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Nachricht vom 15.02.2019    

Wissener Hausarzt bildet Medizinernachwuchs aus

Hausärztemangel: ein großes Thema in diesen Wochen und Monaten. Da ist jede Initiative einen Blick wert, die Besserung verspricht. Die Wissener Hausarztpraxis von Michael Theis bildet derzeit den Medizinstudenten Niko Kliewer im Praktischen Jahr aus. Dass er nach der Ausbildung dort einsteigt, ist eine Option. Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler machte sich vor Ort ein Bild.

Niko Kliewer (sitzend) absolviert im Rahmen des Praktischen Jahres derzeit seine Ausbildung in der Praxis von Dr. Michael Theis in Wissen. Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler ließ sich über das Projekt informieren. (Foto: by)

Wissen. Vier Hausärzte sind in den letzten drei Jahren in Wissen in den Ruhestand gegangen, ohne dass sich ein Nachfolger für ihre Hausarztpraxis gefunden hätte. Im Beisein der Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD), und dem Landtagskandidaten der SPD, Andreas Hundhausen, stellte der Wissener Internist Dr. Michael Theis, Lehrbeauftragter der Universität Mainz, ein zukunftsfähiges Projekt vor, mit dem er versucht, dem Landarztmangel aktiv entgegen zu wirken. Schon seit Jahren bildet er Famulanten im 7. oder 8. Semester aus – in den letzten drei Jahren sieben, vier sind noch „in der Warteschleife“.

Praktisches Jahr beim Landarzt
Seit zwei Jahren hat er ein Alleinstehmerkmal im Kreis Altenkirchen als einzige anerkannte Ausbildungspraxis der Universitätsmedizin der Uni Mainz. Er bildet in seiner Hausarztpraxis, die er gemeinsam mit seiner Ehefrau Larissa Ferdows-Theis führt, Studenten aus, die bereits eine sechsjährige Ausbildung zum Mediziner absolviert haben und dann in das Praktische Jahr (PJ) starten. Während des PJ sollen sie ihre während des vorhergehenden Studiums erworbenen, ärztlichen Kenntnisse und Fähigkeiten vertiefen und erweitern sowie lernen, diese auf den einzelnen Krankheitsfall anzuwenden. Dabei steht die praktisch-klinische Ausbildung am Patienten im Vordergrund. Natürlich sei das ein Mehraufwand, andererseits aber eine Chance darauf, den eigenen Nachfolger zu generieren, so die Ministerin.

Die Anforderungen an eine Lehrpraxis sind relativ hoch. Trotzdem wäre es wünschenswert, wenn sich mehr Hausärzte darum bemühen würden Lehrpraxis zu werden, so Bätzing-Lichtenthäler. Wie Dr. Theis ergänzt, bietet in Gebhardshain die Praxis Kohlhaas und Fink Blockpraktika von jeweils zehn Tagen für die Uni Mainz an, das sei etwas ähnliches wie die Famulatur und könne ebenfalls als Versuch dienen, den Nachwuchs selbst zu akquirieren.

Seit Januar bildet Michael Theis den Studenten Niko Kliewer im Praktischen Jahr für vier Monate aus. Im April wird der Student den dritten Teil des Staatsexamens ablegen und ist dann befähigt, als Arzt zu arbeiten. Der 34-Jährige stammt aus der Region, wohnte während des Studiums in einem Vorort von Mainz und ist jetzt mit Ehefrau und Kindern zurück in den Westerwald gezogen, wo er aufgewachsen ist und jetzt auch dauerhaft bleiben möchte. Er hat sich für die Praxis in Wissen beworben, als er bei einer Veranstaltung kurz vor dem zweiten Staatsexamen aus einer Broschüre des Lehrkrankenhauses vom Standort Wissen erfuhr. In dieser Veranstaltung stellt sich jedes Krankenhaus vor. Das Praktische Jahr wird gedrittelt, zwei Tertiale, Chirurgie und Innere, müssen in Lehrkrankenhäusern einer Universität absolviert werden, dass dritte Tertial ist ein Wahltertial. Das Wahltertial Allgemeinmedizin ermöglicht einen noch tieferen Einblick in das vielseitige und äußerst spannende Fach Allgemeinmedizin. Jeder Studierende kann sich das Fachgebiet aussuchen, das er vielleicht später ausüben möchte. Seit einigen Jahren gibt es Allgemeinmedizin als Wahlfach, ab 2020 wird es zum Pflichtfach. Die dazu benötigte Lehrpraxis ist nicht direkt der Uni unterstellt, sondern auch noch an regionale Krankenhäuser angebunden. Die Praxis Theis läuft über das evangelische Stiftkrankenhaus in Koblenz, dort wird Niko Kliewer abschließend in Allgemeinmedizin geprüft. Alle Famulaturen und Praktika hat er im Rhein-Main-Gebiet gemacht.



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Viele Weiterbildungsangebote
Viele Angebote von ärztlichen Kollegen, die ihn gerne zum Facharzt weiter ausbilden würden, hat Niko Kliewer schon bekommen. Nach dem PJ muss er für zwei bis drei Jahre erst einmal zur Weiterbildung in ein Krankenhaus. Michael Theis darf 30 Monate, also die Hälfte der sich anschließenden fünfjährigen Weiterbildungszeit als Facharzt für Allgemeinmedizin, die jungen Kollegen ausbilden. Diese Weiterbildungsermächtigung haben im Kreis Altenkirchen rund 25 Praxen. Darum mussten sich die Ärzte früher selbst kümmern, jetzt sind im Koalitionsvertrag zwölf Weiterbildungsverbünde festgehalten, um es für die jungen Ärzte so einfach wie möglich zu machen. Die Region Altenkirchen war eine der ersten dieser Verbünde mit der Absicht, damit die Chance zu vergrößern, dass Ärzte in ländlicher Umgebung in die Weiterbildung Allgemeinmedizin gehen.

In Rheinland-Pfalz gibt es, so Ministerin Bätzing-Lichtenthäler, 72 sogenannte Lehrpraxen, eingerichtet vom Wissenschaftsministerium. Diese auch in den ländlichen Bereich zu bekommen, dafür sei gemeinsam gekämpft worden. Früher waren die Lehrpraxen meist in und um Mainz angesiedelt, da dort die einzige medizinische Fakultät im Land ist. Natürlich sei man aufgrund der Versorgungssituation froh um jeden, der aufs Land gehe.

Da Kliewer in der Region wohnt und familiär verwurzelt ist, kann er sich gut vorstellen, nach erfolgter Ausbildung und erfolgreichem Abschluss in die Praxis einzusteigen. Dr. Theis beteuert, er würde sich freuen, wenn sich mehr Kollegen zu diesem Projekt entschließen könnten, das sei doch Sinn der ganzen Aktion. Für Theis jedenfalls ist Niko Kliewer als späterer Mitarbeiter „wie ein Sechser im Lotto“. (by)


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