Festliche Posaunenklänge zum Neujahrskonzert in Marienstatt
Zum Auftakt der diesjährigen Konzerte in der Zisterzienser Abtei Marienstatt spielte am Dreikönigstag das Posaunenensemble der Musikhochschule Karlsruhe unter der Leitung von Professor Werner Schrietter.
Marienstatt. Schrietter selbst war viele Jahre Soloposaunist der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und lehrt nach weiteren Stationen in Mainz und Saarbrücken seit 1993 an der Hochschule für Musik in Karlsruhe. Zum fein ausgewählten Repertoire der Studierenden gehörten nicht nur festliche Klänge der Barockzeit, sondern auch romantische Werke bis hin zu modernen Kompositionen. Begleitet wurden sie von Rudolf Peter, freischaffender Musiker an der Augustinerkirche in Landau, an der Orgel. Damit ging eine fast 20-jährige gute Tradition zu Ende, denn Prof. Schrietter tritt in diesem Jahr in Ruhestand, wie Frater Gregor Brandt eingangs ausführte.
Aus dem Anliegen Schrietters gemeinsam zu musizieren, sich als Ensemble aber auch immer wieder auf Reisen zu begeben, an neu entdeckten Auftrittsorten zu spielen, entstand zunächst durch ein Schüler ein Kontakt nach Daaden. Hier gastierte die aktuell 13-köpfige Posaunenklasse regelmäßig in der Zehntscheune, bevor sie von Frater Gregor Brandt für die Marienstätter Konzerte entdeckt wurden und hier fortan Jahr für Jahr ihr Abschlusskonzert ihrer schöpferischen Reise gab. Wie richtig der Ordensmann mit seiner Wahl lag, konnten an diesem Sonntagnachmittag die rund 400 Zuhörer der vollbesetzten Abteikirche mit Hochgenuss erleben. Die zehn jungen Spieler - darunter eine einzige junge Posaunistin - zeigten in jedem Stück Präzision der Töne, harmonisches Zusammenspiel und entlockten mitunter dem kraftvollen Instrument tief empfundene warme Töne. Dies mitten unter der Vierung der Basilika, so dass sich eine perfekte Akustik ergab.
Eingangs boten die jungen Posaunisten ein Stück des Komponisten Giovanni Gabrieli, dessen Werke an der Schwelle zwischen Renaissance und Barock einzuordnen sind und der Lehrer des wesentlich bekannteren Heinrich Schütz war: Canzon Primi Toni. Majestätische Klänge im konzertierten Stil erklangen, wobei sich die einzelnen Stimmen durch klare Dynamiken abwechselten. Bei Gabrieli fanden sich nicht nur der frühe Einsatz des Basso Continuo, sondern eben auch einige der frühesten dynamischen Kennzeichnungen für die Lautstärken. Danach war das Choralvorspiel „Es ist ein Ros entsprungen“ von Johannes Brahms zu hören, wobei einzelne Spieler abwechselnd die solistisch führende Oberstimme übernahmen, während die anderen ein selbständiges Bassfundament bildeten.
Interessant und zu einem weitaus selteneren Repertoire gehörten die modernen Kompositionen wie „First Shout“ des Briten Brian Lynn (geboren 1954) und die Sinfonietta von Jean Francois Michel (geboren 1957), welcher diese 2012 komponierte. Also ein zeitgenössisches Stück, welches direkt zu Anfang mit einem Andante Vivace mit langgezogenen, immer wieder sich wiederholenden und intensivierenden Sequenzen das Zeug hätte, aufregende Leinwandbilder zu begleiten. In einer weiteren Sequenz, die Andante e poco Rubato benannt wurde, wechseln die Harmonien und die absichtlich verkürzten (rubato heißt eigentlich gestohlenen) Notenwerte verleihen dem Stück eine weitere dramatische Ausdruckskraft, bis dann in der Sequenz des Allegro molto vivio ein weiter angeheiztes Tempo aufgegriffen wird, bis alles auf einen akzentuierten Schlusspunkt zuläuft. Auch hier wurde deutlich, wie präzise das Karlsruher Posaunenensemble auch bei einem so anspruchsvollen Stück, bei dem acht Tenorposaunen und eine Bassposaune zum Einsatz kamen, aufeinander eingespielt ist.
Konzertorganist Peter Rudolf schloss sich mit der Eigenkomposition „Weihnachtliche Fantasie“ auf der Rieger-Orgel diesem modernen Musikfeld an. Dabei nutzte er die Klangvielfalt der weit über die Grenzen Deutschlands bekannten Orgel, die über 73 Manuale, IV Register und Pedale und 5.000 Pfeifen verfügt. So erklangen die sogenannte Trompeteria, die charakteristischen Horizontaltrompeten, die es sonst nur an spanischen Rieger-Orgeln gibt und in Marienstatt absolut einzigartig ist. Variantenreich umspielte er Weihnachtslieder wie „Lobt Gott ihr Christen alle gleich“, Stille Nacht“ und „Kommt und lasst uns Christum ehren“, wobei auch das einzigartige Glockenmanual der Orgel fein zu hören war.
Zum Schluss mit dem Bild des schalenförmigen, voluminösen Basalt-Altares vor Augen, liefen die Posaunentöne im Stück „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ aus dem Paulus-Oratorium opus36 von Felix Mendelssohn Bartholdy zu einem reichen vollen Klang auf, der gerne noch einmal gehört werden wollte, weshalb Prof. Schrietter sein Publikum nicht ohne eine Zugabe gehen ließ. Es dankte für dieses hochkarätige Musikerlebnis mit anhaltendem Applaus (SZ).
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