Fetziger Sound: Thilo Wolf und die Big Band des Heeresmusikkorps begeisterten
Das Rezept für einen gelungenen Konzertabend hat folgende Zutaten: Man nehme einen Verein, der 111-jähriges Jubiläum feiert, einen Dirigenten, der gleichzeitig Berufsmusiker bei der Bundeswehr ist, dazu einen bekannten deutschen Jazzmusiker und Arrangeur, eine Prise Big Band, eine Stadthalle, die genug Platz bietet und würze dies mit einem Publikum, das sich von Musik begeistern lässt. Und heraus kommt ein wohlschmeckendes Menü fetziger Melodien, dem man schon von der ersten Minute an nicht widerstehen kann.
Betzdorf. Fetziger Sound war angesagt beim Konzert der Big Band des Heeresmusikkorps Koblenz am Mittwochabend (15. Mai) in der Stadthalle in Betzdorf aus Anlass des 111-jährigen Jubiläums der örtlichen Stadtkapelle. Thilo Wolf, ein nicht nur in Musikkreisen bekannter Jazzmusiker, Bandleader, Komponist und Arrangeur, hatte für den Musikabend ein abwechslungsreiches Potpourri aus Jazz, Soul und Pop zusammengestellt. Und diese Mischung traf genau das Herz des Publikums, das die Musikdarbietungen der Big Band mit Begeisterung annahm.
Erlös des Konzertes kommt der Jugendarbeit zugute
Wie Julia Stinner, Geschäftsführerin der Stadtkapelle Betzdorf, erklärte, wurde der Auftritt der Big Band durch Sascha Becher möglich, der in Personalunion Dirigent der Betzdorfer Stadtkapelle und hauptberuflich Trompeter beim Heeresmusikkorps Koblenz ist. Im Rahmen einer Benefiztournee geben die Militärmusiker in kleiner Formation Konzerte an verschiedenen Standorten. So ist beispielsweise der Erlös des Konzertes in der Betzdorfer Stadthalle für die Nachwuchsarbeit der Stadtkapelle und für Projekte der Jugendpflege Betzdorf-Gebhardshain bestimmt. Was kaum jemand weiß, die Bundeswehr hat für diese Benefiztournee extra den Jazzprofi Thilo Wolf engagiert, der den Musikern im Vorfeld die Noten zugeschickt und anschließend mit ihnen intensiv zwei volle Tage geprobt hatte. So war es auch nicht verwunderlich, dass fast alle Musikstücke des Abends von Thilo Wolf arrangiert waren und dazu Eigenkompositionen des bekannten Jazzmusikers intoniert wurden.
Jazzmusik bildete den Schwerpunkt im ersten Konzertteil
Vor ausverkaufter Stadthalle eröffnete die Big Band das Konzert mit „Rhythm of Our World“ einem Solostück für Trompeten. Der Song ist eine Jazzkomposition, mit der Arturo Sandoval 1998 beim Jazz Festival in Newport brillierte. „It’s de Lovely“ von Cole Porter, arrangiert von Thilo Wolf, in der Urversion von Ella Fitzgerald gesungen, bildete das zweite Musikstück des Abends. Bei den Soundtracks zu „Die Cole Porter Story“ gehört dieser Titel, interpretiert von Robby Williams, mit zu seinen bekanntesten Liedern.
Mit „Smile“ von Nat King Cole, arrangiert von Thilo Wolf, das aus dem Film „Moderne Zeiten“ von Charly Chaplin stammt, wurde das Konzert fortgesetzt. „Fever“, als nächster Beitrag, arrangiert von Thilo Wolf, ist ein 1956 von Eddie Cooley und John Davenport alias Otis Blackwell geschriebener Song, der ein Riesenerfolg wurde und von vielen namhaften Größen der Musikbranche gecovert wurde. Mit „Swinging Fingers“, eine Eigenkomposition von Thilo Wolf, des Leiters der Big Band, wurde das Konzert fortgesetzt.
„Why Should I Care“, nächster Musiktitel des Abends, arrangiert von Thilo Wolf, ist ein bekanntes Jazzstück, das von Carole Bayer Sager, Clint Eastwood und Linda Thompson komponiert wurde. „It Could Happen To You“ als weiterer Programmpunkt ist eine Komposition von Jimmy Van Heusen mit dem Text von Johnny Burke aus dem Jahr 1944.
„That’s My Band“, eine Eigenkomposition von Thilo Wolf, bildete den vorletzten Song des ersten Programmteils. Nach „Michelangelo“, einem Tango von Piazzolla und arrangiert von Thilo Wolf, ging man in die wohlverdiente Konzertpause.
Der zweite Konzertteil überzeugte mit bekannten Melodien
Mit „Blues On Sunday“, einer Eigenkomposition von Thilo Wolf, wurde der zweite Teil des Konzertabends eröffnet. „Glory Halleluja“ als Fortsetzung des weiteren Programms ist ein von William Steffe komponiertes amerikanisches Patriotenlied. Den Text verfasste Julia Ward Howe während des Amerikanischen Bürgerkrieges. Thilo Wolf hat dieses Musikstück für die Big Band arrangiert. „Feels So Good“, arrangiert von Mario Lopez, ist Teil des 1977 von Chuck Mangione veröffentlichtes Jazz-Album. Der Titelsong "Feels So Good" erreichte Platz 4 der US-Charts und wurde von der Big Band als nächster Programmpunkt gekonnt intoniert.
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Mit „I Wish“, einem klassischen Soulstück von Stevie Wonder, arrangiert von Thilo Wolf, wurde das bunte Musikprogramm fortgesetzt. „Love Never Felt So Good“ von Michael Jackson und Paul Anka ist ein Popsong, der in einer Demoversion bereits 1983 und in der Duett-Version mit Justin Timberlake am 2. Mai 2014 veröffentlicht wurde. Beim „Whitney Houston Medley“, arrangiert von Robert Kuckertz, wurden Erinnerungen an die 2012 gestorbene US-amerikanische R&B-, Soul- und Popmusik-Sängerin wach. Die Big Band Version des Titels bildete den nächsten Programmpunkt des Konzertabends.
„Caravan“ von Duke Ellington sollte eigentlich das Schlusslied des Abends werden, aber das Publikum forderte mit anhaltendem Applaus die obligatorische Zugabe. Mit den Titeln „Lilli Marleen“, arrangiert von Robert Kuckertz und „In The Mood“, arrangiert von Glenn Miller als Zugabe, endete ein großartiger Konzertabend, der beim musikbegeisterten Publikum noch lange nachwirken wird.
Thilo Wolf im Gespräch mit dem AK-Kurier
Bereits vor dem Konzert hatte der AK-Kurier die Möglichkeit, mit Thilo Wolf, dem bekannten Jazzmusiker, Bandleader, Komponisten und Arrangeur, ein Interview zu führen.
AK-Kurier: Herr Wolf, bitte erzählen Sie den Lesern des AK-Kuriers ein wenig über sich.
Thilo Wolf: Mein Name ist Thilo Wolf, ich bin Jahrgang 1967, lebe in Fürth und bin Jazzmusiker. Nach dem Abitur habe ich an der Universität Erlangen-Nürnberg Betriebswirtschaft studiert. Hauptberuflich bin ich heute jedoch Bandleader der Thilo Wolf Big Band und als Pianist, Komponist und Arrangeur tätig. Neben Klavier spiele ich noch weitere Instrumente wie Kontrabass und Schlagzeug.
AK-Kurier: Wie sind Sie zur Jazzmusik gekommen?
Thilo Wolf: Ich habe schon früh mit dem Klavierspielen begonnen und war schon seit Kindheit fasziniert von der Big Band Musik von Max Greger und Glenn Miller. Da ich noch nie Noten für Big Band gesehen hatte, habe ich im Alter von 15 Jahren Kontakt zur Kapelle Hugo Strasser aufgenommen und diese gebeten, mir Noten zur Verfügung zu stellen, die ich dann ein wenig später erhalten habe. Dann habe ich die Musikstücke zuhause auf dem Klavier gespielt.
AK-Kurier: Was haben Sie anschließend gemacht?
Thilo Wolf: Ich war erstaunt, dass die Notenarrangements gar nicht so schwer waren wie ich dachte. Dann habe ich mich hingesetzt und versucht, selbst Stücke zu arrangieren. Mit dem Erfolg, dass die Musiker des Orchesters Hugo Strasser diese mit Begeisterung gespielt haben und ich mit dieser Formation, allerdings ohne Hugo Strasser selbst, mit einigen Stücken sogar auf einer Schallplatte mitwirken durfte. Damals war ich 16 Jahre alt.
AK-Kurier: Und wie ging es dann musikalisch weiter?
Thilo Wolf: Nach dem Studium hab ich im Alter von 25 Jahren die Thilo Wolf Big Band gegründet. Da es nur wenig deutsche Jazzmusiker gab, diese Musikrichtung sich aber einer großen Beliebtheit erfreute, wurde der Bayerische Rundfunk auf mich aufmerksam. Fortan war ich regelmäßig in einer eigenen Jazzmusiksendung, SWING IT, im Bayerischen Rundfunk zu hören. Neben meinen eigenen Projekten schreibe ich noch Musikstücke für Film- und Fernsehproduktionen sowie für verschiedene Musikkünstler und produziere CD’s. Hinzu kommen noch Auftritte mit der Thilo Wolf Big Band.
Auszeichnungen für Thilo Wolf:
1983 war Thilo Wolf Preisträger der Nürnberger Nachrichten. 1986 wurde er von der Stadt Fürth mit dem Kulturförderpreis ausgezeichnet. Im Jahr 1984 belegte Thilo Wolf den ersten Preis beim Forum junger deutscher Komponisten für Orchestermusik. In den Jahren 1988 bis 1992 erhielt er ein Stipendium der Nürnberger Nachrichten. 2004 wurde Thilo Wolf der Louis-Armstrong-Gedächtnis-Preis und 2004 der Kulturpreis der Stadt Fürth verliehen. Seit 2007 hat die Thilo Wolf Big Band zudem einen Platz in der „Big Band Hall of Fame“, USA. (GRI)
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