Von der Fallschanze in die Welt: Horst Tielmann beim Männerfrühstück
Als sich drei Männer 2013 Gedanken machten, wie Männerarbeit buchstäblich an den Mann gebracht werden kann, ahnte sicher niemand von ihnen, dass 2019 die Marke von 10.000 Teilnehmern geknackt werden würde: Beim Männerfrühstück mit Vortrag des FIS-Funktionärs Horst Tielmann am Samstag (9. März) im evangelischen Gemeindehaus in Daaden wurde Bernd Bennetreu aus Niederdreisbach als 10.000. Teilnehmer geehrt.
Daaden. Die Männer, diesmal rund 70, hatten nach einer Andacht, die Pfarrer Steffen Sorgatz abhielt, sich beim gemeinsamen Frühstück ausgetauscht, als dann Thorsten Bienemann das Wort ergriff. Er ist seit 2013 als Synodalbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen für die Männerarbeit zuständig. Damals, erinnerte sich Bienemann, habe man sich mit drei Männern überlegt, „wie Männerarbeit an den Mann“ gebracht werden kann. „Wir haben es geschafft“, freute sich der Beauftragt. Mit dieser Veranstaltung habe man nun mehr als 10.000 Männer erreicht. Beifall im Saal. Im Vorjahr war die Männerarbeit im der Kirchenkreis Altenkirchen von der Evangelischen Landeskirche im Rheinland mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet worden.
Männerarbeit hat sich verselbständigt
Beim Männersonntag 2018 hatte Professor Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschland, in der Barockkirche in Daaden den Gottesdienst zelebriert und mit den Männern und Gästen noch eine gute Zeit im Gemeindehaus in Daaden verbracht. Und dort wurde am Samstag der 10.000 Teilnehmer bei einer Veranstaltung der Männerarbeit geehrt. Damit wurde Bernd Bennetreu aus Niederdreisbach überrascht. Bennetreu sei eine ganz treue Seele, stellte Bienemann heraus und überreichte ein Präsent. Von Anfang an sei er dabei, berichtete Bennetreu. Und was er an der Männerarbeit schätze, sagte er, das seien zum Beispiel die Vorträge und die Gemeinschaft. Die Männerarbeit habe sich längst verselbstständigt, sagte der Beauftragte, der sich freute, dass die Männerarbeit von den Männern gelebt werde und auch in den Kirchengemeinden im Kirchenkreis ein Gesicht hat.
Nach der ebenso gelungenen wie schönen Überraschung hatte Horst Tielmann die ganze Aufmerksamkeit der Männer im Saal, als er eloquent aus der Welt des Skisprungsportes erzählte. Skisprung gab es einst auch in seinem Heimatort Emmerzhausen. Tielmann, Jahrgang 1954, war vier Jahre alt, als die Schanze eröffnet wurde. Tielmann, der in Daaden lebt und Funktionär des internationalen Skiverbands FIS ist, hatte nicht etwa bei den großen Schanzen dieser Welt oder der „Vierschanzentorunee“ seinen Vortrag begonnen, wo ihn seine FIS-Tätigkeit hinführt, zum Beispiel Oslo, „dem Wohnzimmer des Skisprungs“. Aber hier hatte er ein ganz besonderes Erlebnis: Nach seinen Angaben werden dort zum Abendessen im königlichen Palast die Gewinner und ein Vertreter der FIS eingeladen – und einmal hatte diese Ehre Tielmann: „Ein kleiner Emmerzhäuser, wohnhaft in Daaden, darf mit dem König speisen.“
Artisten in der Luft
In Emmerzhausen, seinem Heimatdorf am Stegskopf, hatte er seine interessanten Ausführungen begonnen – und das bebildert: Für den Arbeitskreis Daadener Heimatgeschichte hatte Sprecher Ulrich Meyer 40 Schwarzweißfotos zusammengestellt, die den Skisport in und um Emmerzhausen und auf dem Stegskopf darstellten. Natürlich war auch die Schanze zu sehen, die einst die Menschen begeisterte, im Ort, aber auch darüber hinaus – und auch Tielmann. Er sprach auch die Menschen im Saal an, die einst auch von der Leidenschaft gepackt worden waren. Zum Beispiel Kampfrichter Gisbert Schlosser aus Herdorf. Damals sei alles noch – ohne Computer – mit Bleistift und einem guten Rechenvermögen ermittelt worden, erkannte Tielmann an, „von Menschen mit Leidenschaft“. Und die Sportler „waren damals Artisten in der Luft“.
Tielmann erinnerte, dass er mit Ulrich Rüb, der Vorsitzende des 1955 gegründeten Skivereins Stegskopf Emmerzhausen war anwesend, einst bei Deutschen Jugendmeisterschaften gesprungen war. 1972 kam Tielmann dabei auf den fünften Platz, was er selbst als Zufall bezeichnete – und sein Weg führte in daraufhin 1972 im Deutschen Juniorenkader für Olympia aus dem heimischen Emmerzhausen nach Japan: „So kann man gar nicht träumen, was ich erlebt habe.“
Er wollte unbedingt Skispringer werden
Es war ein interessanter Vortrag, den Tielmann, der auch dem DSB-Kader angehörte, hielt, bei dem auch das Stichwort Traum immer wieder fiel. Er habe unbedingt Skispringer werden sollen, diesen Traum habe er gehabt, und er weiß, dass dies „ohne funktionierendes Umfeld nie passiert wäre“. Eine Medaille habe er nie geholt, sagte er, aber: „Wenn man nie etwas gewonnen hat, fühlt man am ehesten den Boden.“
Als Trainer hat Tielmann andere buchstäblich abheben lassen. In seine Trainerlaufbahn reihen sich unter anderem ein: Trainer am Olympiastützpunkt Nordwest sowie Nationaltrainer für die Niederlande. Mit den Niederländern wurden Weltcuppunkte und ein achter Platz bei der Jugendweltmeisterschaft erreicht. Es war ein unterhaltsamer und abwechslungsreicher Vortrag, als Tielmann vom Skisprungsport berichtete, den er auch als FIS-Funktionär gut kennt. Seit 2000 ist er Mitglied in unterschiedlichen Komitees der FIS, in der Disziplin Skisprung. Er wurde auch zum FIS-Koordinator Skispringen ernannt. In dieser Funktion ist er unter anderem Koordinator für die Disziplin Skispringen und Renndirektor des Continental-Cups. Zu seinem Aufgabenbereich gehört zum Beispiel auch die Inspektion neuer Skisprung-Projekte – und das weltweit. Früher sei er rund 180 Tage im Jahr unterwegs gewesen. Heute rund 140 Tage. Man spürte bei dem Vortrag die Leidenschaft Tielmanns für den Skisprungsport – und die Wurzeln dafür liegen in seinem Heimatdorf Emmerzhausen, wo einst die Fallschanze stand. (tt)
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