Birth Control: „German Krautrock“ in der Stadthalle
Wer neben Jimi Hendrix, Procol Harum und Ten Years After auftritt, der hat es wohl endgültig geschafft. Birth Control gehört dazu. Die Neigung zum Experimentellen und Progressiven macht den Reiz dieser Band aus. Birth Control wurde seit dem Gründerjahr 1966 in England mit dem Genre „Krautrock“ bedacht, ein Begriff, den englische Soldaten bekanntlich wegen der angeblichen Vorliebe der Deutschen für Sauerkraut entwickelten. Zu den Gründungsmitgliedern der Band gehörte übrigens ein gewisser Hugo Egon Balder.
Altenkirchen. Schade, dieses Konzert in der Stadthalle von Altenkirchen hätte es verdient gehabt, dass diese bis auf den letzten Platz gefüllt gewesen wäre. Birth Control gab eines seiner wenigen Konzerte, die Chance, Birth Control zu sehen, kommt so schnell nicht wieder. Klar, der Musikstil von Birth Control ist nicht jedermanns Sache, wer eher auf Mainstreamrock steht, der ist dort nicht richtig aufgehoben. Aber gerade die Neigung zum Experimentellen und Progressiven macht den Reiz dieser Band aus. Birth Control wurde seit dem Gründerjahr 1966 in England mit dem Genre „Krautrock“ bedacht, ein Begriff, den englische Soldaten wegen der angeblichen Vorliebe der Deutschen für Sauerkraut entwickelten. Aus Protest gegen die Regelung der Geburtenkontrolle durch die Enzyklika „Humanae Vitae“ des Papstes nahmen die Musiker den Namen Birth Control (Geburtenkontrolle) an, Ende der 60 er Jahre war Birth Control eine der erfolgreichsten deutschen Bands. Den Ritterschlag erhielten sie, als 1970 das Super-Konzert in Berlin stattfand und sie als einzige deutsche Band eingeladen waren. Wer neben Jimi Hendrix, Procol Harum und Ten Years After auftritt, der hat es wohl endgültig geschafft. Übrigens gehörte Hugo Egon Balder, der bekannte RTL-Moderator, nebenbei ein begnadeter Drummer, zu den Gründungsmitgliedern von Birth Control.
Gefragte Live-Musiker
In den Folgejahren fand eine abwechslungsreiche Bandgeschichte statt, mit wechselnden Bandmitgliedern, mit Auflösungserscheinungen, dann wieder mit Reunions. Trotzdem blieb Birth Control ihren Anfängen treu, die Musiker sprangen nicht auf den Zug des Mainstreams auf, der ihnen sicherlich einen noch größeren Erfolg beschert hätte. Ihre Musik hob sich nach wie vor von dem üblichen Stil ab, gerade deshalb versammelten sie die wahren Rockliebhaber hinter sich. Geprägt von starken Solisten an den Drums, Gitarren und Keyboard, in Verbindung mit kraftvollem Gesang, waren gerade die Livekonzerte von Birth Control im In- und Ausland sehr gefragt. Von den Gründungsmitgliedern steht bei der aktuellen Besetzung niemand mehr auf der Bühne, unbedingt erwähnt werden muss Bernd „Nossi“ Noske, der 1968 zur Band stieß, und diese bis zu seinem plötzlichen Tod 2014 über unglaubliche 46 Jahre wesentlich mitprägte. Seit einigen Jahren spielt Birth Control in unveränderter Besetzung: Martin „Ludi“ Ettrich (Gitarre), Sascha Kühn (Keyboard), Drums Manfred „Manni“ von Bohr, Hannes Vesper (E-Bass) und Peter Föller (Gesang und Gitarre).
Die Drums haben es überstanden
In dieser Besetzung heizten Birth Control den Hardcore-Fans in der Stadthalle mächtig ein. Kennern der Musikszene ist sicherlich die Band „Brian Auger & Julie Driscoll“ ein Begriff, in dieser Richtung bewegte sich das Konzert. Durchgehende floss das variable Spiel von Sascha Kühn an seinem Keyboard, die harten Riffs der Gitarren, die krachenden Beats von Manni von Bohr an den Drums in den Songs mit ein. Die Vocals von Peter Föller rundeten das Ganze vortrefflich ab, Föller konnte mit seiner Stimme gegenhalten. Den Vergleich mit Bruce Dickenson von Iron Maiden kann Peter Föller standhalten. Das Konzert war eine einzige Reise durch die Bandgeschichte, die gesamte Bandbreite kam zum Tragen: Hammerharte Rocksongs folgten auf sehr melodische Lieder, so war zum Beispiel „The Rich“ fast einer Ballade ähnlich. Sehr angenehm fiel auf, dass jedes Bandmitglied sich mit einem Solo präsentieren konnte, die von den Fans enthusiastisch gefeiert wurden. „Manni“ von Storch „malträtierte“ minutenlang seine „Schießbude“, dabei kam das Gefühl auf, das Material würde den Härtetest nicht heil überstehen.
Jubel und Begeisterung
„Right place, wrong time“, „Plastic people“, Wasting my time“ und „Lost in the sea“ sind nur einige Titel, die hier erwähnt werden müssen. Nach über zwei Stunden restlos überzeugendem Konzert folgte bei den Zugaben eine Hommage an den verstorbenen „Nossi“ Noske, als Birth Control ihn mit „Here and now“ ehrte. Ein Konzert ohne Fehl und Tadel fand damit einen würdigen, stimmungsvollen Abschluss, der Jubel und die Begeisterung um die Musiker nach dem Konzert war der beste Beweis dafür. Noch ein Wort zu den Organisatoren vom „Haus Felsenkeller“ in Altenkirchen: Dem Team um Helmut Nöllgen gelingt es immer wieder, Hochkaräter aus allen Sparten der Unterhaltung nach Altenkirchen zu engagieren. Das liegt auch an dem angenehmen äußeren Rahmen, und die eher familiäre Atmosphäre die bei diesen Veranstaltungen geschaffen wird. (wear)
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