Eine Hochburg der Hexenprozesse: Expertin referierte beim Kreisheimatverein
Das war ein ziemlich dunkles Kapitel der Regionalgeschichte, mit dem sich der Kreisheimatverein Altenkirchen beschäftigte: „Hexenprozesse in der Reichsherrschaft Wildenburg und in der kurkölnischen Unterherrschaft Schönstein – ein Überblick“ hieß das Thema von Dr. Claudia Kauertz. Nicht nur die Rahmenbedingungen und Ursachen, sondern auch Akteure und Opfer der Hexenverfolgung hatte sie in ihren Vortrag aufgenommen.
Wissen. Sie war schlimm, die Zeit der Hexenverfolgung in Europa und auch in der Region an der Sieg. Dass sich aber so viele Menschen dafür interessieren, damit hatte der stellvertretende Vorsitzende des Kreisheimatvereins Altenkirchen, Uwe Büch, wohl nicht gerechnet. Es wurde eng im Saal des Hotels Germania in Wissen als Dr. Claudia Kauertz über die Hexenprozesse im heimischen Raum referierte. Kauertz ist die Leiterin des Stadtarchivs im Haus der Essener Geschichte. Sie hat recherchiert im Rahmen ihrer vorherigen Tätigkeit beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) im Archiv von Schloss Schönstein und konnte allerlei Wissenswertes über Hexenverfolgungen im Wildenburger Land und in Schönstein erzählen. Nicht nur die Rahmenbedingungen und Ursachen, sondern auch Akteure und Opfer der Hexenverfolgung hatte sie in ihren Vortrag aufgenommen. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Haltung des Grafen Hatzfeldt, der über die Führung der Hexenprozesse in seinem Hoheitsgebiet zu entscheiden hatte. „Sicher wird der eine oder andere von ihnen von Opfern der Hexenprozesse abstammen“, so Claudia Kauertz zu alteingesessenen Wissener Bürgern.
Der Glaube macht die Hexen
Mehrere Linien des Hauses von Hatzfeldt herrschten im Wildenburger Gebiet und im Raum von Schönstein. Im 16. und 17. Jahrhundert waren diese Regionen eine Hochburg der Hexenprozesse, nicht zuletzt durch das christliche Weltbild. Hexen standen demnach im Pakt mit dem Teufel, sie ritten auf Besen, trafen sich beim Hexentanz und konnten mit ihrer Zauberkraft allerlei Schäden anrichten, so der damalige Glaube. Tausende von Menschen – vor allem Frauen – verloren dabei ihr Leben auf dem Scheiterhaufen. In Zeiten großer Unruhe bekam das Bild des Teufels immer größere Präsenz im Alltag. Manche weltlichen Herrscher lehnten die Hexenverbrennungen ab, das Interesse lag eher bei den Normalbürgern. Manche Nachbarin wurde denunziert und als Hexe bezeichnet, wenn ein Kind nach Krankheit verstarb oder die Kühe keine Milch mehr gaben. Schon 1520 wurden deshalb in Wildenburg erste Maßnahmen von den Landesherren gefordert.
Über 200 Menschen hingerichtet
Für die meisten angeblichen Hexen endete das Verfahren mit dem Tode. Alleine auf dem Blumenberg bei Friesenhagen sollen 200 angebliche Hexen und Hexenmeister hingerichtet worden sein. War der Fürst gnädig, dann ließ er sie vor der Verbrennung erdrosseln oder enthaupten. Alleine in den Regionen Schönstein und Wildenburg standen 12 bis 13 Prozent der Bevölkerung nachweislich in Hexenprozessen vor Gericht, der größte Teil von ihnen endete auf dem Scheiterhaufen. Nach der Überlieferung hat auf der Wildenburg nur eine der vermeintlichen Hexen die Folter überlebt, starb aber dann an den Spätfolgen.
Daumenschraube waren an der Tagesordnung
Die Folter wurde regelmäßig in Strafprozessen eingesetzt, grausame Methoden wie die Daumenschraube waren an der Tagesordnung. Und nur wer gestanden hatte, der durfte hingerichtet werden. In Schnellprozessen dauerte es bis zur Hinrichtung nur drei bis fünf Tage. Johanna von Brempt, die Ehefrau von Wilhelm von Hatzfeldt-Wildenburg, forderte zum Nachdenken auf und mahnte, dass es besser sei, wenn viele Unschuldige frei seien als einen Schuldigen hinzurichten. (ma)
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