„Fabrik der Zukunft“ war Thema bei „Region im Dialog“
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Region im Dialog“ referierten Professor Dr.-Ing. Peter Burggräf von der Universität Siegen und Dr. Stephan Witt von der Firma Kampf aus Wiehl zum Thema „Fabrik der Zukunft“ in den Räumen der Sparkasse in Altenkirchen. Die Chancen für Wirtschaft und Forschung sowie die Wandlung eines hierarchisch strukturierten Unternehmens zu einem modernen Betrieb durch Digitalisierung der industriellen Produktion (Industrie 4.0) wurden den Gästen in eindrücklichen Fachvorträgen erläutert.
Altenkirchen. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Region im Dialog“ fand am Mittwoch (5. Juni) in den Räumen der Sparkasse in Altenkirchen eine Vortragsreihe zum Thema „Chancen für Wirtschaft und Forschung: Die Smarte Demonstrationsfabrik Siegen“ statt. Profesor Dr.-Ing. Peter Burggräf von der Universität Siegen informierte über Chancen für Wirtschaft und Forschung und über die Fabrik der Zukunft. Dr. Stephan Witt von der Firma Kampf Schneid- und Wickeltechnik GmbH & Co. KG aus Wiehl ging unter dem Aspekt „Industrie 4.0“ der Frage nach, wie die Digitalisierung ein mittelständisches Unternehmen verändert. „Region im Dialog“ ist eine Veranstaltungsreihe der Universität Siegen, in dem praxisnahe Beiträge aus Wissenschaft und Wirtschaft angeboten werden. Die Veranstaltungsreihe hat sich zum Ziel gesetzt, Impulse für eine verstärkte Zusammenarbeit in der Region zu geben und wird gemeinsam von der Universität Siegen und den Wirtschaftsjunioren Südwestfalen durchgeführt und von der Wirtschaftsförderung des Kreises Altenkirchen unterstützt. Regionalen Netzwerken kommt eine immer größer werdende Bedeutung zu. Gerade in Krisenzeiten kann ein gut funktionierendes Netzwerk eine Region stark machen.
Netzwerk „Connect. US“: Schnittstelle zwischen Universität und Wirtschaft
Als Hausherr begrüßte Uwe Asbach, Geschäftsstellenleiter der Sparkasse Altenkirchen und gleichzeitig Leiter des Marktbereiches Altenkirchen, die Gäste in den Räumen der Sparkasse. Dr. Jens Jacobs, Leiter des Netzwerks „Connect. US“ der Universität Siegen, stellte den Anwesenden die Funktion des Universitätsnetzwerkes vor. „Connect. US“ bildet als Partner für die Vernetzung aller Einrichtungen und Fakultäten der Universität die Schnittstelle mit der heimischen Wirtschaft. Dabei reichen die Kooperationsmöglichkeiten von Forschung- und Entwicklungsprojekten bis zum Sponsoring der Kooperationspartner. Die Angebote in den Bereichen Wissenstransfer, Gründung, Career Service und Alumni (Absolventen der Uni) richten sich sowohl an Universitätsangehörige als auch an Externe.
Industrie 4.0 führt zur Erhöhung der Produktivität und Flexibilität
Dr. Stefan Witt erläuterte anhand anschaulicher Beispiele den Umwandlungsprozess des Unternehmens, das sich, ursächlich geprägt von einer hierarchischen Unternehmensstruktur, durch Einsatz von Digitalisierung und dem Aufbau von Netzwerken zu einem modernen Betrieb gewandelt hat. Als einer der führenden Hersteller von Folienschneidemaschinen war das Unternehmen als Hauptlieferant von Kodak, die damals den Markt der Digitalisierung wortwörtlich verschlafen haben, von deren Konkurs im Jahr 2012 besonders betroffen. Durch Erschließung neuer Märkte konnte man die Verluste wettmachen. Um sich zu behaupten, hat man sich dem Thema Informatisierung von Prozessen zugewandt. Gleichzeitig hat man die alte Unternehmensstruktur der Hierarchie in modernes Teamworking mit Arbeitsgruppenbildung geändert, um das Prinzip, dass das größte Gut einer Firma die Mitarbeiter und deren Ideen sind, umzusetzen. Dafür hat man eine eigene Programmierabteilung eingerichtet und mit qualifizierten Softwareprogrammierern besetzt. Als Erstes wurde ein firmeninternes Netzwerk, auf das jeder Mitarbeiter Zugriff hat, eingerichtet. Dadurch können beispielsweise Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter für effizientere Betriebsabläufe und Produktionen zeitnah umgesetzt werden. Unter dem Begriff „Converting 4.0“ hat man Softwareprogramme entwickelt, um die Steuerung der vom Unternehmen produzierten Schneidemaschinen durch Vernetzung in Echtzeit zu ermöglichen. Dies führt zur Verbesserung von Schnittprogrammen, Rüst- und Wartungszeiten und damit letztendlich zur Erhöhung der Produktivität und Flexibilität. „Nur durch Vernetzung“, so Dr. Stefan Witt, „wird sich ein Unternehmen zukünftig erfolgreich auf dem Markt behaupten können“.
Die Fabrik der Zukunft verändert die Arbeitswelt wesentlich
Professor Dr.-Ing. Peter Burggräf, Lehrstuhl für Internationales Projektmanagement an der Universität Siegen, stellte die Kooperation der Siegener Uni mit dem RWTH Aachen dar. Dabei kooperieren beide Institutionen, um Unternehmen in Südwestfalen im Bereich Fabrikplanung und Produktionsmanagement fit für die Digitalisierung der industriellen Produktion (Industrie 4.0) zu machen. Dabei untersuchen die Hochschulteams, wie sich Fabriken in Zeiten der Digitalisierung weiterentwickeln und optimieren können. Zum Thema „Fabrik der Zukunft“ wird die vierte industrielle Revolution, besonders auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, rasante Entwicklungen machen. Was in den letzten 100 Jahren an Fortschritt geschaffen wurde, wird zukünftig in einem Zeitraum von 20 Jahren erreicht werden. „Die Fabrik der Zukunft“, so Peter Burggräf, „wird die Arbeitswelten wesentlich verändern“. Die Digitalisierung bringt schon heute zahlreiche Neuentwicklungen mit sich. Wer beispielsweise in den USA via Google eine E-Mail erhält, bekommt von Google mehrere Antwortmöglichkeiten vorgeschlagen, die man im Idealfall nur noch anklicken muss. Durch die Künstliche Intelligenz wird man in Zukunft keine Mails mehr lesen müssen. Das System wickelt diese automatisch ab und konfrontiert den Inhaber des E-Mail-Postfaches nur noch mit den Ergebnissen. Systeme werden in der Lage sein, den Termin beim Frisör oder den Sitzplatz im Restaurant selbsttätig zu buchen. Bestes Beispiel dafür, so Peter Burggräf, sei Alexa, das Sprachsteuersystem von Amazon, das heute bereits in der Lage ist, Sprachbefehle auszuwerten und diese im Haus umzusetzen. Ein Haus ohne Smart-Home-Technologie werde in Zukunft nicht mehr vorstellbar sein. Auch in der „Fabrik der Zukunft“ werden diese Technologien Einzug halten. Steigende Lohnkosten machen den Wunsch der Automatisierung zum Vater der Gedanken. Gleichzeitig werden sich durch die Industrie 4.0 die technologischen Fähigkeiten von Automatisierungslösungen verbessern. Doch betrifft die Künstliche Intelligenz nicht nur den Produktionsbereich, sondern wird auch in das Produktmanagement sowie in die Firmenadministration Einzug halten. Man schätzt, dass 2040 bereits 80 Prozent aller heutigen Aufgaben im Produktionsmanagement durch Künstliche Intelligenz übernommen werden. Das Thema Digitalisierung wird zukünftig bei allen Firmen präsent sein. Ansonsten ist man nicht mehr wettbewerbsfähig. Firmen, auch Mitbewerber, sollen zukünftig in Netzwerken kooperieren, denn jeder Austausch von Informationen dient dazu, dass sich eine Firma besser dem Markt stellen kann. (GRI)
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