse der Gründe zur Standortauflösung. Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt, welcher der Stadtverwaltung anscheinend entgangen ist, sind die aktuellen Anforderungen des Brandschutzes: Viele Unternehmen müssen derzeit hohe Investitionen im Bereich Brandschutz und der Löschwasserrückhaltung tätigen. Die Stadt sollte dabei nach Möglichkeiten unterstützen und mit ihrem Wirtschaftsförderer nach guten und praktikablen Lösungen für die lokalen Unternehmen suchen, persönliche Befindlichkeiten haben hierbei keinen Raum. „Bleibt nur zu hoffen, dass nicht noch weitere Firmen Montaplast folgen. Für unsere ländliche Region und unsere Stadt ist es immens wichtig, dass der Standort Betzdorf Unterstützung seitens der Politik erhält und die Kommune dafür Sorge trägt, dass starke und zukunftsfähige Standortbedingungen geschaffen werden", so Sandra Weeser.
Umfassendes Ansiedlungskonzept gefordert
FDP-Stadtrat Udo Piske erläutert in einer Presseerklärung, er habe seit 2016 „immer den Eindruck gehabt, dass die Verwaltung der Stadt Betzdorf die Ansiedlung von Montaplast verhindern möchte. Bei dem Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan Anfang 2017, war ich der einzige im Stadtrat, der dagegen gestimmt hat. Meine Befürchtungen haben sich bewahrheitet, ich sprach in der Sitzung von einer Verhinderungsplanung.“ Unbeantwortet seien seine Anregungen und Bedenken hinsichtlich der Bestandsnutzungen, die letzte bauliche Aktivität bei den sogenannten Wolf-Hallen sei der Neubau eines Logistikzentrums gewesen. Piske: „In unmittelbarer Nachbarschaft der gleichen Anlieger besteht seit Jahren in einem ausgewiesenen Industriegebiet, das Logistikzentrum von Schäfer Shop.“ Piske hätte ein verträgliches Ansiedlungskonzept gutgeheißen, das allen Beteiligten hätte gerecht werden sollen. „So wäre es auch zu dem beabsichtigten Erwerb der Immobilie durch Montaplast gekommen und damit eine langfristige Bindung an Betzdorf.“
„Extremer Imageschaden“ für den Standort
Montaplast selbst habe wiederholt auch das Argument der verfügbaren Arbeitskräfte am Standort Betzdorf angeführt. „Es ist unverantwortlich, derart leichtfertig ein solch immenses Arbeitsplatzangebot aufs Spiel zu setzen. Viele der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die bei Montaplast in Betzdorf einen Arbeitsplatz gefunden haben, sind auf die Arbeitsplatznähe oder öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Für sie wird es nicht möglich sein, ein alternatives Arbeitsplatzangebot in Morsbach oder Lichtenberg anzunehmen“, so der Liberale – eine Argumentation, die sich auch in einem Schreiben der Mitarbeiter, das in den sozialen Medien verbreitet wird, findet. „Quasi aus dem Nichts heraus haben wir uns innerhalb weniger Monate zu einem der effektivsten Standorte der Montaplast GmbH hochgearbeitet“, heißt es dort außerdem. Da sei mit dem großen Zusammenhalt, der Teamarbeit und der „Lust darauf, etwas zu erreichen“ begründet. Das Aus für den Standort Betzdorf mache es vielen Kollegen unmöglich, an einem anderen Standort zu arbeiten, so das Schreiben. Neben den Wegfall der Arbeitsplätze, so argumentiert Udo Pioske, sei für den Standort Betzdorf zudem ein „extremer Imageschaden entstanden, mit einer fatalen Außenwirkung der fortschreitenden Deindustrialisierung.“ (PM/as)
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