Werbung

Nachricht vom 20.01.2019    

Ein Roboter als Mitbewohner

Jeder Mensch kann mit Sympartner anders umgehen. Sympartner ist ein von Forschern der Universität Siegen mit entwickelter Roboter. Wer ihn als Gegenstand betrachtet, kann eine sehr distanzierte Beziehung haben. Wer eine enge Beziehung aufbauen will, kann dem Roboter zum Beispiel einen persönlichen Namen geben. In einer Testwohnung im Labor haben echte Personen Situationen mit Sympartner durchgespielt.

Jeder Mensch kann mit Sympartner anders umgehen. Wer den Roboter als Gegenstand betrachtet, kann eine sehr distanzierte Beziehung haben. (Foto: Universität Siegen)

Siegen. Wenn Frieda nach dem Einkaufen nach Hause kommt, wartet in der Wohnung der 75-Jährigen ein Roboter auf sie. Sympartner heißt er, ist 1,50 Meter groß, begrüßt die Seniorin und fragt, ob er ihre Wohnungsschlüssel aufbewahren soll. Der untere Teil des Roboters besteht aus Holz, darauf können Senioren zum Beispiel ein Buch oder Magazin ablegen. Vorn ist ein Tablet eingebaut, das die Benutzer im Sitzen bedienen können. Das Besondere an Sympartner ist seine soziale Funktion. Er soll dafür sorgen, dass die Anwender sich nicht einsam fühlen, wenn sie im Alter alleine wohnen, und dabei unterstützen, dass sie länger selbstständig im eigenen Haus leben können. Beides sind Wünsche, die ältere Menschen immer wieder äußern. In einem Kooperationsprojekt, unter anderem mit der Technischen Universität Ilmenau, haben Forscher der Universität Siegen den Roboter entwickelt. Die Siegener Wissenschaftler waren für das Design des Roboters zuständig. Sie haben entschieden, wie er aussehen soll, welche Emotionen er wie zeigt und wie die Nutzer ihn bedienen können.

Praktisch und pragmatisch
„Wir haben Sympartner absichtlich praktisch und pragmatisch entwickelt, nicht zu niedlich oder menschenähnlich“, erzählt Psychologe Professor Dr. Marc Hassenzahl. Er ist verantwortlich für den Siegener Part der Forschungskooperation. Sympartner sei eine Sache, die keine Menschen ersetzen oder Lebewesen imitieren solle. Die Wissenschaftler fragten sich: Was kann eine Maschine, was ein Mensch nicht kann? Diese Charakterzüge nennen die Forscher „Superkräfte“ und haben Sympartner damit ausgestattet. Eine Maschine ist unendlich geduldig, kann zum Beispiel Witze fünfmal erzählen oder sehr langsam fahren. Maschinen beurteilen nicht und nehmen Menschen so, wie sie sind. Außerdem muss sich niemand beim Roboter bedanken. „Die Seniorinnen und Senioren müssen kein schlechtes Gewissen haben, dass sie eine Last für den Roboter sind“, sagt Hassenzahl.

Distanz oder Nähe: Beides ist möglich
Jeder Mensch kann mit Sympartner anders umgehen. Wer den Roboter als Gegenstand betrachtet, kann eine sehr distanzierte Beziehung haben. Wer eine enge Beziehung aufbauen will, kann dem Roboter zum Beispiel einen persönlichen Namen geben. In einer Testwohnung im Labor haben echte Personen Situationen mit Sympartner durchgespielt. Sie haben imitiert, im Schlafzimmer aufzuwachen und den Forschern Rückmeldungen zu ihren Eindrücken gegeben. Die Wissenschaftler hatten ursprünglich überlegt, dass der Roboter ins Zimmer kommt und die Senioren weckt. Für diese war das ein Tabu. Also programmierten die Wissenschaftler den Roboter um. Wenn es Zeit fürs Aufstehen ist, beginnt Sympartner im Wohnzimmer auf und ab zu fahren, um geschäftig zu wirken. Danach kann der Roboter gegen die Tür klopfen.



AK-Kurier Newsletter: So sind Sie immer bestens informiert

Täglich um 20 Uhr kostenlos die aktuellsten Nachrichten, Veranstaltungen und Stellenangebote der Region bequem ins Postfach.

Neues Forschungsprojekt erforscht soziales Miteinander
In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler der Uni Siegen jetzt erforschen, welche Form von sozialem Miteinander sich entwickelt, wenn ein Service- und Assistenzroboter anwesend ist – nicht nur zwischen Mensch und Roboter, sondern auch zwischen Menschen. Das Forschungsprojekt Gina (Hochwertig gestaltete Interaktionsstrategien für Service- und Assistenzrobotik) startete im Oktober 2018. In diesem Projekt geht es neben der Ausgestaltung des Aussehens und der Persönlichkeiten des Roboters auch um rechtliche und ethische Fragen, zum Beispiel zum Datenschutz und zur Haftung. Weil es sehr teuer ist, Roboter zu entwickeln und sie mit allen Komponenten und Funktionalitäten auszustatten, planen die Siegener Forscher, Robotik in einer virtuellen Realität zu simulieren. Testpersonen könnten dann mit Hilfe einer Brille die Interaktion mit einem simulierten Roboter erleben und zum Beispiel austesten, ob der Roboter überhaupt in der eigenen Wohnung genug Platz hätte. Erst später müssten die Wissenschaftler entscheiden, ob es sinnvoll ist, den Roboter in der Art und Weise tatsächlich zu entwickeln.

Viele Partner bei Gina
Das Gina-Forschungsprojekt läuft bis September 2021. Das Projektvolumen umfasst 2,83 Millionen Euro und 90 Prozent werden durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Neben der Universität Siegen sind auch die Universität Stuttgart, die Ludwig-Maximilians-Universität München, das Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V., die Hochschule Düsseldorf und die mittelständischen Unternehmen Lavalabs Moving Images GmbH & Co. KG und User Interface Design GmbH beteiligt. Projektfortschritte werden auf dem Projektblog unter ginarobot.com veröffentlicht. (PM)



Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


12. Brachbacher Weihnachtsmarkt steht bevor

Brachbach. Die örtlichen Vereine zeichnen sich einmal mehr dafür verantwortlich, die Gäste mit allerlei kulinarischen Genüssen ...

Kunstvolle Reminiszenz: "Siebenhundertpluszehn" in Altenkirchen

Altenkirchen. Bereits vor zehn Jahren feierte Altenkirchen sein 700-jähriges Bestehen als Stadt, ein Anlass, der zahlreiche ...

IGS Betzdorf-Kirchen: Vorreiter in der digitalen Bildung

Betzdorf-Kirchen. Die Digitalisierung birgt zweifellos Vorteile, aber auch gewisse Herausforderungen. Die IGS Betzdorf-Kirchen ...

Kostenloses Seminar über Notfälle im Kindesalter in der DRK-Kinderklinik Siegen

Siegen. Von 18 bis 19.30 Uhr wird Dr. Rainer Blickheuser, ein renommierter Spezialist auf diesem Gebiet, im Bistro Max der ...

Kreatives Treiben in Betzdorf: Der "Crea(k)tivkreis" lädt zum Basar

Betzdorf. Das "Weihnachtshaus" des Crea(k)tivkreises öffnet seine Türen am Dienstag, 26. November, im ehemaligen Geschäft ...

Winterliche Bedingungen führen zu vier Verkehrsunfällen im Kreis Altenkirchen

Kreis Altenkirchen. Im Zeitraum von Mittwoch (20. November) 16 Uhr bis Donnerstag (21. November) 13 Uhr waren die winterlichen ...

Weitere Artikel


Ferienbetreuungen: Jetzt um eine Förderung bewerben!

Altenkirchen/Kreisgebiet. Seitens des Ministeriums für in Bildung Rheinland-Pfalz wurde dem Jugendamt Altenkirchen für das ...

Bad Honnef AG: Zum 4. Mal in Folge Top-Lokalversoger Strom und Gas

Bad Honnef. Der Preis spielt auch bei der Vergabe dieser Auszeichnung eine große Rolle. Daher haben die Kosten und die Preistransparenz ...

Karneval in Malberg: Frauenpower ist weiter angesagt

Malberg. Seit Samstag (19. Januar) ist es offiziell: Prinzessin Katharina I. (Becker) übernimmt das Amt des Malberger Regenten, ...

Turbulenter Start ins Jahr für die Badmintonjugend

Gebhardshain. Schlag auf Schlag ging es für den Nachwuchs der Badmintonabteilung zu Beginn des neuen Jahres. Zunächst traten ...

Ausgeglichener Faustball-Spieltag beim VfL Kirchen

Kirchen. Heimwettkampftag bei den Faustballern des VfL Kirchen: Am Samstag (19. Januar) stellten sich die U14- und U16-Faustballmannschaften ...

Beethoven, Jazz and more: Ein Klavierkonzert mit Johannes Nies

Herdorf. Der Kreis der Kulturfreunde Herdorf lädt zusammen mit der Volksbank Daaden als Mitveranstalter zu einem Klavierkonzert ...

Werbung