Holzklappern statt Glocken: Grünebacher pflegen uralten Brauch
Mit dem Begriff „Tradition“ ist man ja schnell dabei in diesen Zeiten. Hier trifft sie zu: Das uralte Brauchtum des „Klapperns“ – andernorts in der Region heißt es „Kleppern“ oder „Rappeln“ – an den Kartagen wird in Grünebach gepflegt. Dabei sind schon die Kleinsten aktiv. Kinder und Erwachsene treffen sich, bestückt mit Klappern aller Art, Ratschen, gegeneinander schlagenden Brettern oder auch Klappern mit Klöppeln. Teilweise sind die Klappern über 100 Jahre alt.
Grünebach. Am Gründonnerstag verstummen die Glocken in den katholischen Gemeinden aus Trauer um den Tod von Jesus am Kreuz. Im Volksmund heißt es: „Die Glocken fliegen nach Rom.“ Wenn die Auferstehung Christi in der Osternacht gefeiert wird, sind die Glocken zurück. In Grünebach wird schon seit rund100 Jahren der alte Brauch des „Klapperns“, oder, wie es die „Grömicher“ nennen, des „Rappelns“ gepflegt. Dabei ersetzten von Gründonnerstag bis zur Osternacht die Holzklappern das Geläut.
Es wird wieder geklappert in Grünebach
Nachdem vor einigen Jahren das Brauchtum des Klapperns in Grünebach fast eingestellt war und zum Schluss nur noch zwei Jungs auf dem Moped mit den Klappern durch den Ort fuhren, da war klar: Hier musste Abhilfe geschaffen werden. Mittlerweile ist der schöne Brauch wieder fester Bestandteil der Kartage. Kinder und Erwachsene treffen sich, bestückt mit Klappern aller Art, Ratschen, gegeneinander schlagenden Brettern oder auch Klappern mit Klöppeln. Dreimal am Tag wird damit die Zeit verkündet. Von Donnerstagabend bis Samstagmittag ziehen Kinder und Erwachsene durch den Ort. „Und wir werden meist schon erwartet“, erzählt Daniela Hain. „Da wird manchmal sogar extra ein Kuchen für uns gebacken“. An Karfreitag und Karsamstag sind sie schon frühmorgens um sechs Uhr unterwegs. Ausgestattet mit den kleinen Handrätschen und auch großen Klappern sind sie schon von weitem zu hören. Auf hölzerne Resonanzkästen klopfen mehrere kleine Hämmer, die durch eine Kurbel angehoben werden. Das laut knatternde Geräusch wird durch die Drehgeschwindigkeit erzeugt.
Grünebacher besitzen uralte Klappern
Markus Lück besitzt ein ganz besonders Exemplar, er trägt stolz die Klapper seines Ur-Opas Paul, die schon über 100 Jahre alt ist. Dass das Brauchtum schon von Kindesbeinen an gepflegt wird, das zeigt sich an Familie Hain: Der achtjährige Max hat sich die Klapper umgehängt, die ihm sein Nachbar, der ehemalige Ortsbürgermeister Siegfried Eicher geschenkt hat. Die uralte Klapper des Vaters haben die Hains vom Sperrmüll gerettet. Wahrscheinlich hat der Vorbesitzer nicht gewusst, was für ein Kleinod er da entsorgt hat. Jetzt ist sie in guten Händen und Rüdiger Hain hat sie und die seines Sohnes sogar noch mit dem Grünebacher Wappen verziert. Für Mutter Manuela und die beiden Töchter, die dreijährige Annika und die zwölfjährige Luna, ist es ebenfalls selbstverständlich, dass alte Brauchtum zu pflegen und mit den Klappern durch den Ort zu ziehen.
Klappern macht erfinderisch
Wie begeistert auch die Kleinsten schon dabei sind, dass zeigt sich an der zweijährigen Charlotte. Die sieben Jahre alte Lotte ist zum ersten Mal mit dabei und zeigt sich erfinderisch: In Ermangelung einer Rappel trägt sie eine mit Steinen gefüllte Blechkiste. Als kurz darauf Klappern verteilt werden, die Schreiner Werner Schwan vor etlichen Jahren gefertigt hat, da tauscht sie die Kiste gerne gegen eine davon aus. Am Samstagmorgen, dem 20. April, um 9.30 Uhr geht die Gruppe das letzte Mal los und in der feierlichen Ostermesse verkünden dann wieder die Glocken die Auferstehung Jesu. (ma)
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