Vesakh-Fest im Kloster Hassel
Mitte Mai (2019) fand im Kloster Hassel wieder das traditionelle Vesakh-Fest statt. Hierbei handelt es sich um einen weltweit zelebrierten buddhistischen Feiertag. Gestaltet wurde dieser im Kloster Hassel als offener Tag.
Hassel. Nach der von Dieter Born und Daniel Simon geführten Wanderung begann das Fest im Kloster mit Grußworten.
Dietmar Henrich, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hamm/Sieg eröffnete das Fest und wies auf seine Bedeutung hin (das Gedenken an Siddhattha Gotama, den letzten Buddha). Er hob die Schönheit der Landschaft und die gute Atmosphäre im Kloster hervor, die ideal zum Entschleunigen und Loslassen seien. Er begrüßte die Beiträge des Klosters in den Bereichen Kultur und Bildung sowie die Naturprojekte als Bereicherung der Vielfalt in der Gemeinde und wünschte der Veranstaltung einen guten Verlauf.
Pfarrer Prof. Dr. Klaus Otte, evangelischer Theologe mit vielfältigen Ämtern und seit langem engagiert für den interreligiösen Dialog, begann sein Grußwort mit einer Reflexion zum Thema Grenzen, die eine weitreichende Betrachtung erlauben. Sie können Hoffnung auf Zukunft bedeuten und auch Verfestigung und Zementierung. Es gelte im Leben, sich auf den Weg zu machen, ohne Illusionen über die Zukunft und ohne zu sehr zurück in die Vergangenheit zu schauen. Das Geheimnis des Lebens stelle sich in jedem Moment neu her. Er wünsche eine Zukunft, die zugreift, so wie der Samariter, der auf seinem Weg einen Verletzten versorgte. Das Kloster strahle Offenheit aus, Prof. Otte dankte für die gute Freundschaft und beendete seinen Beitrag mit einem Friedensgruß.
Peter Klöckner, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hachenburg, stellte in seinem Beitrag einen positiven und konstruktiven Bezug zum Gemeinwesen her. Er griff gängige Vorbehalte auf, z.B. „man kann ja sowieso nichts ändern“ und hielt dem entgegen, dass Mitgestalten möglich sei. Es brauche halt einen langen Atem. Hilfreich seien gemeinsames Gestalten und Gemeinschaftserlebnisse sowie das Engagement für konkrete Ziele auf kommunaler Ebene.
Den Hauptvortrag zu Lehre und Leben des Buddha hielt die Klosterleitung, Ew. Dhammā Mahātherī, die darum gebeten worden war. Der Gedenktag umfasse einen ganzen Kreislauf: die Geburt des Buddha, seinen Durchbruch zu klarem Sehen, vollständiger Erkenntnis und innerer Freiheit sowie seinen Tod und er rege damit zur Betrachtung der Prozesse des Lebens an - nüchtern, ohne Wertung, „es ist, wie es ist“. Zentral in der Lehre sei die Aufforderung des Buddha: Komm und sieh, prüfe selbst. Folge nicht blindlings dem, was andere Dir sagen. Den Frieden kann man in sich selber finden.
Begegne man einem Menschen, der andere Auffassung trage, solle man prüfen, was daran heilsam und gut und ihn darin bestärken, und ihn nicht von der eigenen Betrachtung überzeugen wollen. Die Buddha-Lehre sei kein Dogma, sondern ein Übungsansatz – sei achtsam, heißt es. Dabei gehe es einerseits um Reinigung, um inneres „Aufräumen“ unförderlicher, fürs eigene Leben nachteiliger Gewöhnungen sowie andererseits um Großzügigkeit und die Stärkung positiver Charaktereigenschaften wie Vertrauen, Dankbarkeit und Wohlwollen. Es sei möglich, in Würde immer wieder neu zu beginnen. Das Leben beginne jeden Moment neu – wir dürfen jeden Moment neu anfangen. Bei der Schulung der Achtsamkeit sei es wichtig, dem Leben eine Richtung zu geben, zu reflektieren, was man für sich selbst als wichtig erachtet und diese Werte und Ideale stärkend zu erhalten.
Der Buddha entstammte einem wohlhabenden Herrscherhaus. Zentrale Erfahrungen für ihn seien die Begegnung mit kranken, alten und sterbenden Menschen sowie die mit einem Asketen, einem Wandermönch, gewesen. So wuchs in ihm der Entschluss zur Suche nach der Wahrheit des Lebens, nach einem Zugang zu einer bleibenden Art von innerem Frieden und Freiheit. Mit 26 Jahren wählte er den religiösen Weg und wurde Mönch. Er erlernte die gängigen Schulungswege, die ihm nicht die gesuchte Antwort schenkten. Die Suche und inneres Üben führten ihn schließlich zu der Erkenntnis, dass der menschliche Geist nicht in Extremen Ruhe und Frieden sich schaffen kann. Seien es nun die ausschweifenden Sinnesgenüsse oder auch extreme Askese – beides verwarf er als Weg zu innerem Frieden.
Er erkannte das Begehren, den dauerhaften inneren Drang nach etwas Habenwollen oder Weghabenwollen, als Ursache innerer Unzufriedenheit und den Weg zur Überwindung – nicht blind allen Impulsen zu folgen. Die innere Stärkung, die aus Charakterqualitäten und innerer Beruhigung erwachse, erfülle tiefgreifender als die rasch dahineilenden Begehrensimpulse in ihrem Stillung versprechenden Erfüllen tragen können. Die kurzfristige Befriedigung des Begehrens trüge rasch wieder Vergehen und alsbald erneutes Begehren nach mehr und neu.
Die Mittagspause bot Gelegenheit zu Austausch und Information. Das Küchenteam um Thomas Heck erfreute die Gäste mit wohlschmeckender Pizza aus dem Holzkohleofen und frischen Salaten. Auf großes Interesse stieß die anschließende Einführung und Erläuterung der Gehmeditation durch Irmela und Daniel.
Im offenen Gesprächskreis mit der Klosterleitung und Freunden des Klosters stellten Gäste zahlreiche Fragen zu praktischen Ansätzen der Buddha-Lehre.
Auf Wunsch wurde der Übungsansatz zur alltagsnahen Achtsamkeitsschulung erläutert, wie er auch bei Offenen Ruhigen Aufenthalten im Kloster sehr praxisnah und alltagsbezogen Anwendung findet. Es sei ein Weg, im eigenen Alltag sich Hilfen zu innerer Beruhigung und Regeneration zu erschließen.
Gefragt wurde auch nach Möglichkeiten zum Umgang mit Stress und starkem beruflichem Eingebunden-Sein. Der Satz „es ist, wie es ist“ bedeute nicht, alles unreflektiert hinzunehmen. Vielmehr gehe es darum, sich bewusst zu machen, wo man steht und davon ausgehend Veränderungen in kleinen Schritten vorzunehmen. Die Hilfe der im eigenen Charakter wurzelnden Qualitäten wie z.B. Großzügigkeit, Dankbarkeit, Aufrichtigkeit und Gönnen-können sei im Alltäglichen von Innen sehr stärkend. Es gelte immer wieder, aus allem das Beste zu machen.
Am Nachmittag folgte ein Kulturprogramm mit vielfältigen Beiträgen. Dr. Salamat Schiftah brachte orientalische Klänge aus der Zeit des Buddha zu Gehör. Das Barockensemble Orlando der Musikschule Altenkirchen spielte auf klassischen Instrumenten Musik alter Meister. Die Mitglieder des Ensembles ließen sich auch durch Wind und Regen nicht aus dem Takt bringen.
Axel Dohms trug Märchen vor, die humorvoll und mit überraschenden Wendungen Lebensweisheiten vermitteln. Für die musikalische Begleitung sorgten Thalia Staedel und Georg Meinhardt. Sie waren es auch, die den Tag mit einem Sonatenkonzert ausklingen ließen, bevor die Klosterleitung die Gäste mit guten Wünschen verabschiedete.
Ein friedvoller und harmonischer Tag ging zu Ende; viele Gäste hoben die ruhige und zugleich inspirierende Atmosphäre im Kloster Hassel hervor. (PM)
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