Fußball in der Krise: „Auf der Straße stehen zu viele Autos“
Warum der Fußball in der Region in der Krise ist? Darauf hatte Prof. Dr. Andreas Knie (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung/TU Berlin) eine Erklärung: „Weil es keine Straßenfußballer mehr gibt.“ Denn: „Auf der Straße stehen zu viele Autos.“ Und so bekam der in Siegen geborene Gast aus Berlin bei Forum Siegen, der Vortragsreihe der Universität Siegen, die Kurve zu seinem Thema „Die Zukunft der Mobilität in Stadt und Land! Auf dem Weg in den Versuch und Irrtum!“
Siegen. Der Sozialwissenschaftler gewährte auf lockere Art und Weise im Theater des Lÿz Einblick über seine Version des Autoverkehrs der Zukunft. Es gebe kaum eine Region mit so vielen Autos wie das Siegerland, bilanzierte Knie. Das habe regionale Gründe. Auch das Car-Sharing stecke noch in den Kinderschuhen. Dabei sei Deutschland vormals Eisenbahn- und Fahrradland gewesen. Knie: „Wir mussten das Auto erst lernen.“ Gepuscht durch Subventionen und Werbung wurde das Auto zum liebsten Kind des Deutschen. Straßen und Verkehrskreuze gab es dabei schon zu Zeiten, da Autos eher die Ausnahme waren – gegen Ende des 2. Weltkriegs waren das etwa 3.800 Kilometer Wegstrecke. Auch in den 50er Jahren wurden Autos als Wohlstandsfaktor gewertet – obwohl die Wenigsten sich ein solches Vehikel leisten konnten.
In Deutschland, so Knie, gebe es aktuell rund 47 Millionen Autos: „Ein Wandel ist in diesem System nicht vorgesehen.“ Denn: „Wenn wir nicht wissen, was die Zukunft bringt, bleiben wir beim Alten.“ Mit einem lächelnden Auge schaute der Referent auf die zahlenmäßige Entwicklung der Führerscheine und der Autos in weiblicher Hand. So besaßen 1993 nur 13 Prozent der über 65-jährigen Frauen einen Führerschein, 2016 waren es 85 Prozent.
Seit 2007 gibt es Apps. Diese machen Vieles möglich. Auch das Car-Sharing. 70 Prozent der Car-Sharer sind Männer. Knie: „Autos werden künftig einmal zu Sitzplätzen. Die Bedeutung von Automarken schwindet.“ Diese Entscheidung basiere nicht auf Ingenieurkunst, sondern auf Plattformen. Überhaupt, so Knie, würden künftig Gewinne zunehmend durch Ideen gemacht.
Dem automatisierten Fahren sagte Knie eine große Zukunft voraus. In Drolshagen erproben Knie und andere Wissenschaftler aktuell den automatisierten Shuttle „Sam“. Der Wissenschaftler: „Wir schauen, was man machen muss, damit diese Technik funktioniert.“ Gedacht ist das Gefährt als Transportmittel der letzten 4 bis 5 Kilometer bis zum Hub, sprich Bahnhof. „Sam“ kann bestellt werden, er fährt „on demand“. Ziel sei es, „ein Konzept für die vielen, vielen Autos zu erstellen, die wir haben“. Knies persönliche Vision sind dabei 40 Fahrzeuge pro 1.000 Einwohner: „Die Zeitschiene hängt von uns ab.“
Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe Forum Siegen lautet am Donnerstag, 4. Juli, 20 Uhr, im Lÿz in Siegen das Thema von PD Dr. Cornelius Schubert: „Die Stadt als Labor. Zu den Verhältnissen von Stadt, Technologie und Gesundheit“. (PM)