Das „Who is who“ der Rock-und Pop-Historie gastierte in Wissen
Ja, sie sind im Rentenalter. Doch mit Ruhestand hatte das, was Pete York, Roger Glover und Co. im Wissener Kulturwerk darboten, so gar nichts zu tun. Als „Pete York’s Rock & Blues Circus“ ließen sie die Rock- und Popgeschichte wieder aufleben. Die Besucher gerieten schier aus dem Häuschen.
Wissen. Das „Who is who“ oder die „Cremé de la Cremé“ der Rock-und Pop-Historie gab in Wissen ihre Visitenkarte ab: Im Kulturwerk gab es die so schnell nicht wiederkehrende Chance, die Idole der Jugend aus den 1960e und 70er Jahren hautnah zu erleben. Schon bei den Namen der Musiker läuft dem Kenner dieses Genres das Kinnwasser im Mund zusammen: Pete York, Roger Glover, Miller Anderson, Albie Donellie und „Zoot“ Money. Diese absoluten Stars einer besonderen Epoche haben sich zu „Pete York’s Rock & Blues Circus“ vereint.
Begnadete Musiker auf der Kulturwerksbühne
Pete York (76 Jahre) war Mitglied der Spencer Davis Group und gilt bis heute noch als einer der weltbesten Drummer. Roger Glover (73), Bassist von Deep Purple, schrieb die Welthits der Band wie „Smoke on the water“ und „I’am a man“. Später war er als Produzent von Nazareth, Status Quo und Judas Priest erfolgreich, spielte auch in der Band Rainbow. Gitarrist Miller Anderson (73), spielte in der Keef Hartley Band. Keyborader „Zoot“ Money (76) war Teil der Animals mit Eric Burdon, Humble Pie und der Spencer Davis Group. Albie Donelie (72), ein begnadeter Saxophonist, war Mitglied und Gründer von „Supercharge“. In der Addition ihres jeweiligen Alters versammelten die Akteure 370 Jahre Musikgeschichte auf der Kulturwerksbühne.
Klare Riffs und harter Beat
Als die Band die Bühne betrat, brach großer Jubel aus, denn endlich ging es los. Als Warmup legten die Jungs mit „Keep on running“ los. Mit dem Superhit von der Spencer Davis Group wurde die Basis für ein fulminanten Konzert geschaffen, bei dem Rock und Blues abwechselnd oder zusammen zum Einsatz kamen. Getragen von den klaren Riffs der Gitarren von Roger Glover und Miller Anderson, unterstützt vom harten Beat der Drums von Pete York, dazu das variable Spiel des Keyboards von „Zoot“ Money und komplettiert mit dem exzellenten Einsatz des Saxophons von Albie Donellie, groovte vom ersten Song an die Halle. Vor allem „Zoot“ Money holte das Letzte aus sich heraus, selbst die höheren Stimmbereiche konnte er halten, schließlich war er schon Co-Sänger bei den Animals. Demzufolge durfte natürlich „The house of New Orleans“, der Riesenerfolg von Eric Burdon & the Animals, nicht fehlen. Nach diesem Song brandete nicht nur Beifall, sondern richtiger Jubel auf. „When a blind man cries“, der bluesige Hit der Deep Purple, wurde in einer unglaublich intensiven Interpretation aufgeführt, gefolgt von echtem Rock’n Roll. Zwischen den einzelnen Songs gaben die Musiker immer wieder Geschichten und Anekdoten aus der Rockszene zum Besten, die für viel Heiterkeit beim Publikum sorgten.
Ein Solo ohne Vorwarnung
Im zweiten Teil des Konzertes hatte man den Eindruck, dass den „Oldies“ die Pause gut getan hatte, denn sie legten augenblicklich mit einem unglaublichen Elan los. Hit auf Hit wurde in den Saal „gebluest“, wobei immer wieder „Zoot“ Money seine ganze Energie regelrecht in den Saal schrie. Ein Höhepunkt des Konzertes war zweifelsfrei der Mega-Hit „I’m a man“ von Roger Glover und Deep Purple, bluesiger und rockiger geht nicht mehr. Ohne Vorwarnung setzte hier Pete York zu einem zehnminütigem Drums-Solo an, die Besucher gerieten schier aus dem Häuschen. Er stellte hier eindrucksvoll unter Bewies, dass er von seiner Schlagkraft nichts eingebüßt hat. „Gimme, gimme some lovin‘“ sollte das Konzert beenden, doch die Fans klatschten und klatschten, denn es fehlte noch ein Song, der über all den anderen stand: „Smoke on the water“. Als die Musiker nochmals die Bühne betraten, den Song in schier unglaubliches Art interpretierten, gab es kein Halten mehr, alles stürmte nach vorne zur Bühne, rockte, tanzte und schwofte. Das war ein glorreiches Ende eines denkwürdigen Konzertes, welches bei den Fans sicherlich noch lange nachwirken wird.
Das Kulturwerk hatte für diesen Knaller ein gemütliches Ambiente gewählt, mit Bistrotischen und Stühlen, denn auch das Publikum war in die Jahre gekommen, die Farbe Grau in den Haaren überwog, was aber der Begeisterung und der Freude an dem Konzert keinen Abbruch tat. (wear)
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